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Das Zeitpendel

Das Zeitpendel

Titel: Das Zeitpendel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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Tanz oder eine Wissenschaft oder etwas anderes …
    … und wenn ich all das tue und mich übe, Dad, dann werde ich siegen.«
     

 
Der erste Rull
     
    Als der Rull, der nach außen hin das Erscheinungsbild eines Menschen namens Zebner widerspiegelte, die Fotoplatte entdeckte, wollte er schon darüber hinwegsehen und weitersuchen. Er hatte wichtigere Dinge zu erledigen, er wollte einen großen Fisch an Land ziehen.
    Seine Gedanken formulierte er tatsächlich in dem Umgangsenglisch, daß der jetzt tote Zebner gesprochen hatte. Seit der Rull auf der Erde gekommen war, hatte er mit großen Anstrengungen nicht nur die körperliche Kopie des Toten nachzuahmen gelernt, er hatte auch Zebners Rede- und Denkweise angenommen. Zumindest wirkte alles nach außen hin so.
    So war es auch jetzt. Zebner stand völlig still und bewegungslos da, als hätte er nichts zu tun. Aber in Wirklichkeit erfaßten die Sinne des Rull blitzschnell das große Laboratorium der Universität, indem sie mit einer für menschliche Sinne unbegreifbaren Stärke und Genauigkeit alles aufnahmen, was jenseits des Energieschirms, in dem der Rull wachsam arbeitete, geschah. Was der Rull sah, war im ersten Moment unglaublich, denn ringsum herrschte gähnende Leere. Weit und breit war kein Mensch. Dann kam ihm mit der gleichen Schnelligkeit die Erleuchtung. Es war Samstagnachmittag. Es konnte niemand hier sein … außer dem Saboteur, außer ihm.
    Seine kurze Erregung hatte sich schnell wieder gelegt. Er blickte wieder auf die zufällig entdeckte Fotoplatte. Er erkannte, daß irgend jemand hier eine ungeheure Nachlässigkeit begangen hatte. Die Platte stammte ganz offensichtlich von einer der kürzlich durchgeführten Weltraumexpeditionen in die fernen Tiefen des Alls, die jede einige Millionen gekostet hatten. Er hatte hier die Möglichkeit, das wertvolle Ergebnis einer solchen Expedition mit einem Schlag zunichte zu machen.
    Er veränderte sein menschliches Aussehen so, daß es für einen Außenstehenden so aussehen mußte, als bewege Zebner sich.
    Einer der Fühler des Rull packte die Platte, obwohl es so schien, als ob sie von einer menschlichen Hand hochgehoben wurde. Die Platte flog mit einem kräftigen Schwung in den leeren, eisernen Abfallbehälter. Noch während sie in mehrere Dutzend Teile zersprang, strahlte der Rull einen Energiestoß darauf ab.
    Als ob der Krach ein Signal gewesen wäre, ging im selben Moment am anderen Ende des Flures eine Tür auf. Der Rull identifizierte eine junge Frau, die über den Gang in seine Richtung kam.
    Blitzschnell wich er dem direkten Blickwinkel aus und verließ das Laboratorium auf der gegenüberliegenden Seite. Als der Rull die Treppe hinunterrannte und ins Freie gelangte, spiegelte sich auf seinem menschlichen Gesicht nichts von den Vorwürfen wider, die er sich selbst machte. Das war sehr unklug, dachte er, und eine idiotische Tat. Jetzt mußt du dein Tun vertuschen und dir ein Alibi besorgen.
    Mit dem Gedanken an das Alibi klopfte er Minuten später an die Tür von Peter Gilstrap. Der kleine Student öffnete nur zögernd, als er sah, wer vor seiner Tür stand. Dann ließ er Zebner aber doch widerwillig eintreten.
    Der Rull sagte Zebners üblichen Gruß und setzte sich neben das Pult, auf dem zahlreiche Bücher und Vorlesungsmanuskripte lagen.
    Er bemühte sich sehr, als er Zebners barsche Stimme nachahmte und sagte, daß er Gilstrap doch schon eine Weile nicht gesehen habe und wie es ihm so ginge. Als er seine Frage formuliert hatte, gewann er den Eindruck, daß er etwas nicht im richtigen Zusammenhang gesagt hatte. Er folgerte dies aus Gilstraps Blick. Er war davon ausgegangen, daß er ihn lange Zeit nicht gesehen hatte. Das konnte aber auch falsch sein.
    Er überdachte das, was er über Zebner wußte, und prüfte seine eigenen Worte. Es gab keinen Hinweis auf die Zeitspanne seit seinem letzten Besuch. Der Rull mußte annehmen, daß sie sich womöglich täglich gesehen hatten.
    Er löste sich von seinen Überlegungen, als er bemerkte, daß Gilstrap etwas gesagt hatte. Was, das hatte er nicht mitbekommen. Er ließ sich dies aber nicht anmerken und formulierte ein paar allgemeine Bemerkungen, die ihm unverfänglich erschienen.
    »Was machen deine Hausaufgaben? Kommst du klar?« erklang die nachgebildete Stimme von Zebner, und eine Hand wies auf das Pult, auf dem die vielen Bücher lagen.
    Die Antwort paßte auf seine Frage, so daß der Rull sich wieder etwas beruhigte. Er wußte, daß Gilstrap in allen

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