Das Zeitalter der Fuenf 03 Goetter
bezweifle, dass ich dazu einen Grund haben werde. Ich ziehe es vor, mich nicht mit Politik zu befassen.«
Sie lächelte. »Aber was ist, wenn die Politik beschließt, sich mit dir zu befassen?«
»Dann werde ich danach trachten, sie davon abzubringen.«
»Und was ist mit mir? Wirst du auch versuchen, mich davon abzubringen?«
Mirars Haut kribbelte angesichts der verborgenen Warnung in ihren Worten. Er zwang sich zu lächeln. »Ich werde es tun, wenn es sein muss, obwohl ich zugebe, dass es mir wenig Freude machen würde.«
Ihr Lächeln wurde breiter. »Dann tu es nicht. Ich werde in einigen Tagen nach Glymma zurückkehren, und ich möchte, dass du mich begleitest. Du solltest die anderen Stimmen kennenlernen.«
Ein kalter Schauer lief Mirar über den Rücken. Dies war keine Einladung, auch wenn es kein direkter Befehl war. Er musterte sie ernst. »Sei versichert, dass die Einladung eine Ehre für mich ist. Ich habe tatsächlich die Absicht, Glymma zu besuchen, und ich würde mich freuen, die anderen Stimmen kennenzulernen. Allerdings würde ich es vorziehen, zuerst mehr von Südithania zu sehen. Muss mein Besuch so bald stattfinden?«
Sie nickte. »Deine Reisen können warten. Im Moment kann es für dich nichts Wichtigeres geben, als eine freundschaftliche Beziehung zu uns aufzubauen.« Ihre Miene wurde weicher, und sie neigte den Kopf zur Seite. »Außerdem denke ich, dass du mir auf meinem Heimweg ein unterhaltsamer Gesellschafter sein wirst.«
Mirar unterdrückte ein Seufzen. Er würde ihre Einladung nicht ablehnen können.
»Wann brichst du auf?«
»In zwei Tagen.«
Neuerlicher Applaus lieferte ihm einen Vorwand, seine Aufmerksamkeit wieder auf die Kandidaten zu richten. Der muskulöse junge Mann vollführte gerade einige akrobatische Kunststücke, um die Wähler zu unterhalten. Genza schnaubte leise.
»Den Göttern sei Dank, dass der Häuptling nicht allein aufgrund seiner Beliebtheit gewählt wird«, murmelte sie.
»Haben die Prüfungen überhaupt eine Auswirkung auf die Entscheidung?«
Sie warf ihm einen gekränkten Blick zu, der offenkundig gespielt war. »Natürlich haben sie das. Wenn wir die Menschen nicht glauben machen würden, dass sie einen Anteil daran haben, würden sie unsere Entscheidung vielleicht nicht akzeptieren.«
Er nickte. »Ich hatte etwas Derartiges vermutet.«
»Und du missbilligst es?«
»Keineswegs. Ich weiß, dass du eine kluge Wahl treffen wirst.«
»Wie kannst du dir da so sicher sein?«
»Du und die anderen Stimmen, ihr mögt bereit sein, jedwedes Problem in Kave zu regeln, aber ich bin davon überzeugt, dass du die lange Reise hierher lieber nicht allzu oft unternehmen möchtest, erst recht nicht im Sommer.«
Sie kicherte. »Kave zeigt sich zu dieser Jahreszeit gewiss nicht von seiner schönsten Seite. Aber es gibt kaum eine bessere Zeit, um Glymma zu besuchen. Wirst du mich begleiten?«
Er unterdrückte ein Seufzen und dachte nach. Ich habe keinen zwingenden Grund, ihre Einladung abzulehnen und damit zu riskieren, sie und die anderen Stimmen vor den Kopf zu stoßen. Da ich diese Stimmen höchstwahrscheinlich irgendwann kennenlernen werde, kann ich geradeso gut ihrer Einladung folgen. Er nickte.
»Wunderbar!«, rief sie aus. »Ich werde veranlassen, dass man auf meiner Barkasse eine Kajüte für dich bereitmacht.«
Die Menge brach abermals in Jubel aus. Während Mirar auf die Stadt hinausblickte, dachte er an die Schlacht zwischen den Zirklern und den Pentadrianern zurück. An jenem Tag hatte er eine in schwarze Roben gewandete Frau beobachtet, eine der pentadrianischen Anführerinnen, die mithilfe von Magie Sterbliche niedergemetzelt hatte. Mit einem Mal wurde ihm klar, dass Genza die Stimme war, die die schwarzen Vögel gezüchtet hatte - jene Vögel, die die Siyee mit solcher Wildheit angegriffen hatten. Sie hatten ihnen die Flügel zerfetzt und die Augen ausgehackt, bis die Himmelsmenschen in den Tod gestürzt waren.
Und? Auraya hat wahrscheinlich ebenso viele Pentadrianer getötet, rief er sich ins Gedächtnis.
Aber irgendwie fiel es ihm leichter, sich vorzustellen, dass Auraya deswegen ihr Gewissen zu schaffen machte, als dass Genza von Skrupeln geplagt wurde.
Auraya hatte seit dem vergangenen Tag viel über Nekaun, die Erste Stimme der Götter, in Erfahrung gebracht. Nachdem sie den beiden Siyee einige von ihr gestohlene Lebensmittel gebracht hatte, hatte sie Unfug zu einem neuen Ausguck getragen. Von dort aus hatte sie sowohl mit dem Geist als
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