Das Zeitalter der Fuenf 02 Magier
Frau. Sie atmete jetzt leichter und war nicht mehr so bleich. Tyve streichelte ihre Hand.
»Ihre Finger sind warm«, sagte er und blickte staunend zu Mirar auf. »Wie machst du das? Es ist... ist... ist...« Er schüttelte den Kopf. »Ich würde alles darum geben, wenn ich das ebenfalls könnte.
Mirar lächelte schief. »Alles?«
Tyve sah die Frau an und nickte. »Ja«, sagte er.
Es geht schon wieder los, dachte Mirar und erinnerte sich an ähnliche Augenblicke im Laufe der Jahrhunderte. Junge Männer oder Frauen entdeckten, welch ein Wunder es war, lebensrettende Hilfe zu spenden. Später, wenn der erste Jubel sich gelegt hatte und er ihnen erklärte, was das Leben eines Traumwebers verlangte, änderten die meisten ihre Meinung wieder.
Wenn Tyve bei seinem Entschluss bleibt, wirst du ihn unterrichten?, fragte Leiard.
Es gibt hier nicht viele andere Dinge, mit denen ich mich beschäftigen könnte, antwortete Mirar. Auf diese Weise werde ich etwas zu tun haben, während ich versuche, mich von den Weißen fernzuhalten.
Was ist mit Jayim?
Bei dem Gedanken an den Jungen, mit dessen Unterweisung Leiard in Jarime begonnen hatte, zuckte Mirar zusammen.
Arleej wird dafür Sorge getragen haben, dass irgendjemand seine Ausbildung beendet. Ich kann es jedenfalls nicht tun.
Nein, aber wenn du gezwungen bist, auch die Ausbildung dieses Jungen abzubrechen, kannst du dich nicht darauf verlassen, dass Arleej deine Arbeit weiterführen wird, bemerkte Leiard.
Doch, das könnte ich. Arleej wäre vielleicht nicht allzu begeistert davon, aber ich könnte Tyve nach Somrey schicken. Möglich, dass sie mich dafür verflucht, dass ich ihr einen weiteren Schüler aufbürde, aber sie wird begreifen, welche Vorteile es hätte, Siyee-Traumweber zu haben.
Den Weißen wird das nicht gefallen, warnte Leiard ihn. Wenn die Götter hören, dass ein Traumweber einen Siyee ausbildet, werden sie der Sache nachgehen. Sie werden feststellen, dass Tyve von jemandem unterwiesen wird, zu dessen Geist sie keinen Zutritt haben, und das wird ihren Argwohn wecken, was deine Identität betrifft.
Mirar dachte einen Moment lang nach. Sollte Tyve sich dafür entscheiden, Traumweber zu werden, wird er begreifen und akzeptieren müssen, dass diese Angelegenheit geheim bleiben muss und dass ich gezwungen sein könnte, ihn zur Vollendung seiner Ausbildung nach Somrey zu schicken.
Wo es nicht länger notwendig wäre, ein Geheimnis daraus zu machen. Das würde dir gefallen, nicht wahr? Die Weißen haben gerade erst angefangen, die ersten Priester und Priesterinnen in Siyee auszubilden, und es wäre dir ein Vergnügen, wenn sie erfahren würden, dass du zur gleichen Zeit den ersten Siyee-Traumweber ausbildest.
Es wäre in der Tat recht befriedigend , gab Mirar zu.
»Wilar?«
Er blickte zu Tyve auf.
»Was muss ich tun?«, fragte der Junge.
Mirar lächelte. »Ich werde es dir erklären, aber nicht jetzt. Wir müssen unsere Arbeit fortsetzen.«
Tyve nickte. Er sah das kleine Mädchen an, das im Schneidersitz auf dem Boden saß. »Sie zeigt die ersten Symptome. Was sollen wir tun?«
Mirar wandte sich dem Mädchen zu und winkte es heran. »Komm her, Kleine. Wie heißt du?«
28
E in sanfter Lichtschimmer wärmte den östlichen Horizont, aber die Luft war kühl. Auraya drehte sich nach Reet um, der jedoch nicht an ihrer Seite war. Erschrocken sah sie sich um. Er flog unter ihr. Zu ihrer Erleichterung gab er weder seiner Schwäche noch der Herzzehre nach, sondern schwebte langsam auf ihr Ziel zu.
Sie folgte ihm hinab, ließ sich durch eine Lücke in dem Blätterbaldachin des Waldes sinken und wich den Zweigen der gewaltigen Bäume aus.
Reet stieß einen Pfiff aus, auf den einige wenige schwache Antworten folgten. Auraya schaute sich um und bemerkte etliche Lauben, die auf Plattformen hoch oben in den Bäumen erbaut waren. Eine dieser Plattformen steuerte der Bote an.
Er hatte sich für die Laube des Stammesführers entschieden. Auraya, die kurz nach dem jungen Siyee landete, lächelte, als eine alte Frau aus der Laube geschlurft kam. Sie war die Ehefrau des Sprechers, wie sie aus ihren Gedanken las. Ihr Lächeln verblasste jedoch, als sie die Symptome der Krankheit erkannte.
»Ich habe Hilfe geholt«, sagte Reet müde. Dann wandte er sich zu Auraya um. »Auraya von den Weißen ist gekommen, um uns beizustehen. Das ist Tryli, die Frau von Sprecher Veece.«
Die alte Frau lächelte erschöpft. »Willkommen, Auraya von den Weißen. Unter normalen Umständen
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