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Das Zeitpendel

Das Zeitpendel

Titel: Das Zeitpendel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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ging die Haustür erneut, als er seinen Besuch beendet hatte.
    Dan-II kam in ihr Zimmer. »Er ist weg«, sagte der Androide sichtlich unzufrieden. »Das war ein sehr eigenartiger Besuch.«
    »Was wollte er denn?« fragte Alpha rasch, um das Unbehagen von Dan-II zu verdrängen.
    Die Unruhe und das Stirnrunzeln im Gesicht des Androiden blieben, als er antwortete. »Natürlich glaubte er, mit der richtigen Jane zu sprechen. Er stellte Fragen an sie über die Schule, die Hausaufgaben und über ihr Verhältnis zu dir und zu uns. Das war alles.«
    Gegen sechs Uhr abends kehrten Jane-I und Alpha-II ins Haus zurück. Jane saß schon am Abendbrottisch, als Alpha-I eintrat und sagte: »Ich bin deine richtige Mutter, falls du es nicht wissen solltest.« In Wirklichkeit wollte sie Jane dadurch auffordern, offen über die Geschehnisse vom Nachmittag mit ihr zu sprechen.
    Jane schaute sie verblüfft an, zuckte mit den Schultern und meinte: »Wer sonst solltest du sein?«
    »Alpha-II.«
    »Aber sie ist in der Küche«, sagte Jane vorwurfsvoll.
    Alpha schwieg. Sie hatte den ganzen Nachmittag mit ihren Grübeleien verbracht und war dabei zu der Erkenntnis gelangt, daß Jane sich ganz offensichtlich davon distanzierte, die Androiden als perfekte Kopien zu betrachten.
    »Wenn du jemals im Zweifel sein solltest, wer wer ist«, sagte Alpha matt, »dann zögere nicht, mich zu fragen.«
    »Ich habe keinerlei Schwierigkeiten, euch zu unterscheiden«, antwortete Jane etwas überheblich.
    Während des Abendessens war sie ungewöhnlich lebhaft und guter Laune. Sie scherzte mit Dan-II, als der die Suppe brachte, und rief Alpha-II Komplimente über das schmackhafte Essen zu. Sie war überhaupt sehr aufgedreht.
    Das änderte sich schlagartig, als Dan-II zu Alpha-II in die Küche ging, um die Nachspeise zu holen. Leise flüsterte sie ihrer Mutter zu:
    »Ich habe wahrgenommen, daß Alpha-II keinen Verdacht geschöpft hatte, als ich in dem Geschäft für einen Moment allein war. Ich eilte durch einen Warengang, an dessen Ende Dad auf mich wartete. Er gab mir einen Minisender, den ich morgen vor seinem Kommen einschalten werde.«
    Alpha saß stumm da und versuchte, den Sinn der Information zu erfassen. Ihr Ex-Ehemann besaß ihr volles Vertrauen, und sie empfand es noch immer als etwas lächerlich, daß er die Scheidung gefordert hatte, nur weil sie im ersten Ehejahr dem Rat ihrer Mutter gefolgt war, ihn so zu behandeln wie Mrs. Jonathan Alphas Vater gesteuert hatte.
    »Jede Tochter«, hatte er damals gesagt, als er ging, »die einen solchen Rat der Mutter auch nur für eine Sekunde beherzigt, verliert das Vertrauen, das man in eine Ehefrau haben muß.«
    »Ein Minisender«, flüsterte sie. »Mit ihm kann man aufzeichnen, was morgen geschehen wird, und das kann ein gutes Beweismittel sein, wenn die ganze Sache je untersucht wird oder vor Gericht kommt.«
    Gleichzeitig begann sie sich über Dan zu ärgern. Er hatte die Möglichkeit ausgelassen, seine Tochter in Sicherheit zu bringen. Statt dessen hatte er sie in die tödliche Gefahr zurückgeschickt. Es schien ihm ziemlich gleichgültig, in welche Gefahren die Erwachsenen gerissen wurden, aber das Kind sollte ihnen nicht ausgesetzt werden.
    Jane warf einen kurzen Blick auf die Küchentür und sagte leise: »Du siehst also, Mam, daß das, was Dad getan hat, und das, was ich tun kann, das ganze Problem lösen wird.«
    »Was?« stieß Alpha verwirrt aus. Aber bevor sie weitere Fragen stellen konnte, kam Dan-II zurück.
    Jane stand auf und sagte: »Ich möchte keinen Nachtisch. Ich werde jetzt mit Jane-II Sanskrit lernen.«
    Der Androide starrte ihr nach, als sie den Raum verließ.
    »Warum lernt sie alle diese Sprachen?« fragte er. »Jane-II hat mir gesagt, daß sie bereits fünf Sprachen gelernt hat.«
    »Sie hat eine besondere Vorliebe für Sprachen«, meinte Alpha vorsichtig.
    »Für ein menschliches Wesen ist ihre Begabung außergewöhnlich«, antwortete Dan-II. »Aber ich muß dich etwas Wichtigeres fragen.«
    Er setzte sich Alpha gegenüber an den Tisch und blickte sie durchdringend an. »Hast du irgendein Zeichen mit ihr ausgemacht?«
    »Was meinst du damit?« fragte sie überrascht zurück.
    »Sie weiß stets mit absoluter Sicherheit, wer wer ist.«
    Alpha schaute den Androiden beunruhigt an. Seine Frage beinhaltete eine deutliche Drohung, eine Drohung gegen Jane. Sie wußte nicht, ob es für Jane vorteilhaft wäre, wenn sie die Wahrheit sagen würde, nämlich daß sie kein besonderes Zeichen

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