Das Zeitpendel
gleich aussehenden Androiden war dies jedoch eine Sache für sich. Die Entscheidung war nicht so leicht zu treffen. So hatte Jane seit langem unbewußt Übungen durchgeführt, um durch eine verfeinerte Art der Wahrnehmung unterscheiden zu lernen. Es hatte eine Zeit in dieser Lernphase gegeben, da war sie von Halluzinationen geplagt worden. Sie hatte die Androiden auch wahrgenommen, als diese gar nicht da gewesen waren. Und sie hatte die richtigen Menschen als dreidimensionales Bild gesehen, wenn diese nicht da waren. Dann aber hatte sie die Unterschiede zwischen den Projektionen plötzlich erkannt. Ihr Wahrnehmungsvermögen hatte sich wieder um einen Schritt gesteigert. Die Androidenprojektionen waren so anders als die menschlichen. Sie hatte dann die Kontrolle über die Projektion gewonnen und damit auch die über die realen Wesen. Sie brauchte sich nur die Projektion eines vorhandenen Wesens ins Gedächtnis zu rufen und diese wahrzunehmen. Im gleichen Moment wußte sie, wer es war.
Damit war das Problem für Jane noch nicht ganz gelöst gewesen. Sie wurde es bald überdrüssig, diesen Vorgang anderen zu erklären, da diese die Einzelheiten nicht verstehen konnten.
»Es ist einfach das Wahrnehmen «, sagte sie noch einmal.
»Aber was nimmst du wahr?«
»Oh, Mutter, ich habe dir das schon so oft zu erklären versucht.«
Wie so oft in der Vergangenheit, so sagte Alpha auch jetzt traurig: »Ja, ich glaube, du hast es wirklich versucht.«
Viel wichtiger erschien ihr in diesem Augenblick, daß Janes Art der Wahrnehmung, oder zumindest der Teil davon, der ihrer Fähigkeit beliebige Sprachen zu sprechen, ihnen nicht weiterhelfen würde, um die Super-Androiden zu schlagen. Das mußte sie wohl zur Gänze Dan überlassen.
Als Dan Thaler seinen Wagen verließ und auf das Haus zuschritt, war er nicht allzu überrascht, als er eine kurze Botschaft in seinem Bewußtsein empfing, die nur von seiner Tochter stammen konnte.
Dad, Dan-II telefoniert gerade mit Dr. Schneiter. Ich glaube, du solltest hören, was sie sagen. Ich werde das Gesagte durch mich an dich weiterleiten, denn ich nehme gleichzeitig auch die Gedanken von Dr. Schneiter wahr …
Als er durch den Garten an dem Schwimmbecken vorbeiging, erreichten ihn die nächsten Gedanken von Jane. Sie gab das wieder, was der Androide am Telefon sagte.
… Nein, wir werden ihn fesseln, bevor Sie hier sind … Warum nicht? Wie Sie wissen, Sir, war dies nicht ein Teil der Programmierung für diesen Morgen. Wir haben beschlossen, die ganze Sache vernünftig zu behandeln. Das macht Sie mißtrauisch? Ich weiß nicht, warum. Keiner kann so vernünftig denken wie ein Androide … Nein, das ist mir nicht eingegeben worden, und ich habe auch keine neue Programmierung erhalten … Ja, es war ein Besucher hier. Dr. Camm kam gestern nachmittag zu einem Routinebesuch. Wir haben alles sehr geschickt ablaufen lassen und das Mädchen mit Alpha-II zum Einkaufen geschickt, während er mit Jane-II sprach.
Eine Pause entstand. Dan nahm an, daß Dr. Schneiter jetzt am anderen Ende der Leitung darüber nachdachte, was aus seiner perfekten Falle geworden sein mochte.
Er ging in dem sicheren Gefühl weiter, daß ihn die automatischen Geräte in seinem Wagen schützen würden, da sie über Sensoren, die er am Körper trug, gesteuert wurden. Trotzdem beruhigte es ihn, daß er keine schattenhaften Figuren hinter den Fenstern oder zwischen den Gebüschen erkennen konnte. Man konnte schließlich nie wissen, welche technischen Neuheiten gegen ihn verwendet werden würden.
Ohne behindert zu werden, gelangte er in das Haus. Dort hörte er zuerst die Stimme von Dan-II: »Alpha-II, hast du Jane in irgendeiner Weise für einen Moment allein gelassen, als ihr einkaufen wart? Dr. Schneiter möchte das wissen.«
Während Alpha-II antwortete, schritt Dan durch die Küche in den Frühstücksraum und setzte sich dort an den Tisch. Alpha begrüßte ihn wortlos mit einer Geste ihrer Hand. Jane rührte sich nicht. Sie hatte die Augen geschlossen und schwieg.
Dan hörte weiter die Stimme seines Duplikats. »Ich kann darin kein Problem sehen, Sir. Wenn Alpha-II sagt, daß nichts war, dann war auch nichts. Schließlich ist sie eine Androidin und verfügt damit über einen überlegenen und vernünftig denkenden Verstand …«
Während dieser Worte öffnete Jane die Augen und lächelte ihrem Vater zu. »Sie sind wirklich schrecklich überheblich«, flüsterte sie.
»Das ist ihnen absichtlich so einprogrammiert
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