Das Zeitalter der Fuenf 03 Goetter
Chaia hatte Auraya zutiefst verstört. Hatten die Nächte, die sie mit ihm geteilt hatte, sie auf irgendeine Weise geschädigt? Hatte er versucht, sie durch körperliche Wonne an sich zu binden? Vielleicht war es klug von ihr gewesen, der Affäre rechtzeitig ein Ende zu machen.
Meine Güte. Das hat Mut verlangt.
Auraya zuckte zusammen und ließ das Schälmesser fallen. Die Stimme in ihren Gedanken war schwach gewesen, aber vertraut.
Wie kann ich Jades Gedanken hören? Als ihr die Antwort klar wurde, stiegen Ärger und Verlegenheit in ihr auf. Sie schöpft Gedanken ab! Ist das die Angelegenheit, um die sie sich kümmern wollte? Wollte sie in meinen Geist blicken? Sie zuckte innerlich zurück und wünschte, es gäbe einen Nebel oder irgendetwas in der Art, das ihren Geist zumindest trüben würde.
Auraya stand auf. Sie wäre am liebsten aus der Höhle gestürmt, aber sie konnte den Leeren Raum nicht verlassen. Stattdessen lief sie im Kreis um die Betten herum.
»Ich habe projiziert.« Auraya fuhr herum und funkelte Jade wütend an, als diese die Höhle betrat.
»Wie kannst du es w…«
»Ich habe mich zuerst gefragt, ob du meinen Gedankenschild durchdringen kannst, aber dann wurde mir klar, dass ich meine Worte aussandte, wie man das in einer Traumtrance automatisch tut. Ich hatte nicht erwartet, dass du mich hören kannst, denn niemand kann die Gedanken eines Geistabschöpfers wahrnehmen. Niemand außer dir. Du hast es übrigens geschafft.«
»Was geschafft?«
»Dein Geist ist verschleiert. Kannst du spüren, was du getan hast?«
Sie sah Jade an, hin- und hergerissen zwischen dem Verlangen, ihrem Ärger Luft zu machen, und dem Wissen, dass sie jetzt vielleicht in der Lage sein würde, von dem Leeren Raum und Jade fortzukommen. Sie holte tief Atem, konzentrierte sich und erkannte langsam, dass sie den Nebel geschaffen hatte, den sie hatte schaffen wollen. Kein Schleier, ein Nebel.
»Ja«, sagte sie.
»Gut. Nun, das war eine unerwartete Dreingabe. Ich hatte nur nach etwas gesucht, das ich benutzen konnte, um dich dazu zu bewegen, dir mehr Mühe zu geben. Jetzt brauchst du nur noch zu lernen, deinen Gedankenschild ständig aufrechtzuerhalten, bis du dir dessen nicht einmal mehr bewusst bist - es muss so selbstverständlich für dich sein wie das Atmen. Ich werde Ablenkungen schaffen, um deine Konzentration auf die Probe zu stellen.« Sie setzte sich, wischte das Messer ab und griff nach einem Stein. Dann spuckte sie darauf und machte sich daran, die Klinge zu schärfen. »Du bist noch nicht fertig«, bemerkte sie und deutete mit dem Kopf auf den Eimer mit Wurzeln.
»Kann ich jetzt nicht gehen?«
»Noch nicht.«
Auraya holte abermals tief Luft und unterdrückte ihren Ärger. Sie setzte sich wieder, nahm das Schälmesser zur Hand und fuhr mit ihrer Arbeit fort.
»Also war Chaia dein anderer Geliebter«, sagte Jade in beiläufigem Tonfall.
Als Wut in ihr aufstieg, spürte Auraya, wie der Nebel, der ihren Geist umgab, dünner wurde. Sie konzentrierte sich und war erleichtert, als er sich wieder verfestigte.
Jade lächelte verschlagen. »Du hast gesagt, dass du die Götter liebst. Mir war nur nicht bewusst, dass du es so wörtlich gemeint hast. Ich bin beeindruckt - und ich bin nicht leicht zu beeindrucken. Also, verrate mir eins: Sind die Götter so gute Liebhaber, wie die Legenden es behaupten?«
»Das weiß ich nicht«, erwiderte Auraya. »Ich kann es nicht beurteilen.«
Jade zog die Augenbrauen hoch. »Ich habe alles ganz deutlich gesehen, Auraya. Du kannst mich nicht belügen.«
»Ich habe nicht gelogen«, sagte Auraya. Es hat keinen Sinn, es abzustreiten, also kann ich geradeso gut das Beste daraus machen.
»Oh doch, das hast du getan.«
»Nein, das ist nicht wahr«, entgegnete Auraya. »Ich habe keine Ahnung, was die Legenden zu diesem Thema sagen.«
Jade sah sie fragend an, dann warf sie den Kopf in den Nacken und lachte.
Die Nacht war warm und kündete von dem bevorstehenden Sommer. Reivan konnte ihn riechen. Obwohl sie früh aufstand, um ihre Pflichten zu versehen, fiel es ihr in Nächten wie dieser schwer zu schlafen. Es lag eine gewisse Spannung in der Luft, ein Gefühl von Erwartung und Furcht. Schon bald würde die Sonne auf das Land herabbrennen, und die Nächte würden zu heiß sein, um sich wohlzufühlen.
Heute Nacht hatte sie sich im Bett hin und her geworfen, bis die Rastlosigkeit sie auf den Balkon hinaustrieb. Dort verschaffte ihr die nächtliche Brise ein wenig Abkühlung.
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