Das Zeitalter der Fuenf 02 Magier
umschlang sie, bevor sie reagieren konnte. Seile. Feine, zu einem Netz gewobene Seile. Sie breitete die Arme aus, aber das Netz raubte ihr jede Bewegungsfähigkeit.
Du darfst nicht in Panik geraten!, sagte sie sich. Jetzt, da sie gefangen war, wurde ihr bewusst, wie dringend sie Luft brauchte. Sie hatte von Elai gehört, die in den Netzen der Landgeher ertrunken waren, aber sie kannte auch Geschichten von Leuten, die sich aus solchen Netzen befreit hatten. Eines wusste sie mit Bestimmtheit: Wenn sie um sich schlug, würde sich das Netz nur umso fester um sie herum zusammenziehen. Ich muss ruhig bleiben und mir langsam einen Weg ins Freie erkämpfen.
Als sie das Netz untersuchte, sah sie, dass die Lücken in dem Gewebe groß genug waren, um es den meisten Fischen zu ermöglichen, hindurchzuschwimmen. Das Netz dehnte sich zu beiden Seiten auf eine Art und Weise aus, die die Vermutung nahelegte, dass es um die Seeglocken herumgespannt war. Als ihr die mögliche Bedeutung aufging, begann ihr Herz von neuem zu hämmern. Hatten diese Landgeher das Netz hier ausgelegt, um Raubtiere fernzuhalten oder Elai?
Sie wollte die Antwort auf diese Frage nicht herausfinden. In einer Hand hielt sie den Beutel mit Seeglocken, in der anderen Rissis Messer. Sie brauchte beide Hände, um das Netz aufzuschneiden. Also klemmte sie sich den Beutel zwischen die Zähne und bearbeitete das Netz, bis sie ein Loch hineingeschnitten hatte, das groß genug für den Beutel war. Sie zwängte ihn hindurch und ließ ihn los. Er sank langsam auf den sandigen Meeresboden hinab.
Jetzt machte sie sich daran, ihre Arme zu befreien. Doch gerade, als sie einen Arm freibekommen hatte, ging ein Ruck durch das Netz.
Sie blickte auf, und ihr Herz krampfte sich vor Furcht zusammen, als sie sah, dass das Netz sich langsam emporbewegte.
Noch nicht!, dachte sie, während sie verzweifelt an den Maschen sägte. Wieder ging ein Ruck durch das Netz, und es zog sich enger um sie zusammen. Sie bearbeitete die Maschen wie eine Wahnsinnige. Ein Nachlassen des Wasserdrucks sagte ihr, dass sie sich emporbewegte, und sie stellte fest, dass ihr Oberkörper bereits frei war. Doch das Gewirr der Seile um ihre Beine zog sie mit den Füßen voran weiter nach oben. Die Oberfläche kam jetzt rasch näher, ebenso wie der dunkle Rumpf des Bootes. Sie hörte Stimmen.
Panik wallte in ihr auf, und sie hackte auf das Netz ein. Die Klinge verfing sich und entglitt ihrer Hand. Sie wand sich und versuchte danach zu greifen, aber sie bekam nur Wasser zu fassen. Das Sonnenlicht blitzte kurz auf der Klinge auf, dann versank sie.
Das Netz spannte sich um ihre Beine, und im nächsten Moment wurde sie emporgezogen.
Nein!, kreischte sie in das Wasser und wand sich hin und her, um ihre Beine zu befreien, aber mit dem nächsten Ruck wurde sie über die Oberfläche gezogen. Sie sog frische Luft in ihre Lunge und versuchte dann abermals, die Hände nach ihren Knöcheln auszustrecken. Sie hörte Stimmen über ihr. Wütende Stimmen. Einer der Landgeher brüllte ein Wort.
Dann zerrten fremde Hände an ihr. Sie wehrte sich und trat um sich, immer noch kreischend vor Entsetzen. Sie spürte die harte Kante des Bootes unter sich, dann fiel sie auf eine glatte Oberfläche.
Die Hände ließen von ihr ab. Sie hörte auf zu schreien und starrte, keuchend vor Angst, zu den Landgehern empor. Auch sie blickten sie an, und ihre bleichen, faltigen Gesichter waren vor Abscheu verzerrt.
Sie wechselten einige Worte, dann musterte einer der Landgeher sie mit zusammengekniffenen Augen, bevor er den anderen einen Befehl zurief. Sie sahen ihn mit mürrischem Respekt an, und mit Ausnahme von einem zogen sie sich alle zurück.
Sie vermutete, dass derjenige, der die Befehle gebrüllt hatte, der Anführer war. Jetzt begann er mit dem, der zurückgeblieben war, zu reden. Imi richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf das Netz, das noch immer um ihre Knöchel gespannt war. Das Seil hatte sich schmerzhaft fest zusammengezogen. Wenn sie sich befreien könnte, brauchte sie nur aufzuspringen und über den Rand des Bootes ins Wasser abzutauchen.
Aber das Seil ließ sich nicht lösen. Stattdessen fiel ein Schatten über sie, und ihr wurde klar, dass der Anführer sich vorgebeugt hatte. Als sie das Messer in seiner Hand sah, zuckte sie zurück, fest davon überzeugt, dass er sie töten würde. Sie hörte sich vor Angst wimmern.
Das Messer bewegte sich zu ihren Knöcheln hinab. Mit einigen sorgfältigen Schnitten befreite der
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