Das Zeitalter der Fuenf 02 Magier
Götter zu verärgern. Niemand war gestorben. Niemand hatte Schaden erlitten. Er hatte die Menschen lediglich dazu ermutigt, Fragen zu stellen, und ihnen eine Alternative angeboten. Und so hatten die Götter reagiert...
Sie sah eine gewaltige Explosion von Staub und Stein und spürte ein Echo der Qual, zerquetscht zu werden. Sie verstand, dass Mirar genug Magie in sich hineingezogen hatte, um einen Bruchteil seines Selbst am Leben zu erhalten, und sie begriff auch, dass er den Göttern und Juran entkommen war, indem er seine Persönlichkeit unterdrückt und eine andere erschaffen hatte.
Dies ist es, wozu ich geworden bin.
Nicht der Mann, den sie als Leiard gekannt hatte. Nicht zuerst jedenfalls. Sein Körper war verbogen und vernarbt, sein Gedächtnis verloren, und er war als elender Krüppel in der Welt umhergeschweift. Erst viele Jahre später hatte sein Körper sich erholt. Erst nachdem er nach Jarime gekommen und Traumweberratgeber geworden war, hatte sich seine wahre Identität in ihm geregt.
Dies ist der Grund, warum ich mich erinnert habe.
Sie war es, die seine Tarnung zum Einsturz gebracht hatte. Sein Instinkt, den er zusammen mit Leiard erschaffen hatte, hatte ihn gemahnt, sich von Jarime fernzuhalten, aber das Verlangen, in ihrer Nähe zu sein, war stärker gewesen. Ihr Herz krampfte sich zusammen. Leiard hatte sie wirklich geliebt. Sie war nicht getäuscht worden. Aber Leiard war nicht real.
Oh doch, das ist er. Dies ist es, wozu ich geworden bin.
Sie sah, was sie zuvor nur hatte erahnen können. Die Netzerinnerungen Mirars waren sein wahres Ich gewesen, das langsam zurückkehrte, aber Leiard hatte ein ganzes Jahrhundert Zeit gehabt, um eine reale Person zu werden. Nach der Schlacht war er mit einer Freundin nach Si gereist. Als sie diese schöne junge Frau sah, durchzuckte Auraya ein Stich der Eifersucht. Wer ist sie? Die Freundin hatte ihm zu begreifen geholfen, dass Leiard nichts sein konnte, was Mirar nicht auch sein konnte. Daraus hatte er nur einen Schluss ziehen können: Wenn Leiard Auraya liebte, dann musste auch er sie lieben. In dem Augenblick, da er dies akzeptiert hatte, war er wieder zu einem ganzen Menschen geworden. Das Wissen, dass er nicht mit ihr zusammen sein konnte, schmerzte, aber nicht minder schmerzte ihn der Gedanke, dass er sie in Schwierigkeiten bringen könnte, daher wollte er Nordithania verlassen, sobald die Siyee genesen waren, und an einen fernen Ort gehen.
Ich bin Leiard, sagte Mirar. Und ich bin Mirar. Keiner von uns ist mehr das, was er einmal war. Aber was wir ...
Nein! Auraya zuckte zusammen, als Huans Stimme die von Mirar übertönte. Neben ihr blitzte aus dem Nichts eine leuchtende Gestalt auf. Was immer du in diesem vergangenen Jahrhundert gewesen sein magst, du bist deswegen der Verbrechen, die du begangen hast, nicht weniger schuldig.
Welcher Verbrechen?, fragte er trotzig. Klagst du mich des Verbrechens an, lästig gewesen zu sein? Den Menschen eine andere Möglichkeit geboten zu haben, als euch blind zu huldigen? Ihnen von eurer Vergangenheit erzählt zu haben? Du und deine Gefährten, ihr habt weit schlimmere Verbrechen begangen als ich.
Auraya runzelte die Stirn, als sie eine Ahnung von schrecklichen Erinnerungen in Mirars Geist auffing. Er sah sie an und schob die Erinnerungen beiseite.
Ich würde dir diese Dinge zeigen, sagte er, aber damit würde ich dir großen Schmerz bereiten.
Doch nach dem, was sie gesehen hatte, wusste sie, dass er die Götter der Grausamkeit und Ungerechtigkeit für fähig hielt. Außerdem glaubte er, dass er nichts getan hatte, um den Tod zu verdienen.
Darüber hinaus wusste sie, dass er nichts gegen sie oder die Weißen unternommen hatte, das der Gehässigkeit oder einer bösen Absicht entsprungen wäre. Er war umhergeschweift, hatte mit der Rückkehr seiner wahren Identität gerungen und versucht, sein Gleichgewicht zurückzugewinnen.
Auraya!
Sie wandte sich der Göttin zu, benommen von all dem, was sie erfahren hatte.
Ist es ein Verbrechen, einer Seele Unsterblichkeit zu verweigern? Mirar behauptet, er habe den Sterblichen eine Alternative angeboten, aber er kann ihnen kein Leben nach dem Tod anbieten. Wer einen Sterblichen von uns fortlockt, betrügt diesen um die Ewigkeit. Das weißt du.
Mirar schüttelte den Kopf.
Manche Menschen würden diese Möglichkeit vorziehen, statt eine Ewigkeit in Ketten an eurer Seite zu verbringen. Ich mag außerstande sein, ihre Seelen zu erhalten, aber ich kann dieses Ziel auch
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