Das Zeitalter der Fuenf 02 Magier
schwarz wurde und der Wind zu schreien begann. Wir konnten nur einige Schritte weit sehen. Ich hörte den Jungen dem Kapitän sagen, dass sie auf Felsen zusteuerten und nach Steuerbord halten sollten. Er sprach mit solcher... Autorität. Der Kapitän verfluchte den Jungen und schickte ihn unter Deck. Im nächsten Moment tauchte der Junge direkt vor mir auf. Ich konnte sehen, dass er wütend war. Zornig, wie nur ein Erwachsener es sein konnte. Es war so eigenartig, diese Regung im Gesicht eines so jungen Menschen zu sehen.«
Grim hielt inne. Die Erinnerung war so lebendig. Er konnte noch immer das Eis im Wind und die Furcht in seinen Eingeweiden spüren und das Gesicht des Jungen sehen. Er nahm noch einen Schluck von seinem Getränk und konzentrierte sich auf die tröstliche Wärme, die es mit sich brachte. Die beiden Zuhörer warteten geduldig.
»Der Junge hat mich zum Beiboot hinübergezerrt. Als mir klar wurde, dass ich ihm helfen sollte, die Taue zu kappen, protestierte ich. Er richtete sich auf und sah mir in die Augen...« Grim ahmte den Jungen nach und fixierte die Frau mit einem Blick, von dem er hoffte, dass er überzeugende Festigkeit vermittelte. »Dann sagte er: ›Ich habe dich zweimal gewarnt. Ich werde dich nur noch ein einziges Mal warnen. Verlass dieses Schiff, oder du wirst keinen Tag mehr zu leben haben!‹<
In diesem Augenblick entdeckte uns einer der Schläger - ein großer, massiger Mann. Er brüllte auf und hob die Hand, um nach dem Jungen zu schlagen. Seine Faust fand jedoch nicht ihr Ziel. Der Junge machte eine winzige Bewegung, und der Schläger fiel hintenüber. Sein Kopf prallte gegen die Reling, und er blieb liegen.«
Grim lächelte. »Ich stand da und starrte den Jungen an. Er versetzte mir einen gewaltigen Stoß, so dass ich in das Beiboot fiel, dann lösten sich die Seile wie von selbst. Im nächsten Moment stürzten das Beiboot und ich ab und schlugen auf das Wasser. Ich lag einfach nur benommen da und blickte zu dem Jungen auf, während sich das Beiboot vom Schiff entfernte, als dränge irgendetwas es aufs Meer hinaus.«
Der Alte Grim schüttelte den Kopf. »Ich habe ihn nie wiedergesehen. Als ich am nächsten Tag ans Ufer ruderte, folgte mir eine Schar Möwen. Da wurde mir klar, wer er war. Später hörte ich, dass das Schiff auf die Felsen gelaufen war. Der größte Teil der Mannschaft war umgekommen, aber niemand hat einen Jungen gesehen. Weder tot noch lebendig.«
Die Frau lächelte jetzt. Es bereitete Grim ein gewisses Vergnügen, das zu sehen. Meine Geschichte hat ihr gefallen, erkannte er. Ich denke, es spielt keine Rolle, ob sie sie glaubt oder nicht.
»Du bist ein glücklicher Mensch«, sagte sie.
Er hob seinen Becher und trank. »Das ist wahr. Mein Schicksal hat sich von jenem Tag an gewendet. Ich arbeitete für meinen Unterhalt, und als ich wieder nach Hause kam, hatte ich genug beisammen, um mir ein eigenes Boot zu kaufen.«
»Also bist du am Ende doch Kapitän geworden«, sagte sie und hob ihren Becher an die Lippen.
»Allerdings.«
»Aber niemand hat dir deine Geschichte geglaubt.«
»Niemand außer meiner Frau.«
»Bist du dir sicher?« Ihre Augen wurden schmal. »Bist du wirklich niemals jemandem begegnet, der wusste, dass deine Geschichte der Wahrheit entsprach?«
Er hielt inne, denn ihm fiel mit einem Mal ein, dass das, was er gesagt hatte, nicht die ganze Wahrheit war. »Bei einigen wenigen Leuten hatte ich den Eindruck, dass sie mir glaubten. Reisende größtenteils. Ein junger Segelmacher hat mir vor kurzem erzählt, er habe von einem Händler oben im Norden eine ganz ähnliche Geschichte gehört.«
»Auch dieser Händler ist der Möwe begegnet?«
»Das hat er gesagt. Er meinte, dass er von Plünderern überfallen worden war, und ein Junge hat ihn gerettet.«
»Hat der Mann den Namen des Händlers genannt?«
»Nein, aber der Segelmacher lebt ein Stück weiter oben an der Küste.« Er beugte sich vor. »Warum interessierst du dich so sehr für die Möwe?«
Sie lächelte. »Ich möchte sie finden.«
Er lachte leise. »Viel Glück. Ich habe den Eindruck, dass er der Typ ist, der dich findet, nicht umgekehrt.«
»Das hoffe ich.«
»Was willst du eigentlich von ihm?«
»Einen Rat.«
An ihrer Miene konnte er ablesen, dass sie mehr nicht sagen würde. Also zuckte er nur die Achseln und hielt seinen leeren Becher hoch. »Gib mir noch etwas zu trinken, dann werde ich mich vielleicht an die Namen anderer Reisender erinnern, die mir geglaubt
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