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Das Zeitpendel

Das Zeitpendel

Titel: Das Zeitpendel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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nichts Wichtiges handeln konnte.
    Wenn sie hinter mir her wären, wären sie bewaffnet gekommen.
    Mit diesem beruhigenden Gedanken verließ er den Raum und blickte den Brief an. Verwaltung der Universität, las er in schwarzen Buchstaben auf der Rückseite.
    Das verwirrte ihn, aber er öffnete den Umschlag. Er fand einen Zettel, auf dem er gebeten wurde, in der Mittagspause einen Mr. Andrew Josephs aufzusuchen.
    Mr. Josephs war ein großer Mann mit ernster Miene. Der Rull konnte sich nicht erinnern, ihn je zuvor gesehen zu haben. Er stellte sich höflich vor und wartete gelassen, was nun geschehen würde.
    Der große Mann faßte sich an das Kinn. »Ich habe zwei oder drei wichtige Neuigkeiten für sie, Mr. Zebner. Eine davon ist sehr traurig. Es mag Sie wohl interessieren, daß Miß Eileen Davis endgültig ihre Beschuldigungen gegen Sie zurückgezogen hat. Sie ist jetzt fest davon überzeugt, daß Sie nicht die Person waren, die sie gesehen hat.«
    Der Rull hatte das Gefühl, Zebners Gesicht kein Zucken zu erlauben, weil sonst der Bann gebrochen werden könnte und er sich plötzlich in einer Welt wiederfände, in der die Leute sich an die Wahrheit hielten und diese furchtlos aussprachen.
    »Wir haben heute morgen Ihren Freund Gilstrap angehört«, fuhr Mr. Josephs fort. »Er hat bestätigt, daß Sie an dem Samstagnachmittag vor drei Uhr bei ihm gewesen sind, und das deckt sich mit der Tatzeit.«
    »Das hat er gesagt?« Die Frage kam aus einer tieferen Region, als sie das geistige und körperliche Abbild Zebners darstellen konnte.
    »Und nun zu der traurigen Geschichte«, sagte der Mann weiter. »Heute morgen ist Ihr Freund nach der ersten Vorlesungsstunde ermordet worden.«
    Es schien ihn sehr mitzunehmen, denn während er das sagte, zog er ein großes Taschentuch heraus und schneuzte kräftig hinein. Dann sagte er mit ernster Stimme: »Mr. Zebner, irgend jemand hat offensichtlich versucht, Sie damit zu belasten. Natürlich wird die Polizei eine gründliche Untersuchung anstellen. Aber wir bedauern das Mißtrauen, das wir Ihnen entgegengebracht haben.«
    Daraufhin hielt er ihm die ausgestreckte Hand hin.
    Natürlich gab der Rull vor, die Hand nicht zu sehen. Zebner war ein schüchterner Einzelgänger gewesen. Deswegen hatte der Rull ihn auch als sein Opfer ausgewählt, um enge körperliche Kontakte zu vermeiden.
    »Ich gehe jetzt besser zu Tisch«, sagte Zebner, »und bereite mich auf die nächste Vorlesung vor, Sir.«
    »Ja, natürlich«, stimmte Mr. Josephs zu und senkte die erhobene Hand. »Wir stehen vor einem Rätsel wegen der Motive für die begangenen Untaten. Es ist verwirrend, weil an unserem Institut keine geheimen Arbeiten durchgeführt werden. Wenn die Polizei hier ist, werden wir Sie rufen.«
    Die letzten Worte klangen unbehaglich in seinem Ohr nach, als der Rull wieder auf dem Flur stand. Es stand nun für ihn ohne Zweifel fest, daß er seine Mission abbrechen mußte, bevor er seine Studien über die Menschen beendet hatte. Die Zeit war jetzt reif für wichtigere Entscheidungen.
    Gemeinsam mit einigen anderen Rull war er aus zwei Gründen zur Erde geschickt worden. Zum einen wollten die Rull wissen, ob der technologische Stand der Menschen für sie eine Bedrohung in diesem Raumsektor darstellte. Zum anderen, und das war der wichtigere Grund, hatte es ein zufälliges Unglück gegeben.
    Auf einem weit entfernten Meteoriten des Solsystems hatte ein wissenschaftliches Forschungsteam der Erde eine verlorengegangene Raumfähre der Rull, die auf Antigrav-Basis arbeitete, gefunden. Die Menschen schienen noch nicht zu wissen, welcher Schatz ihnen da in die Hände gefallen war. Glücklicherweise war beim Verladen der Fähre in das terranische Raumschiff durch einen Zufall das Steuerpult eingeschaltet worden. Dadurch hatte die Fähre automatisch begonnen, Signale an ihr weit entferntes Mutterschiff abzustrahlen. Ihr Weg ließ sich somit verfolgen, und die Ingenieure der Rull staunten nicht schlecht, als man sie zur Erde gebracht hatte.
    Die Raumfähre war dem Institut für Physik dieser Universität übergeben worden, um sie zu erforschen. Das hatten die Rull bald herausgefunden und auch, daß ein Professor Dr. Herman Lowery mit Beginn der nächsten Semesterferien das Forschungsteam einsetzen und leiten würde. Bis dahin waren es noch knapp zwei Monate.
    Das waren die Gründe, weswegen der Rull erst die Physikabteilung überwacht hatte und dann in der Rolle Zebners, der ein farbloser Einzelgänger ohne Freunde

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