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Das Zeitpendel

Das Zeitpendel

Titel: Das Zeitpendel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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gewesen war, seine Arbeit fortsetzte.
    Leider war Zebner jetzt eine gebrandmarkte Person.
    Der Rull besuchte an diesem Nachmittag keine Vorlesungen mehr und verließ das Gelände der Universität. Kurz vor Einbruch der Dämmerung eilte er zu einem verabredeten Ort. Zu einer festgelegten Zeit sollte hier jeden Tag ein anderer Rull auftauchen, um in einem Notfall behilflich zu sein.
    Der zweite Rull erschien pünktlich. Er spiegelte nach außen das Bild eines heruntergekommenen Typs wieder, dem jeder andere Mensch nur zu gern aus dem Weg ging.
    Die beiden Rull unterhielten sich mit ihren menschlichen Stimmen. Der Vorschlag des Zebner-Rull wurde angenommen. Noch in der heutigen Nacht sollte die Aktion starten.
    Der Zebner-Rull kehrte danach in seine Wohnung zurück, um seine spezielle Ausrüstung zu holen, die er dort im Wandschrank unter der Bettwäsche versteckt hatte und die er für die geplante Zerstörung benötigte. Er überlegte noch, wie er die Sprengausrüstung unbemerkt in seinen Wagen in der Garage bringen konnte. Das lenkte ihn ab, er war unaufmerksam.
    Erst als er die Tür seiner Wohnung öffnete, merkte er, das etwas nicht stimmte. Sein erster Gedanke war, sich sofort zurückzuziehen, aber es war zu spät.
    Die Stimme von Professor Lowery erklang aus dem Dunkel des Zimmers: »Ich halte Sie in Schach. Kommen Sie herein!«
    Zögernd schritt das Abbild Zebners in den Raum. Sobald ich über die Türschwelle bin, überlegte der Rull, springe ich mit rullscher Geschwindigkeit zur Seite und verschwinde in der Dunkelheit.
    »Keine Dummheiten!« ertönte unerbittlich und entschlossen die Stimme des Professors. »Heben Sie langsam eine Hand, und schalten Sie das Licht ein.«
    Er hatte keine andere Wahl. Vermutlich beobachtete ihn Lowery durch ein Nachtsichtgerät.
    Das Licht fiel auf Dr. Lowery, der die Nachtbrille ablegte. Wäßrige Augen in einem gequälten Gesicht kamen zum Vorschein.
    Mit einem Kopfnicken deutete er Zebner an, sich in die Eßecke zu setzen. Als er dort angekommen war, deutete Lowery auf einen Bogen Papier, der auf dem Tisch lag.
    »Das ist ein Geständnis«, sagte er mit rauher Stimme. »Unterschreiben Sie es!«
    Der Rull fand das sehr eigenartig. »Was soll ich denn gestehen?« fragte er.
    »Die Wahrheit. Unterschreiben Sie endlich!«
    Nur nicht so hastig, dachte der Rull, du brauchst ja meine Unterschrift …
    Er war sich darüber im klaren, daß Lowery den Finger am Abzug nicht krümmen würde, so lange er nicht unterschrieben hatte.
    Während er noch überlegte, was er am besten mit Lowery machen sollte, stand er ohne zu fragen auf, zog das Papier zu sich und las:
    Ich, Phillip Zebner, habe beschlossen, Selbstmord zu begehen, um das Unrecht zu sühnen, das ich begangen habe. Das betrifft in erster Linie eine sehr ehrenwerte Person, nämlich meinen Physikdozenten, Dr. Herman Lowery. Ich hatte ein Verhältnis mit einer Studentin namens Eileen Davis. Nach einem Streit mit ihr habe ich eine Fotoplatte zerstört, von der ich wußte, daß Dr. Lowery sie ihr verantwortlich übergeben hatte …
    Der Rull hatte nun den Sinn des Papiers erkannt. Er sagte: »Ich möchte wissen, warum Sie Miß Davis die Fotoplatte anvertraut haben.«
    »Ich weiß nicht …«, murmelte Lowery zunächst verwirrt. »Sie wollte sie wohl für einen ihrer Freunde«, fuhr er dann zögernd fort, »der seine Examensarbeit darüber machen wollte. Ich habe zugestimmt. Der Narr verlegte wohl die eine Platte. Als Eileen mir den Stapel Platten zurückbrachte, stellte ich fest, daß eine fehlte. Sie kehrte an diesem Samstag zurück, um die Platte zu holen. Ich dachte …« Er brach plötzlich ab, und ein unsicheres Flackern zog über sein Gesicht.
    Der Rull bemerkte richtig, daß der unvollendete Satz nichts mit der eigentlichen Erklärung zu tun haben konnte. »Sie haben immer gedacht, sie ginge nur mit Ihnen ins Bett?«
    »Ja«, seufzte Lowery. Er war sichtlich aus dem Tritt geraten.
    Der Rull reagierte schnell. »Wieviele Leute haben Sie durch die Prüfungen geschleust, um an sie ’ranzukommen?«
    »Als es schließlich soweit war«, sagte Lowery matt, »erklärte sie mir, daß Dan, der Chef der Kommune, so viel Arbeit mit seiner Organisation habe … Ich gab ihm eine Eins.« Verbittert fügte er laut hinzu: »Sie haben den Verlust der Fotoplatte gar nicht ernst genommen.«
    Das ist der wunde Punkt! dachte der Rull. Er hatte alle Worte des Professors aufmerksam verfolgt, um einen Ansatzpunkt zu finden, mit dem er den Spieß zu

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