Das Zeitalter der Fuenf 02 Magier
Kehrte Leiard zurück? Er suchte nach einer anderen Persönlichkeit in seinem Geist, konnte aber keine entdecken.
Ich bin Leiard, rief er sich ins Gedächtnis. Ich sollte besser akzeptieren, dass seine Schwächen meine sind, und dafür sorgen, dass ich nicht abermals andere in Gefahr bringe. Wenn ich Auraya nicht haben kann, sollte ich mich so weit wie möglich von ihr entfernen.
Die Luft in der steilen, schmalen Schlucht war feucht und reglos. Mirar musste gähnen, und er überlegte, kurz Halt zu machen, um zu schlafen. Er hatte sich seit seinem Aufbruch vom Blauen See kaum Ruhe gegönnt, und die Müdigkeit, die er so lange beiseitegedrängt hatte, erschien ihm plötzlich unerträglich.
Er stolperte. Als er hinabblickte, sah er die dünnen Reben, die kreuz und quer über seinen Weg verliefen. Sein Herz setzte einen Schlag aus, und er sah sich hastig um. Furcht vertrieb die Benommenheit aus seinen Gedanken.
Die Bäume und der Waldboden um ihn herum waren überwuchert von Schlafreben. Gefangen in einer endlosen Gedankenspirale, die sich um Auraya und die Götter drehte, hatte er nicht bemerkt, wohin die Schlucht ihn geführt hatte. Bei dem Gestank von verwesendem Fleisch drehte sich ihm der Magen um. Irgendwo unter dem üppigen Teppich mussten ein oder zwei Tierleichen verborgen liegen, Opfer der Gabe der Schlafrebe.
Jetzt, da er sich der heimtückischen Verlockung bewusst geworden war, fiel es ihm leicht, sich dagegen zu wehren. Er setzte sich wieder in Bewegung und stieg vorsichtig über die Reben auf dem Boden hinweg. Es handelte sich um eine große, ausgereifte Pflanze. Die Schlucht war ein natürlicher Pferch und trug der Pflanze wahrscheinlich viele Opfer ein.
Nach einer Weile wurde die Schlucht noch enger, aber die Reichweite der Reben endete bald. Mit einem Seufzer der Erleichterung stieg Mirar in den schmalen Felsspalt hinab. Er musste sich an mehreren Felsvorsprüngen vorbeizwängen oder darüber hinwegklettern.
Ich kann nur hoffen, dass dies keine Sackgasse ist ...
Wenn Tyve ihn doch nur begleitet hätte. Er war davon überzeugt, dass der Junge mitgekommen wäre. Aber Tyves Geist stand den Göttern offen und hätte ihnen Mirars Aufenthaltsort verraten.
Einige Schritte vor ihm endeten die Felswände zu beiden Seiten, und gleichzeitig stürzte der Grund tief ab. Unten konnte er die Wipfel von Bäumen sehen, die sich im Wind wiegten. Am Ende der Schlucht angekommen, fand er sich auf einer Klippe wieder. Er war nicht in eine Sackgasse geraten, aber der Abstieg würde eine Menge Zeit und Konzentration erfordern.
Vor ihm erhoben sich Berge, und die Kletterpartie, die ihm als Nächstes bevorstand, war nichts im Vergleich zu dem, was ihm blühte, wenn er diese felsigen Hänge überqueren wollte. Emerahl hatte ihm vorgeschlagen, sich in Richtung der sennonischen Wüste zu wenden. Diese Durchquerung der Berge war die kürzeste Route. Die einfachere, wenn auch längere Route hätte ihn vom Blauen See aus flussabwärts zur Küste geführt, aber die Küste war der Ort, an dem die Götter ihn erwarten würden. Auch die Siyee würden dort nach ihm Ausschau halten, und er musste damit rechnen, dass die Weißen ihn dort empfangen würden. Sie würden nicht erwarten, dass er zuerst einen Berg überwand und es dann mit der Wüste aufnahm, um nach Südithania zu gelangen. Zumindest hoffte er, dass es sich so verhielt.
Seufzend setzte er sich hin, um zu essen und das vor ihm liegende Gelände zu betrachten. Obwohl der Wald einen großen Teil des Bodens verdeckte, konnte er einen Weg erkennen, der an den augenfälligeren Hindernissen vorbeiführte.
Ein Schatten glitt über ihn hinweg. Ein großer Schatten.
Er blickte gerade rechtzeitig auf, um einen Siyee zu sehen, der über den Absturz hinausglitt und dann aus seinem Blickfeld verschwand.
In diesem Teil von Si lebten nur wenige Siyee. Er gehörte zwar immer noch zum Gebiet des Stamms vom Blauen See, aber da es rund um den See so viel nutzbares Land gab, hatte der Stamm es nicht nötig, so weit hinauszufliegen, um Nahrung zu finden. Sie könnten nach etwas suchen, das es in ihrer Nähe nicht gibt, überlegte er. Nach seltenen Pflanzen vielleicht. Oder vielleicht wachen sie über ihr Land.
Oder sie könnten nach mir Ausschau halten.
Er stand auf und drängte sich in die Felsspalte. Ob sie nun nach ihm suchten oder nicht, wenn sie ihn sahen, würden sie den Göttern vielleicht seinen Aufenthaltsort verraten. Er hielt inne und dachte darüber nach, ob er umkehren
Weitere Kostenlose Bücher