Das Zeitpendel
worden«, flüsterte Dan zurück. »Somit können sie nicht glauben, daß wir ihnen etwas anhaben könnten. Das hat einen wesentlichen Vorteil für uns. Alles, was wir noch brauchten, um diesen Vorteil zu nutzen, war jemand, der in der Lage ist, Gedanken und Ideen in andere Menschen und Androiden zu übertragen.«
»Pst!« sagte Jane und schloß wieder die Augen.
»Ja, Jane-II ist hier«, erklang wieder die Stimme des Androiden. »Da gibt es einen Punkt, über den wir reden müssen. Wer immer die Bombe in ihrem Körper versteckt hat, hat übersehen, was dadurch mit ihr geschehen könnte … Nein, es ist nichts an ihrem Programm geändert worden. Für alle Fälle hat sie noch den Revolver von Mrs. Thaler … Das Problem ist, daß wir nach einer gründlichen Analyse der Situation festgestellt haben, daß es keinen eindeutigen Moment für Jane-II gibt, um den Schuß abzufeuern. Sie bleibt daher in ihrem Versteck, bis Sie hier waren und mit Mr. Thaler gesprochen haben. Und wenn Sie nicht kommen, steigt die ganze Sache morgen früh oder übermorgen … Ja, ich habe ihn gehört. Er ist jetzt hier. Ich werde ihn fragen, ob er bereit ist, mit Ihnen zu sprechen.
Dan-I«, rief er laut. »Würdest du bitte den Hörer im Frühstückszimmer abnehmen. Dr. Schneiter möchte mit dir reden.«
»Er muß sich aber darüber im klaren sein«, antwortete Dan, »daß dieses Gespräch nicht als das betrachtet werden kann, das er ursprünglich mit mir führen wollte.«
Nachdem Dan-II kurz mit Dr. Schneiter gesprochen hatte, rief er zurück: »Das geht in Ordnung.«
Er lächelte etwas, als er zu dem kleinen Tisch am Fenster ging und den Hörer abnahm. Alpha fühlte sich dadurch noch besser, als es allein seine Anwesenheit bewirkte.
»Hallo«, sagte Dan, »das war eine hübsche Vorstellung rationaler Vernunft, nicht wahr?«
»Welch großes Lob aus deinem Mund«, sagte Dan-II ins Telefon. »Ich lege jetzt auf.« Ein leises Klicken war zu hören.
Die andere, Dan wohlbekannte Stimme am Ende der Leitung klang etwas resignierend: »Mr. Thaler, es hat den Anschein, daß wir in eine Sackgasse geraten sind.«
»Sie sind doch im Vorteil«, sagte Dan nachdrücklich, »seit Sie nicht mehr im Gefängnis sind.«
»Ich weiß nicht genau, wie Sie das meinen«, antwortete Dr. Schneiter betreten. »Aber so, wie ich die Sache jetzt sehe, könnte sie zu einer Falle für uns alle werden. Weiter weiß ich nicht genau, was Sie bis jetzt alles veranlaßt haben.«
»Ich habe Dr. Camm gebeten, bei seinem Besuch ein paar Dinge in diesem Haus zu verbergen, die es Ihnen unmöglich gemacht haben, hier persönlich aufzutauchen. Der Verdacht dürfte Ihnen wohl schon gekommen sein.«
»Gut, gut«, sagte Dr. Schneiter besänftigend. »Ich habe ohnehin beschlossen, mit der ganzen Sache Schluß zu machen. Ich darf Sie von Zeit zu Zeit anrufen und mich erkundigen, ob Sie mit den Androiden gut zurechtkommen. Es war wohl doch falsch von mir, die Androiden für meine Zwecke nutzen zu wollen und dafür auch noch sechs Monate hinter Gittern zu sitzen …«
Ziemlich plötzlich unterbrach er die Verbindung.
»Damit hat sich so ziemlich alles bereinigt«, erklärte Jane, »denn ich habe Dr. Schneiter die Idee eingeimpft, daß der Mißbrauch der Androiden eine unsinnige Sache war.«
Dann lächelte sie ihrer Mutter zu. »Es ist sehr interessant für mich, daß meine Methode, richtig wahrzunehmen und eigene Wahrnehmungen in die Bewußtseine der Erwachsenen zu übertragen und sie so zu lenken, mein Gewissen nicht mehr belastet. Das ist der Fall, seit ich weiß, daß dies die einzige Möglichkeit ist, doch noch eine Schwester zu bekommen.«
Alpha und Dan starrten erst das Kind und dann sich an, aber sie sagten nichts.
Jane plauderte fröhlich weiter: »In diesem Augenblick fragt sich Mutter, ob sie nicht ein kleines Ungeheuer vor sich sitzen hat. Aber sie ist nicht wirklich erschrocken. Und Dad denkt, daß es ganz praktisch wäre, dir den Gedanken in dein Bewußtsein zu übertragen, schlafen zu gehen, etwa so, wie ich es gestern gemacht habe. Er denkt auch, daß es etwa vierzehn Jahre dauern wird, bis man einige tausend so weit ausgebildet hat, wie ich es jetzt bin und daß ich im Moment noch das einzige Mittel bin, um die Welt vor einer Machtübernahme durch die Androiden zu bewahren.
Er fragte sich auch, ob ich in diesem Kampf siegen werde.« Sie sprang locker von ihrem Stuhl. »Ich glaube es ist am besten, wenn ich jetzt eine neue Sprache lernen gehe. Oder einen neuen
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