Das Zeitalter der Fuenf 03 Goetter
wahr. Ich fürchte, ich war bisweilen ein schlechtes Vorbild für die Traumweber. Ich versuche, Dinge zu vermeiden, für die ich kein Talent habe. Meine Talente sind die eines Heilers und Lehrers, daher kann ich nur sehr begrenzt für die Traumweber sprechen.«
»Und doch könnten deine Taten einen Einfluss auf die Zukunft der Traumweber haben. Du könntest die Traumweber zum Beispiel immer noch davon abbringen, ihre Freundschaft mit den Pentadrianern fortzusetzen.«
»Das könnte ich, aber selbstverständlich würde ich es nicht tun.«
»Selbstverständlich.«
»Und ich könnte um ihretwillen nach einer Bestätigung suchen, dass die Pentadrianer uns keinen weiteren Schaden zufügen werden.«
Ihre Augen wurden schmal; vermutlich hatte sie seine Anspielung auf die Morde an Traumwebern in Jarime durchaus verstanden.
»Dann sei versichert, dass wir den Traumwebern nicht mit Feindseligkeit begegnen«, erwiderte sie.
Keine Feindseligkeit, überlegte er. Aber du würdest keinen Moment zögern, abermals einzelne Personen zu benutzen, um deine Ziele zu verfolgen.
»Was weißt du über die Kandidaten?«, wechselte sie plötzlich das Thema.
Er zuckte die Achseln. »Sehr wenig. Ich kenne nur die Gerüchte, die ich von anderen Traumwebern gehört habe. Im Grunde verstehe ich nicht ganz, wozu die Prüfungen dienen. Warum diese Erprobung körperlicher Stärke? Ist das notwendig? Körperliche Stärke bedeutet nicht, dass jemand auch die Stärke hat zu regieren.«
Genza hob die Schultern. »Die Prüfungen sind eine Tradition. Außerdem erhöhen sie die Chancen, dass ein Herrscher sich eine Weile halten wird. Die körperliche Prüfung ist nicht übermäßig anspruchsvoll, aber sie scheidet die Schwachen und jene aus, die zu Trägheit und Unmäßigkeit neigen.«
»Sie könnten Trägheit und Unmäßigkeit gerade lange genug beiseitedrängen, um zu siegen.«
»Ja«, stimmte sie ihm zu. »Und es besteht immer die Gefahr, dass ein Kandidat aufgrund seiner Jugend eine Stärke an den Tag legt, die später durch Maßlosigkeit zerstört wird. Ah, da wir gerade von Maßlosigkeit sprechen...«
Einige Diener kamen mit Tabletts voller Speisen und großen Krügen in den Pavillon. Während der nächsten Stunde ermutigte Genza all ihre Gefährten, zu essen und zu trinken. Aufgrund der wiederholten Dankesbekundungen der anderen vermutete Mirar, dass Genza für das Festmahl bezahlt hatte.
Ab und zu konnte man einen der Kandidaten sehen, und das Gespräch wandte sich Spekulationen über den Ausgang der Prüfungen zu, Wetten wurden erhöht. Die beiden jungen Männer, die als Erste in den Pavillon zurückkehrten, bekamen die Aufgabe, schwere Steinkugeln von zunehmender Größe zu stemmen. Die Frau kam als Nächste an, hatte aber Mühe mit den Steinen. Kurz darauf folgte der Mann mit den intelligenten Augen und bewältigte seine neue Aufgabe sehr gut, während der ältere Mann als Letzter zurückkehrte, aber alle Anwesenden mit seiner Stärke überraschte.
Jetzt wurde ein etwa raumgroßer Holzrahmen von mehreren muskulösen Männern zum Pavillon gerollt. Er war mit einem feinen Netz überzogen. Vor Genza stellte man einen einfachen, aber formschönen Zeitmesser aus Glasröhren auf. Dann hörte Mirar ein tiefes Summen, das die ringsum geführten Gespräche übertönte. Es wurde noch lauter, als fünf große Körbe gebracht und vor dem Rahmen auf die Erde gestellt wurden.
In der Stadt herrschte summendes Stimmengewirr, und Mirar spürte die wachsende Erregung und Neugier der Menschen. Bei den Kandidaten nahm er Nervosität und ein wenig Furcht wahr. Der muskulöse junge Mann schien sich am meisten zu ängstigen.
Genza untersuchte den Rahmen, indem sie langsam darum herumging. Als sie ihren Ausgangspunkt wieder erreicht hatte, wandte sie sich den Kandidaten zu.
»Dies ist eine Prüfung eurer magischen Fähigkeiten. Wie ihr alle erraten habt, enthält jeder dieser Körbe Zapper. Es sind jeweils hundert Insekten in den Körben, und ich kann euch versichern, dass es nicht einfach war, sie dort unterzubringen. Ihr werdet den Käfig betreten, woraufhin das Netz zugezogen wird. Dann wird man die Zapper freilassen. Ihr müsst euch so schnell wie möglich mit Magie schützen und den gesamten Schwarm töten.« Sie lächelte. »Falls einer von euch an seiner Fähigkeit zweifeln sollte, diese Aufgabe zu erfüllen, möge er jetzt beiseitetreten. Wir haben einen Traumweber hier, aber er würde es gewiss vorziehen, wenn er nicht den ganzen Nachmittag
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