Das Zeitalter der Fuenf 03 Goetter
werden sie von ihrem Nachschub abschneiden. Sollen sie ein wenig hungern, bevor wir sie brechen.«
Er lächelte abermals, und einen Moment lang war sein Blick auf einen weit entfernten Ort gerichtet. Reivan schauderte und wandte sich ab. Als sie sich wieder umdrehte, stellte sie fest, dass er sie beobachtete. Plötzlich kam sie sich töricht vor. Er kostete lediglich das Vorgefühl des Sieges aus. Es war nur verstörend, einen Anflug von Blutdurst in den Augen eines Mannes zu sehen, den sie in ihr Bett genommen hatte. Eigentlich hätte diese Regung ihn aufregender erscheinen lassen müssen. Mächtig. Gefährlich.
Aber so war es nicht.
Er wandte sich ab, und ein gänzlich anderer Ausdruck trat in seine Züge. Reivan gefror das Blut in den Adern.
Wenn sie es sich nicht nur eingebildet hatte... und sie wusste, dass sie das nicht getan hatte... war es ein Ausdruck unverhohlener Verachtung gewesen.
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D ie dunwegische Armee bot einen beeindruckenden Anblick.
Krieger marschierten in Zehnerkolonnen die Straße entlang. An der Spitze eines jeden Clans ging ein Mann, der mit nichts bekleidet war als einem kurzen Lederrock. In den Händen trugen diese Männer jeweils einen leuchtend bunt bemalten Speer. Die Mitglieder des Stammes wechselten sich in dieser Position ab, und wenn sie sich auszogen, wurde auf ihrer Brust das eintätowierte Muster ihres Clans sichtbar. Sie teilten sich diese Rolle nicht etwa, um zu vermeiden, allzu lange Stunden dem schlechten Wetter ausgesetzt zu sein, sondern weil alle Mitglieder eines Clans ansonsten um diese Ehre gekämpft hätten.
Jeder zweite Mann in der Armee trug mindestens die Hälfte seines Körpergewichts an Waffen. Selbst die Zauberer waren mit Waffen ausgestattet; die Tatsache, dass sie mehr als nur durchschnittliche Gaben besaßen, ersparte keinem Mann eine richtige Ausbildung in der Kriegskunst. Hinter den Truppen folgten zweirädrige, von eigens für die Schlacht abgerichteten Reynas gezogene Plattans; die Krieger ertrugen nicht gern die Entwürdigung, durch Reyna-Dung marschieren zu müssen, machten aber für die Reynas vor den Kampf-Plattans ihrer Anführer eine Ausnahme. Hinter den Kampfwagen kamen vierrädrige, von Arems gezogene Vorrats-Tarns und die Diener der Clans.
Danjin hatte einen guten Blick auf diese kämpferische Marschkolonne. Der Plattan, in dem er fuhr, war offen. Ella und I-Portak sahen nach vorn, während Danjin und die dunwegischen Ratgeber der Weißen und dem dunwegischen Anführer zugewandt fuhren. Sie brauchten nicht hinter sich zu sehen, um zu wissen, dass die Armee ihnen folgte; das rhythmische Stampfen von Stiefeln lieferte ein stetiges Hintergrundgeräusch zu ihren Gesprächen.
Noch faszinierender war es zuzusehen, wie die Armee ihr Lager aufschlug. Alle kannten ihre Aufgaben und versahen sie, ohne Rat oder Befehle zu brauchen. Alles wurde mit der Geschicklichkeit langer Übung ausgeführt, was ihrer gründlichen Ausbildung zu danken war. Falls irgendjemand unter den Dunwegern war, der den bevorstehenden Kampf fürchtete, so ließ er sich nichts anmerken.
Was mag wohl mit den Versagern geschehen? Den Jungen, die nicht zu starken Männern heranwachsen? Den Männern, die Verletzungen oder Krankheiten erleiden oder der Melancholie verfallen? Werden sie versteckt oder von ihrem Stamm verstoßen, um Diener zu werden?
Er dachte an den Tag zurück, an dem die Armee Chon verlassen hatte. Frauen hatten die Straßen gesäumt und ein duftendes Kraut vor den Kriegern verstreut. Einige hatten erschüttert gewirkt, andere erleichtert.
Ich hoffe, meine Briefe kommen zu Hause an. Er unterdrückte ein Seufzen. Ich wünschte, ich hätte Silava und die Mädchen noch sehen können. Sogar meinen Vater hätte ich gern noch einmal getroffen, obwohl ich mir sicher bin, dass er mich überleben wird, selbst wenn ich diesen Krieg überstehen sollte.
Seit er von dem Schicksal der Dorfbewohner erfahren hatte, hatte er jede Nacht von seiner Familie geträumt. Es war schon schlimm genug gewesen, die Hinrichtung der Pentadrianer mitanzusehen, obwohl es die Reaktion der Dorfbewohner war, die zu vergessen ihm am schwersten fallen würde. Einige waren in Jubel ausgebrochen, andere hatten geweint, aber die meisten Menschen hatten sich mit vor Angst schneeweißen Gesichtern schweigend aneinandergekauert. Sie hatten Grund zur Furcht gehabt. Die dunwegische Rechtsprechung war hart. Später, in Chon, waren die Dorfbewohner, die den Pentadrianern das herzlichste Willkommen bereitet
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