Das Zeitalter der Fuenf 03 Goetter
funkelte. Imenja saß auf einem Riedsessel und erhob sich nun, um ihn zu begrüßen.
»Traumweber Mirar«, sagte sie. »Wie ist deine Zusammenkunft mit deinen Leuten gelaufen?«
»Sehr gut«, antwortete er. »Ich kann mich immer noch nicht daran gewöhnen, Traumweber ohne die ständige Angst vor Verfolgung leben zu sehen. Es macht mir Mut, zu beobachten, dass sie in Harmonie mit einer vorherrschenden Religion existieren können.«
Sie lächelte. »Geradeso wie in alten Zeiten?«
Er schüttelte den Kopf. »Ja und nein. In der Vergangenheit gab es so viele Götter, dass nur wenige von ihnen über eine derart absolute Macht verfügten, wie deine Götter es tun. Ein einzelner Gott mochte zwar über ein kleines Land wie Dunwegen herrschen, aber niemals über einen ganzen Kontinent. Und niemals im Einklang mit anderen Göttern.«
»Ich würde gern mehr über diese Zeiten hören. Wie nennen die Zirkler sie?«
»Das Zeitalter der Vielen.«
»Ja, und jetzt leben wir im Zeitalter der Fünf. Oder sollte es besser das Zeitalter der Zehn heißen?«
Mirar zuckte die Achseln. »Wenn ich dir Geschichten aus der Vergangenheit erzähle, werden es zumindest nicht deine Götter sein, von deren üblen Taten ich berichte.«
Sie kicherte. »Nein. Ich entnehme deinen Worten, dass die Zirkler nichts von der Vergangenheit ihrer Götter wissen?«
»Nein. Nur die Traumweber wissen Bescheid und geben Erfahrungen und Geschichten durch Gedankenvernetzungen weiter.«
»Dann ist das vielleicht der Grund, warum dein Volk dort schlecht und hier gut behandelt wird. Unsere Götter brauchen die Geschichten nicht zu fürchten, die die Traumweber erzählen.«
Mirar sah sie beeindruckt an. Ihre Worte ergaben durchaus einen Sinn, obwohl er sich nicht sicher war, ob er zu derselben Schlussfolgerung gekommen wäre.
Imenja blickte auf den Innenhof hinaus. »Ich muss dich warnen: Je näher der Krieg kommt, umso mehr werden wir wünschen, dass du uns in irgendeiner Weise hilfst.«
Als sie sich wieder zu ihm umwandte, sah er ihr gelassen in die Augen.
»Traumweber kämpfen nicht.«
»Nein, aber es gibt vielleicht andere Möglichkeiten, wie du uns von Nutzen sein könntest.«
»Wir heilen die Verwundeten. Was können wir sonst noch anbieten?«
Sie drehte sich auf ihrem Stuhl um, so dass sie ihm zugewandt saß. »Was tut ihr, wenn jemand einen Patienten angreift, den ihr gerade heilt? Lasst ihr zu, dass man dem Betreffenden Schaden zufügt, oder beschützt ihr ihn?«
»Wir beschützen ihn«, antwortete er.
»Was tut ihr, wenn jemand einen Freund - oder einen Fremden - angreift? Lasst ihr zu, dass ihm Schaden zugefügt wird, oder beschützt ihr ihn?«
Er runzelte die Stirn, denn er glaubte zu wissen, wohin dieses Gespräch führen würde. »Wir beschützen ihn.«
Sie lächelte und blickte wieder auf den Hof hinaus. »Nekaun wäre vielleicht mit einem Kompromiss zufrieden.« Ihr Lächeln erstarb, und sie seufzte. »Ich kann dir nicht versprechen, dass er dich oder deine Leute nicht bestrafen wird, wenn ihr ihm nicht irgendetwas anbietet. Es muss dabei nicht um deine Anhänger gehen. Er möchte, dass es so aussieht, als hätten wir dich, den legendären Mirar, auf unserer Seite.«
Mirar schüttelte den Kopf. »Das könnte die Traumweber im Norden in Gefahr bringen.«
Sie musterte ihn mit bekümmerter Miene. »Ich weiß. Es ist eine Entscheidung, um die ich dich nicht beneide.« Sie stand auf und lächelte. »Aber wenn du dich uns anschließt, besteht eine gute Chance, dass wir siegen werden, und das wäre wahrscheinlich ein besseres Ergebnis für die Traumweber als die Alternative.«
Er nickte. »Du hast nicht unrecht.«
»Denk über meinen Vorschlag nach«, erwiderte sie. »Aber es ist schon spät, und selbst Stimmen müssen ab und zu schlafen.«
»Ebenso wie Unsterbliche«, sagte er und erhob sich. »Gute Nacht, Zweite Stimme Imenja.«
»Gute Nacht.«
Der Götterdiener, der ihn zu dem Treffen begleitet hatte, trat auf den Balkon und führte ihn zu seinen Räumen zurück. Mirar blickte für eine Weile aus dem Fenster und dachte über Imenjas Idee nach.
Ein Kompromiss. Einer, der nicht meine Leute einbezieht, sondern nur mich. Ich beschütze die Pentadrianer mit Magie. Das ermöglicht es den Stimmen, einen größeren Teil ihrer Magie auf die Kämpfe zu verwenden. Und da Auraya unter dem Sanktuarium eingekerkert ist, werden die Pentadrianer diesmal gewiss siegen.
Wie würden seine Anhänger einen solchen Sieg empfinden? Würde er den
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