Das Zeitalter der Fuenf 03 Goetter
grausame Härte für die Unschuldigen.«
Ella verzog das Gesicht. »Sie müssen alle gehen, oder es werden in Zukunft Unschuldige zu Opfern gemacht werden. Wirst du mich unterstützen?«
Gret ließ die Schultern sinken. »Natürlich.«
Während Ella die Zahl der erforderlichen Männer und eine Strategie erörterte, wie sie sich dem Dorf nähern und mit den Menschen dort verfahren wollten, dachte Danjin über den alten Krieger nach. Selbstverständlich würde sein Stolz leiden, wenn andere erführen, dass der Feind ihn hintergangen hatte. Auch sein Einkommen würde leiden. Ein Dorf, aus dem man die Bewohner entfernte, bedeutete, dass niemand sich um die Ernten, die Tiere und die Fischerei kümmerte. Danjin musste sich fragen, wie viel von Grets Entsetzen auf den Verlust von Ehre und Gewinn zurückzuführen war und wie viel auf die anstrengende Reise und die Strafe, die seine Untertanen erwartete.
Gleichzeitig hatte Danjin ein gewisses Verständnis für Grets Beteuerungen, und ein nagendes Unbehagen stieg in ihm auf. War Ella so erpicht darauf, an dem Dorf ein Exempel zu statuieren, dass sie alle mit gleicher Härte bestrafen würde, ob sie nun zum pentadrianischen Glauben übergetreten waren oder nicht, ob sie alt waren oder jung, erwachsen oder noch Kinder?
Ich nehme an, wir werden es bald herausfinden.
29
W ährend die Morgendämmerung durch den Dschungel kroch, wischte Mirar sich die Stirn ab und versuchte, den Schweiß zu ignorieren, der ihm bereits jetzt den Rücken hinunterlief. Schon bald würde Genza aus ihrer Kajüte kommen und die Barkasse wieder flussaufwärts steuern, und der Fahrtwind würde ein wenig Erleichterung bringen.
Mirar konnte sich gut vorstellen, wie unangenehm eine Flussreise durch Dekkar ohne eine Stimme an Bord sein würde. Jeden Abend, wenn Genza für eine Mahlzeit und einige Stunden Schlaf rastete, erstarb die Brise. Es gab nur wenig oder gar keinen Wind auf dem Fluss, und die Hitze war gnadenlos.
Mirar fand es in seiner Kajüte furchtbar schwül, daher schlüpfte er jeden Abend hinaus, um zusammen mit der Mannschaft auf Deck zu schlafen. Im Dschungel war es niemals still. Das Summen von Insekten und die Rufe der Vögel bildeten eine ständige Geräuschkulisse. Gelegentlich hallten auch andere Rufe durch die Bäume. Einige davon erregten mehr Aufmerksamkeit als andere. Einmal war dicht am Ufer ein tiefes Knurren erklungen, und alle Gespräche während des Essens hatten ein abruptes Ende gefunden. Ein Seemann hatte Mirar erklärt, dass dies der Ruf des legendären Roro sei, eines riesigen, schwarz bepelzten fleischfressenden Raubtiers mit gewaltigen, spitzen Zähnen. Die anderen Männer hatten Geschichten von Roros erzählt, die bei Nacht zu Schiffen hinausgeschwommen seien und Fahrgäste oder Seeleute davongeschleppt hätten.
Was erklärte, warum sie bei Nacht mehrere Lampen hell brennen ließen und warum sie mitten im Fluss festmachten, fernab überhängender Zweige, und Seile, an denen Glocken befestigt waren, um das Schiff banden.
Der Seemann war ein drahtiger Mann in mittleren Jahren namens Kevain. Jede Nacht lud er Mirar ein, auf dem überfüllten Deck an seiner Seite unter seinem Insektennetz zu schlafen, und als Gegenleistung dafür erbat er sich etwas von Tintels Öl. Kevain holte dann einen kleinen Schlauch mit einem starken Schnaps hervor, und sie tauschten Geschichten aus, bis das Getränk sie müde genug machte, um Schlaf zu finden.
Ein Geräusch in seiner Nähe lenkte Mirars Aufmerksamkeit auf Kevain. Der Mann rappelte sich hoch, rollte mit geschickten Griffen das Insektennetz auf und verstaute es. Dann grinste er Mirar an.
»Wir erreichen heute Unterstadt«, sagte er. Unterstadt war der Name des Ortes, auf den sie zusteuerten. »Du hast Angst vor Höhen?«, fragte er und zeigte auf die Steilwand, die über ihnen aufragte.
Mirar schüttelte den Kopf.
»Gut. Gut.« Der Mann ballte eine Hand zur Faust und schüttelte sie - eine Geste, die, wie Mirar vermutete, Zustimmung oder Ermutigung bedeutete. »Für jene, die es tun, ist es hart. Wenn du dich schlecht fühlst, schau nicht hinunter.«
»Das werde ich mir merken«, erwiderte Mirar.
Kevains Grinsen wurde breiter. »Danach reitest du die Winde. Du kannst dich glücklich schätzen. Ah, die Vierte Stimme ist wach, und ich mache mich am besten wieder an die Arbeit.«
Er gesellte sich zum Rest der Mannschaft und überließ es Mirar, Genza zu begrüßen. Man trug ein schnelles Morgenmahl auf, dann nahm Genza ihre
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