Das Zepter der Zeit (Carla, John und Franklyn) (German Edition)
die ganze Sache leider viel zu realistisch.«
»Du kannst einem aber auch jede Fantasie verderben, wenn du so unromantisch bist. Stell dir mal vor, du könntest dir ansehen, was du in der Zukunft alles erreicht hast. Wäre das nicht unheimlich interessant? Vielleicht könntest du dann auch voraussehen und verhindern, dass dir böse Dinge widerfahren.«
Obwohl sich Carla prinzipiell nicht für Johns Spinnereien interessierte, ließ sie sich doch in seine Fantasiewelt herein ziehen. »Wenn du heute in die Zukunft reisen würdest, dann wärest du ja heute nicht mehr hier. Das bedeutet doch auch gleichzeitig, du würdest für eine Weile als verschollen gelten. Jetzt sag mir mal, wie du dich selbst dabei beobachten willst, was du schaffst oder erlebst, wenn du gar nicht mehr existierst. Du würdest zum Beispiel vom Jahr 2005 zum Jahr 2020 reisen. Also hättest du die dazwischen liegenden Jahre ja gar nicht erlebt. Wie willst du dich im Jahr 2020 betrachten, wenn du gar nicht in den dazwischen liegenden Jahren existiert hast?«
»Das ist mir jetzt schon wieder viel zu realistisch. Aber du hast Recht. Ich würde ja verreisen und nicht parallel zu mir noch ein zweites Mal existieren. Aber ich könnte dich sehen, wie du aussiehst, wenn wir das Jahr 2020 haben.«
»Wunderschön, und ich würde dich dann fünfzehn Jahre lang nicht sehen können? Tolle Fantasien hast du!«, beschwerte sich Carla und deutete an, John gegen die Schulter schubsen zu wollen.
»Vielleicht wäre die Vergangenheit ja interessanter. Wir könnten das Geheimnis um die Dinosaurier lüften. Endlich könnten wir den Tieren einmal persönlich begegnen«, fantasierte John weiter.
»Ich glaube, diese Idee ist noch besser. Reicht es dir nicht, dass du in unserer Welt genügend Gefahren ausgesetzt bist? Da willst du noch zu diesen monströsen Dinos reisen? Du würdest keine Minute überleben, schon würdest du zwischen den Fangzähnen einer Riesenechse hängen und als Nachtisch dienen. Vergiss es!« Carla versuchte, ihn von seinen verrückten Gedanken abzubringen, obwohl sie eigentlich sicher war, dass derlei Aktionen gar nicht nötig waren. Schließlich kann man nicht durch die Zeit reisen. Davon war sie absolut überzeugt.
»Ich lese gerade, dass das Artefakt vermutlich an Bord eines Schiffswracks sein soll, das vor der Küste von Australien versunken liegt. Es existiert leider nur noch diese Zeichnung davon. Mehr hat man nicht herausfinden können. Und das Artefakt hat noch kein Taucher gefunden, obwohl schon das ganze Schiff abgesucht wurde.«
»John, vielleicht existiert das Artefakt überhaupt nicht, und ist nur erfunden, damit sich neugierige Taucher vergeblich bemühen, etwas zu finden, was es nicht gibt. Oder es liegt da unten tatsächlich, ist aber verdammt gut versteckt. Vielleicht ist es von Muscheln und Korallen überwachsen und kann nicht gefunden werden, weil man es nicht mehr sieht.«
John zögerte einen Moment, dann sagte er »Ich würde es gern nach oben holen. Allerdings nur mit dir und Franklyn. Andere Leute würde ich nicht dabei haben wollen.«
»Du bist verrückt. Wie willst du das denn veranstalten? Willst du das ganze Schiff zerlegen und alles absuchen? So ein Vorhaben ist doch gar nicht möglich. Sicher leben dort tausende Pflanzen, Korallen und Fische auf dem Schiff, die dir das Leben zur Hölle machen, wenn du sie störst. Das ist doch zudem viel zu gefährlich. Stell dir mal vor, es passiert etwas Unvorhergesehenes in oder auf dem Wrack. Für derlei Zwischenfälle sind wir Freizeittaucher doch gar nicht genügend ausgebildet.«
»Du bist ja eine Schwarzmalerin. Ich finde, das wäre ein guter Anlass für einen netten Tauchurlaub im nächsten Sommer. Wir müssen ja nicht das Schiff durchforsten, dennoch würde ich gern wieder auf den Meeresgrund abtauchen. Wir sind schon so lange nicht mehr zusammen getaucht«, schwärmte er und stellte sich vor, er befände sich bereits im soeben erträumten Urlaub.
»Die Sache mit dem Tauchen ist in Ordnung, die Zeitverschiebungsgeschichte allerdings nicht!«, lachte Carla und wiegte sich sicher in der Tatsache, dass man nicht mithilfe eines Kunstwerkes durch die Zeit reisen kann. Da sie genau wie ihr Freund John eine leidenschaftliche Taucherin war, hatte sie gegen einen Tauchurlaub nichts einzuwenden.
Erste Bekanntschaft
Es dauerte eine ganze Weile, bis Franklyn es geschafft hatte, Sally zu beruhigen. Immer wieder fing sie an zu weinen und verlor völlig die Fassung. Doch nach etwa
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