Das Zeitalter der Fuenf 02 Magier
Stelle hinter Auraya. Sie sah über ihre Schulter und bemerkte eine leuchtende Gestalt hinter sich.
Juran, sagte der Gott zur Begrüßung. Dyara, Auraya, Rian und Mairae.
»Chaia«, erwiderten die anderen ehrerbietig und machten das Zeichen des Kreises. Auraya folgte hastig ihrem Beispiel. Sie hatte sich so sehr an Chaias Gegenwart gewöhnt, dass es leicht war zu vergessen, welche Reaktion von den Weißen erwartet wurde, wenn einer der Götter erschien.
Der Gott kam langsam um den Tisch herum.
Wie ihr wisst, ziehen wir es die meiste Zeit über vor, den Unsterblichen zu erlauben, ihre eigenen Wege zu wählen. Gelegentlich greifen wir ein, da es unsere Pflicht ist, eure Taten zu leiten, wenn sie mit unseren Zielen im Widerspruch stehen. Er hielt inne und sah Juran an. Dies ist eine Gelegenheit, da ich eingreifen muss.
Juran zog die Brauen zusammen und blickte auf den Tisch.
Euer Ziel ist es, unsere Anhänger zu schützen, nicht euch selbst, erklärte Chaia.
Juran zuckte zusammen. »Es war nicht meine Absicht, uns auf Kosten anderer zu schützen«, sagte er und blickte zu dem Gott auf. »Mein Ziel ist es, die Zirkler auf lange Sicht zu schützen. Falls einer von uns stirbt, wird ganz Nordithania verletzbar sein.«
Dyara nickte. »Ich bin derselben Meinung. Sollte Auraya in Si sterben, könnte das langfristig zu einer großen Zahl von Toten führen.«
Chaia lächelte.
Sollte Auraya sterben, werden wir einen Ersatz für sie auswählen - obwohl ich bezweifle, dass wir jemanden finden würden, der über ebenso große Gaben verfügt wie sie.
Trotz des Lobes überlief Auraya ein Schauer. Sie hatte geglaubt, sie sei bereit, ihr Leben für die Siyee aufs Spiel zu setzen. Jetzt, da sie wusste, dass die Götter genau dieses Risiko von ihr verlangten, regte sich irgendwo tief in ihrem Innern Furcht. Sie fühlte sich... austauschbar.
Genau wie ein Soldat, dachte sie. Nun, nichts anderes sind wir im Grunde. Mächtige, unsterbliche, mit Gaben gesegnete Soldaten im Dienst der Götter. Die Ironie dessen, was sie soeben gedacht hatte, blieb ihr nicht verborgen. Wir sind nur deshalb unsterblich, weil wir nicht altern. Sollten wir vor der Art von Konflikt stehen, die Juran fürchtet - sollten wir unser Leben ständig aufs Spiel setzen müssen, um die Zirkler zu schützen -, dann könnten wir sehr viel schneller den Tod finden als gewöhnliche Sterbliche. Sie straffte sich. Dann soll es so sein.
»Ich habe mich dafür entschieden, den Göttern zu dienen, und ich habe nicht die Absicht, damit in allzu naher Zukunft aufzuhören, obwohl es mir eine große Freude wäre, mich zu ihnen zu gesellen«, erklärte sie. »Ich werde keine unnötigen Risiken eingehen. Und vergesst nicht - ich kann binnen eines Tages wieder hier sein, falls ihr mich braucht.«
Juran sah ihr fest in die Augen, dann nickte er und wandte sich zu Chaia um. »Ich danke dir für deine Weisheit und Leitung, Chaia«, sagte er demütig. »Ich werde Auraya nach Si schicken.«
Der Gott lächelte, dann verschwand er. Auraya spürte, wie er sich außer Reichweite ihrer Sinne bewegte. Als sie wieder zu Juran hinüberblickte, betrachtete er sie mit undeutbarer Miene.
»Die Götter haben dich mit ungewöhnlichen Gaben begünstigt«, sagte er. »Ich hätte erkennen sollen, dass sie die Absicht hatten, dich diese Gaben nutzen zu lassen. Sei vorsichtig, Auraya. Es sind nicht nur deine einzigartigen Fähigkeiten, die wir vermissen würden, wenn wir dich verlören.«
Sie lächelte gerührt. »Vielen Dank. Und ich werde vorsichtig sein.«
Juran sah die anderen an. »Dann wäre das also entschieden. Und jetzt sollten wir besser unsere Gäste davon in Kenntnis setzen.« Er wandte sich an Auraya.
»Ich werde es ihnen erzählen«, sagte sie.
Als sie sich erhoben und die Seiten des Altars sich langsam öffneten, dachte Auraya an Chaias Erscheinen. Sie hatte sich gefragt, was er wohl von Jurans Einwand halten würde. Hatte sie ihn gerufen, ohne dass es ihr bewusst gewesen war? War er nahe genug gewesen, um ihr Gespräch mit anzuhören, noch bevor ihre Sinne ihn hatten wahrnehmen können?
Dies waren Fragen, über die sie später würde nachdenken müssen. Für den Augenblick sollte sie sich besser damit beschäftigen, wie sie mit diesen Pentadrianern in Si verfahren konnte, ohne sich selbst oder die Siyee in Gefahr zu bringen.
Der Alte Grim sah auf, als die Frau den Raum betrat, und konnte den Blick nicht mehr abwenden. Hohe Wangenknochen, Haar, so schwarz wie die Nacht,
Weitere Kostenlose Bücher