Das Zeitalter der Fuenf 03 Goetter
kann ich das. Ich brauche das Licht lediglich an ihnen vorbei zuleiten.
Aber das bedeutete, dass sie ihr Licht in den Diamanten hineinbewegen musste. Sie war sich nicht sicher, ob sie das tun konnte, ohne den Stein zu beschädigen.
Sie ließ den Anhänger auf ihren Schoß fallen und wog das Risiko ab. Vielleicht sollte sie warten, bis sie die Zwillinge erreichte. Oder sie sollte sie zumindest fragen, ob es möglich war, ein Licht in einen Diamanten zu bewegen, ohne ihn zu beschädigen.
Sie betrachtete die Matte, unter der sie den Schatz versteckt hatte.
Vielleicht kann ich es zuerst an einem anderen Edelstein ausprobieren.
Vorher überprüfte sie jedoch den Geist der Menschen um sich herum. Die Leute, die ihr am nächsten waren, befanden sich in der benachbarten Binsenkuppel einige Schritte von ihr entfernt. Sie deckte den Schatz schnell und vorsichtig auf und achtete darauf, dass ihr dabei nichts auf die feuchtigkeitsdurchtränkte Erde fiel. Ohne lange suchen zu müssen, fand sie einen in einen dicken Goldring eingefassten Diamanten, der sich in einigen Ketten verfangen hatte.
Sie befreite ihn und betrachtete den Stein. Er war mit keinerlei Markierungen versehen. In den vergangenen Wochen hatte sie den gesamten Schatz bereits sorgfältig daraufhin überprüft und nichts entdeckt, was Schriftzeichen oder andere vielsagende Merkmale aufwies.
Dann führte sie ihr Licht nahe heran und machte es so klein und so kühl, wie es ihr möglich war. Langsam schob sie es an die Oberfläche des Diamanten heran. Und als sie den Lichtfunken mit ihrem Willen hineinbewegte, spürte sie keinerlei Widerstand.
Die Lichtwirkung in der Kuppel war recht hübsch. Die Facetten des Diamanten warfen ihr Muster auf die Wände. Sie bewegten sich und zeichneten die Bewegungen ihrer Hände um ein Vielfaches vergrößert nach. So sehr sie auch versuchte, die Hände ruhig zu halten, die ganze Kuppel wirkte doch, als zittere sie.
Nachdem sie das Licht wieder aus dem Edelstein herausgeführt hatte, legte sie ihn beiseite und nahm erneut den mit Schriftzeichen versehenen Stein zur Hand. Sie holte tief Luft, hielt ihn so ruhig sie konnte und bewegte ihr Licht hinein.
Ringsum an der Wand erschien ein Gewirr aus Schriftzeichen und Linien, erst rasch bewegt, dann stillstehend. Sie sah sich um und spürte Enttäuschung in sich aufsteigen. Die Schriftzeichen schoben sich immer noch übereinander und bildeten dabei unverständliche Symbole. Aber als sie einen Blick hinter sich warf, konnte sie ein kurzes Aufwallen von Erregung, Erleichterung und Triumph nicht unterdrücken. Ein Abschnitt war vollkommen klar. Linien und Zahlen umgaben die Schriftzeichen, die sie bereits identifiziert hatte.
Jetzt allerdings erwies sich das gerundete dunkle Riedgeflecht der Kuppel als Hindernis bei ihren Bemühungen zu verstehen, was sie sah. Was sie brauchte, war eine glatte, flache Wand. Oder irgendeine andere ebene Oberfläche.
Sie ließ ihren Blick durch die kleine Kuppel schweifen und stellte fest, dass das Tuch, das sie über ihr Bündel gebreitet hatte, eine relativ ebene Fläche bildete. Sie führte das Licht wieder aus dem Diamanten heraus, legte ihn hin und hängte die Decke mit Angelhaken und Zwirn unter die Kuppel.
Dann nahm sie den Diamanten wieder zur Hand und führte den Lichtfunken erneut vorsichtig hinein. Sie drehte den Stein so, dass die Seite mit der Inschrift ein Licht/ein Schlüssel der Decke zugewandt war und starrte auf die Form, die sich vor ihren Augen abzeichnete.
Es war ein von klaren Linien umrissenes Achteck, durch das nummerierte, gepunktete Linien führten und es in mehrere Segmente unterteilten. Im Zentrum stand das Schriftzeichen für »Licht«. Das ganze Diagramm bewegte sich durch das leichte Zittern ihrer Hände hin und her.
Sie hatte keine Ahnung, was es bedeuten mochte. Das Wort »Licht« in dem Achteck stand sicherlich für ein Licht in dem Diamanten. Aber was bedeuteten die Zahlen und die sich im Mittelpunkt des Achtecks schneidenden Diagonalen?
Auf Zahlen und Gleichungen habe ich mich nie besonders gut verstanden. Darum müssen sich die Zwillinge kümmern, beschloss sie. Sie starrte das Gebilde an, bis sie sich sicher sein konnte, dass sie sich an jede Einzelheit würde erinnern können, und zog dann ihr Licht aus dem Diamanten zurück. Im Anschluss legte sie sich ihn an seiner Kette um den Hals und verbarg den Rest des Schatzes wieder. Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass die ganze Kuppel durch einen magischen
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