Das Zeitalter der Fuenf 03 Goetter
auch mit den Augen das Treiben unter ihr beobachtet. Obwohl sie den Geist der Ersten Stimme nicht spüren konnte, konnte sie diese Stimme doch durch andere beobachten.
Er war von seinem Volk gewählt worden, nicht von seinen Göttern. Vor seiner Wahl hatte er einen Tempel geleitet, der Hrun, einer der pentadrianischen Göttinnen, geweiht war. Hrun war eine gütige Göttin, die Göttin der Liebe und der Familie, und Nekauns Aufgabe war es gewesen, die Rituale des Tempels vorzubereiten und zu leiten.
Die Zweite Stimme der Götter, Imenja, mochte Nekaun angeblich nicht und war oft uneins mit ihm. Dieser Umstand wurde der Tatsache zugeschrieben, dass Imenjas Ratgeberin, Gefährtin Reivan, Nekauns derzeitige Geliebte war. Man erwartete allenthalben, dass diese Situation sich bessern würde, sobald der für seine Launenhaftigkeit berüchtigte Nekaun sich eine neue Geliebte nahm.
Es ist gut zu sehen, dass unsere Feinde sich genauso sehr an Skandalen und Gerüchten ergötzen, wie wir es tun, dachte sie.
Imenja und zwei der anderen Stimmen hielten sich derzeit in Glymma auf. Ironischerweise war Genza, die Frau, deren Vögel die Siyee anzugreifen versucht hatten, am weitesten von der Stadt entfernt, um im Süden des Kontinents einer Zeremonie beizuwohnen.
Außerdem hatte Auraya viel über die pentadrianische Religion erfahren. Aus Berichten, die die Spione der Weißen zusammengetragen hatten, kannte sie die Namen der Stimmen und ihrer Götter, ebenso wie die einiger Ergebener Götterdiener, aber die zirklischen Spione hatten nicht allzu viele Einzelheiten beisteuern können, was den Glauben und die Hierarchie der Pentadrianer betraf. Alle Götterdiener geboten über Magie - mit einer interessanten Ausnahme: Diese Gefährtin, Reivan, die ihre Position zum Dank für eine gute Leistung während des Krieges erhalten hatte, besaß keine magischen Gaben.
Reivan war Mitglied einer Gruppe von Gelehrten gewesen, die als die Denker bekannt waren. In Jarime gab es gesellschaftliche Kreise von Akademikern und Fanatikern, aber nichts, was sich mit dieser organisierten Kaste von gelehrten Männern und Frauen vergleichen ließ.
Nicht lange nach Sonnenaufgang hatte die Stadt sich zu regen begonnen. Mit Unfug auf dem Schoß hatte Auraya zugesehen, wie die Städter ihr Tagewerk versahen. Einige der Pentadrianer waren jedoch mit einer weniger alltäglichen Arbeit beschäftigt: Sie kümmerten sich um den Transport der Siyee-Gefangenen nach Glymma.
Auraya konnte sehen, dass in einem Teil der Stadt offene Plattans angemietet wurden, während in einem anderen Teil Wasser und Brot an die Siyee ausgegeben wurde. Sie beobachtete Nekaun durch die Augen seiner Götterdiener. Die ganze Zeit über hielt sie Ausschau nach Mängeln in ihren Plänen, die den Siyee eine Gelegenheit zur Flucht verschaffen könnten.
Bisher waren die Siyee in einem Gebäude in Nekauns Nähe eingekerkert gewesen. Sobald sie draußen waren, wäre Nekaun der Einzige, der Auraya daran hindern konnte, sie zu befreien. Jeder Befreiungsversuch musste geschehen, bevor sie Glymma erreichten. Sobald sie in der Stadt waren, dessen war Auraya gewiss, würde eine Flucht viel schwerer zu bewerkstelligen sein.
Eine Reihe von Plattans stand nun vor dem Gebäude bereit. Die Erste Stimme erschien und ging um die Wagen herum, als unterzöge er sie einer genauen Musterung. Als sie die wachsende Angst der Siyee spürte, verkrampfte sie sich unwillkürlich. Sie wurden soeben aus dem Raum geführt, in dem sie eingekerkert gewesen waren. Mehrere Pentadrianer geleiteten sie ins Freie. Auraya beobachtete, wie die Siyee einer nach dem anderen nach draußen gebracht, in einen Plattan gehoben und an eiserne Ringe gekettet wurden, die an den Seiten des Wagens befestigt waren.
Wenn Nekaun doch nur nicht hier wäre, dachte sie.
Aber selbst wenn er nicht zugegen gewesen wäre, wie hätte sie die Siyee befreien können, ohne die Angriffe der Götterdiener abwehren zu müssen? Sie knirschte mit den Zähnen. Chaias Stimme hallte in ihren Gedanken wider.
Wenn dein Hinterhalt Auraya dazu treibt, sich von uns abzuwenden, wirst du es bereuen.
Sie war fest entschlossen, Huan zu enttäuschen.
Aber was ist, wenn die Siyee sterben, weil ich nicht eingreife? Auraya hatte die Zähne so fest zusammengebissen, dass ihr Kiefer schmerzte. Sie rieb sich das Kinn und seufzte. Das werde ich erst herausfinden können, wenn - falls - es so weit kommt. Aber wenn sie sterben, werde ich dafür sorgen, dass Huan dafür
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