Das Zeitalter der Fuenf 02 Magier
über sie nachgedacht, und ich habe mich gefragt, ob es besser oder schlechter für uns wäre, wenn wir sie finden würden.«
»Schlechter, wenn es dazu führt, dass die Götter von unserer Existenz erfahren.«
»Wie sollte das möglich sein?« Sie hielt inne. »Glaubst du, die anderen würden uns verraten?«
»Vielleicht nicht mit Absicht. Die Götter könnten möglicherweise ihre Gedanken lesen.«
Emerahl lächelte schief. »Wenn das möglich wäre, hätten die Götter sie schon vor langer Zeit gefunden und getötet«, wandte sie ein.
Mirar veränderte seine Position ein wenig. »Ja, wahrscheinlich.«
Sie blickte zu den Sternen auf. »Trotzdem, die anderen brauchen vielleicht unsere Hilfe.«
»Wenn sie so lange überlebt haben, brauchen sie unsere Hilfe nicht, davon bin ich überzeugt.«
»Ach ja? So wie du meine Hilfe nicht gebraucht hast?«
Er lachte leise. »Aber ich bin ein junger Narr und gerade mal tausend Jahre alt. Die anderen Wilden sind älter und weiser.«
»Dann wären sie vielleicht in der Lage, uns zu helfen«, erwiderte sie.
»Wie?«
»Wenn ich dich lehren konnte, deinen Geist zu verbergen, stell dir nur vor, was sie uns vielleicht beibringen können. Möglicherweise nichts, aber das wissen wir erst, wenn wir sie gefunden haben.«
»Willst du, dass ich dich auf dieser Suche begleite?« Emerahl seufzte. »Das hätte ich sehr gern, aber ich glaube nicht, dass es klug wäre. Wenn du recht hast und gewöhnliche Priester tatsächlich nicht in der Lage sind, Gedanken zu lesen...«
»Ich habe recht.«
»... dann dürfte mir keine Gefahr drohen, es sei denn, ich hätte abscheuliches Pech und würde dem Priester über den Weg laufen, der schon früher nach mir gesucht hat. Dem Priester, der im Gegensatz zu seinen Kameraden Gedanken lesen kann.«
»Andererseits gibt es erheblich mehr Menschen, die Leiard erkennen könnten«, sagte er.
»Ja.«
»Wenn die Götter nach mir suchen, könnten sie die Priester und Priesterinnen angewiesen haben, sie zu rufen, falls sie mich sehen. Außerdem werden die Traumweber wahrscheinlich nach mir Ausschau halten. Die Götter könnten auch ihre Gedanken überwachen.« Er stöhnte. »Es gibt so viele Menschen, die mich erkennen könnten. Warum hat sich Leiard bloß einverstanden erklärt, Traumweberratgeber der Weißen zu werden?«
»Er hat sicher geglaubt, es sei das Beste so.«
»Der Umgang mit den Göttern hat sich noch nie als das Beste erwiesen.« Er seufzte. »Wie lange werde ich mich noch verstecken müssen? Werde ich in dieser Höhle bleiben müssen, bis niemand mehr lebt, der mich erkennen könnte?«
»In diesem Fall würdest du niemals von hier fortkommen. Es sei denn, du hättest die Absicht, jemanden auszuschicken, der die Weißen ermordet.«
»Ist das ein Angebot?«
Sie lächelte. »Nein. Du wirst tun müssen, was ich getan habe - zum Eremiten werden. Du wirst lediglich mit den gewöhnlichsten und unwichtigsten Menschen Umgang haben.«
»Wenn ich ein Leben lang hierbleibe, brauche ich mir also nur noch um die Weißen Gedanken zu machen.«
»Wenn du allen Menschen aus dem Weg gehen willst, kannst du nicht hierbleiben. Ich habe den Siyee erzählt, dass ich jetzt, da ich vom Ende des Krieges erfahren habe, nach Hause zurückkehren würde«, sagte sie. »Sie werden zurückkommen, um festzustellen, ob ich noch hier bin.«
»Kennst du noch andere Verstecke?«
»Einige. Allerdings glaube ich nicht, dass du anderen Menschen zur Gänze ausweichen kannst oder dass du es überhaupt versuchen solltest. Du brauchst Menschen, oder der Riss in deiner Identität könnte wieder tiefer werden.«
»Ich habe dich.«
Sie lächelte. »Das ist wahr. Aber ich bin ein Mensch, zu dem Leiard eine starke Verbindung hat. Ich könnte deine Fähigkeit, Leiard zu akzeptieren, behindern. Du brauchst den Kontakt mit Menschen, die keine frühere Verbindung zu dir haben. Diese Siyee werden dir nichts Böses antun. Und du hast mir erzählt, dass du noch keinem von ihnen begegnet bist.«
»Was soll ich ihnen sagen, wer ich bin? Ich kann ihnen nicht erzählen, ich sei Mirar.«
»Nein. Du wirst abermals so tun müssen, als seist du jemand anderer.«
»Leiard?«
»Nein«, entgegnete sie entschieden. Gib dir einen neuen Namen und ein neues Aussehen, aber erfinde keine neuen Gewohnheiten oder persönlichen Merkmale dazu. Sei du selbst.«
»Welchen Namen soll ich benutzen?«
Sie zuckte die Achseln. »Ich an deiner Stelle würde keinen Namen auswählen, den du nicht
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