Das Zeitpendel
überhaupt existiert haben. Vor dem Gericht soll heute ein Prozeß gegen einige Männer beginnen, die angeklagt sind, unerlaubte Handlungen mit nicht existierenden Super-Androiden durchgeführt zu haben. Was wir gesehen haben, war ein durchaus überzeugender Film von der Herstellung dieser Androiden, der als Beweismittel für die Verhandlung vorgesehen ist. Aber das, was jetzt geschehen ist …« Er zuckte mit den Schultern, als er sich Dan zuwandte und sagte: »Mr. Thaler, ich bin sehr verwundert. Sie weigern sich plötzlich, im Verfahren gegen Dr. Schneiter auszusagen. Wie rechtfertigen sie das und ihr Kommen und ihre Enthüllungen über die Situation?«
Dan blieb ruhig. »Sir, diese Super-Androiden sind an ihre Programmierung gebunden. Ihre Körper sind aus Fleisch und Blut, so wie die unseren. Aber ihre Gehirne sind Mikro-Computer mit einem Steuersystem in einem Fuß. Sie sind das Fortgeschrittenste, was je in der Entwicklung künstlicher Lebewesen gelungen ist. Deshalb nennen wir sie Androiden in Anlehnung an die griechische Bedeutung dieses Wortes, was soviel wie menschenähnlich bedeutet. Diese Ähnlichkeit hat aber eine Grenze. Ich weiß, daß die Androiden im Haus meiner Frau nicht darauf programmiert sind, mich zu bestrafen, weil ich um diese Unterredung mit Ihnen gebeten habe. Schneiter und Jarris sind Schlüsselfiguren. Wer auch immer noch hinter ihnen steht, möchte, daß sie auf freien Fuß kommen. Das ist aus der jetzigen Sicht alles, was dazu zu sagen ist. Was wir jetzt tun, spielt keine Rolle, solange es nicht gegen die versteckten Absichten der Drahtzieher verstößt.«
»Offensichtlich wollen Sie damit sagen, daß wir gar nichts unternehmen sollen. Was sollte uns davon abhalten, eine Polizeipatrouille loszuschicken, die Ihre Frau und das Kind befreit?«
»Die Idee ist nicht schlecht, Sir, aber diese Streife würde eine tote Frau und ein totes Kind finden und drei Androiden, die darauf programmiert sind, sich selbst zu zerstören, nachdem sie den Mord eingestanden haben. Seit dem Beginn der Androidentechnik haben wir diese Kunstwesen so hingebogen, daß sie wissen, daß sie für ihre Handlungen nicht selbst verantwortlich sind.«
»Also gut«, sagte Rodney, der von Dans Worten, die er so sachlich vorgetragen hatte, doch irgendwie überzeugt schien. »Dann sagen Sie uns, was Sie vorschlagen, Mr. Thaler.«
»Ich bin mir sicher«, sagte Dan, »daß die Androiden nicht verschwunden sind. Ihre Herren und sie selbst existieren wirklich, und sie warten auf den Ausgang der eingeleiteten Maßnahmen.«
Er faßte noch einmal die wesentlichen Punkte zusammen. »Die Super-Androiden sind so programmiert, daß sie ihre Besitzer mit Gewalt davon abhalten werden, zur Polizei zu gehen. Weil sie andererseits sehr teuer sind, werden sie nur in geringer Zahl bei einigen tausend reichen Leuten sein. Anfangs wird die Regierung vielleicht noch gegen sie vorgehen, aber erinnern Sie sich an frühere Vorkommnisse, wie die Rassenaufstände im Süden. Zu Beginn waren sie illegal, aber dann hat sie die Regierung für rechtlich richtig erklärt. Ähnlich könnte es auch jetzt geschehen.«
Der Mann, der ganz rechts an dem langen Tisch saß, Kommissar Samuel Day, meldete sich zum erstenmal zu Wort: »Was ist mit Ihrer Familie? Sollen wir oder die Polizei etwas unternehmen?«
»Auf keinen Fall«, sagte Dan entschieden. Er blickte die Männer der Reihe nach an. Dann wandte er sich dem Ausgang zu. »Ich muß das Problem selbst lösen. Ich muß jetzt gehen und sie Ihren eigenen Überlegungen überlassen.«
Dan Thaler ging in dem Bewußtsein, daß er allein gegen die Androiden nur wenig ausrichten konnte. Die ganze Menschheit mußte die Gefahr selbst erkennen, die auf sie zukam. Aber leider, dachte Dan, war er ganz offensichtlich bis jetzt der einzige Mensch, der etwas gegen die Super-Androiden unternahm.
Alpha fiel plötzlich auf, daß sie Jane schon eine ganze Weile nicht gesehen hatte. Sie machte sich auf die Suche nach ihrer Tochter und fand sie im Fernsehzimmer. Überrascht sah sie, daß Jane-II auch anwesend war und daß sich die beiden auf französisch unterhielten. Die eine der beiden Janes sprach flüssig, während die andere stets etwas zögerte, bevor sie etwas sagte. Alpha schloß daraus, daß die zweite die richtige Jane sein mußte.
»Wann hast du denn Französisch gelernt?« fragte sie erstaunt. Für einen Augenblick traten ihre eigenen Probleme in den Hintergrund.
Jane war so vertieft, daß sie den
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