Das Zeitalter der Fuenf 02 Magier
hinunterführte.
»Es sieht so aus«, antwortete Tarsheni.
»Ja«, pflichtete Emerahl ihm bei. »Nein - das solltest du ihnen noch nicht zeigen«, fügte sie hinzu, als er seine Börse hervorholte. »Lass uns zuerst abwarten, was wir hier vorfinden.«
Er blickte ängstlich zum Tunnel hinüber. »Meinst du, es ist eine Falle?«
»Ich bin nur vorsichtig.«
Der Spalt vertiefte sich, und als sie ihn erreichten, konnten sie Lampen von den Wänden zu beiden Seiten eines Tunnels hängen sehen und einen Halbkreis aus Licht am anderen Ende. Die Wände wurden von Mauerwerk gestützt, das so aussah, als sei es am Eingang in jüngster Zeit instand gesetzt worden. In der Tiefe des Tunnels - wohl auf halber Strecke, vermutete Emerahl - versperrte ein Gitter die gesamte Breite der Durchfahrt. Der Pfad verlief auf einem Sims an einer Seite des Tunnels entlang.
Sie konnte Gestalten vor sich erkennen und Interesse spüren, als man ihr Boot herannahen sah. Die feinen Härchen auf ihrer Haut stellten sich auf, als das Interesse der Männer im Tunnel sich in Habgier verwandelte.
»Wie habt ihr von diesem Tunnel erfahren, Tarsheni?«
»Ein Mann hat uns davon erzählt. Er sagte, er könne uns nach Norden bringen, wenn wir dafür die Gebühr für die Durchfahrt durch den Tunnel übernehmen.«
»Warum seid ihr nicht auf sein Angebot eingegangen?«
»Er hat uns nicht gefallen.«
»Hmm. Mir scheint, dass in diesem Tunnel mehr Boote unterwegs sein sollten, sonst wäre damit kein Gewinn zu machen.«
»Vielleicht ist es noch zu früh am Tag.«
»Hmm.«
Sie überlegte, wer den Tunnel vielleicht durchfahren mochte. Fischer könnten ihn nützlich finden, aber der Tunnel war zu klein, um größere Boote als ihres aufzunehmen. Nur Reisende wie sie selbst, die allein oder in Begleitung weniger anderer waren, würden diesen Tunnel wählen.
»Was hat der Mann sonst noch über den Tunnel gesagt?«
Tarsheni zuckte die Achseln. »Dass es früher viele Tunnel durch die Landenge gab und die meisten von Schmugglern in den Fels gehauen wurden, dass die Leute aber irgendwann befürchteten, die Tunnel könnten einstürzen, und die Landenge würde vom Meer unterspült werden. Damals haben sie die Tunnel gefüllt.«
Emerahl dachte an die Reparaturen im Mauerwerk um den Eingang herum. War dieser Tunnel versperrt und in jüngster Zeit wieder geöffnet worden?
»Hat er davon gesprochen, dass jemand Einwände gegen die neuerliche Öffnung des Tunnels erhoben hat?«
»Nein«, antwortete Tarsheni. Dann hielt er einen Moment lang inne. »Es besteht doch nicht die Gefahr, dass er einstürzt, oder?«
Emerahl blickte zu der gewölbten Decke empor. »Er wirkt durchaus stabil.«
Als sie sich dem Tor näherten, sah Emerahl vier Männer auf dem Felsvorsprung stehen. Ihre Mienen spiegelten die Gier wider, die sie in ihren Gedanken spürte. Emerahl zog ein wenig Magie in sich hinein und schuf einen Schutzschild um das Boot herum. Sie bremste es vor dem Tor ab und sah dann allen vier Männern abwechselnd in die Augen.
»Seid mir gegrüßt, Torhüter. Meine Passagiere und ich möchten eine Durchfahrt kaufen.«
Ein großer Mann, dem mehrere Zähne fehlten, hakte die Hände in seinen Gürtel und grinste sie an.
»Sei mir gegrüßt, meine Dame. Ist das dein Boot?«
»Ja.«
»Normalerweise haben wir es nicht mit weiblichen Seeleuten zu tun.«
Die anderen Männer traten vor und betrachteten die Familie und ihre Habe. Einer machte Anstalten, von dem Felsvorsprung in ihr Boot hinabzusteigen. Das Knie des Mannes stieß gegen ihre Barriere. Er fluchte vor Schmerz und taumelte rückwärts.
»Ich gestatte niemandem, ungebeten auf mein Boot zu kommen«, sagte Emerahl und wandte sich wieder dem zahnlosen Mann zu.
Er kniff die Augen zusammen. »Dann solltest du uns besser hineinbitten, oder wir werden dich nicht durchlassen.«
»Ihr braucht nicht an Bord zu kommen«, entgegnete sie entschieden.
Der zahnlose Mann reckte die Brust vor. »Du hast also Gaben. Unser Ameri hat auch welche.« Er deutete auf einen seiner Kameraden, einen mageren, säuerlich dreinblickenden jungen Mann. Sie nickte ihm mit geheuchelter Höflichkeit zu und wandte sich dann wieder zu dem zahnlosen Mann um.
»Wie wäre es, wenn du die Gebühr auf zehn Kanar herabsetzt und ich dafür das Tor stehen lasse?«
Sie ertappte sich dabei, dass sie auf eine Weigerung hoffte. Das Gleiche machten diese Männer wahrscheinlich ständig mit Reisenden. Obwohl sie ihrem Treiben nicht gänzlich ein Ende setzen
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