Das Zepter der Zeit (Carla, John und Franklyn) (German Edition)
einer halben Stunde beruhigten sich ihre Nerven. Sie konnte sogar schon wieder über Franklyns lustige Bemerkungen lachen, die sie von ihren schlechten Erinnerungen ablenkten.
»Sag mal, was hältst du von einem gemütlichen Kaffee? Die Atmosphäre beruhigt, und du kommst auf andere Gedanken. Hinten an der Kreuzung ist ein nettes Café auf der Ecke«, schlug Franklyn vor und hoffte insgeheim auf ein ja . »Da können wir beiden es uns doch eine Weile gemütlich machen und über alles plaudern.«
»Ich glaube, ich könnte wirklich einen Kaffee vertragen. Komm mit, lass uns von diesem Ort der schlechten Erinnerungen verschwinden. Ich halte es hier nicht mehr aus. Ich muss hier weg!«, antwortete Sally begeistert, hakte sich unter Franklyns Arm ein und schlenderte mit ihm in Richtung des Cafés, das er vorgeschlagen hatte.
Angeregt unterhielten sie sich einige Stunden bei mehreren Tassen Kaffee, Cappuccino und Gebäck und merkten dabei nicht, wie schnell die Zeit verging. Mittlerweile war es draußen dunkel geworden.
Sie waren sich auf Anhieb sympathisch und verstanden sich prächtig. Selbst Privatangelegenheiten, die man eigentlich nicht beim ersten Treffen austauscht, vertrauten sie sich gegenseitig an. Für beide war es ein ungewöhnliches Gefühl, sich dem Anderen, den man ja eigentlich gar nicht kannte, so zu offenbaren.
Nachdem sie ihre Adressen und Telefonnummern ausgetauscht hatten, trennten sich ihre Wege, doch sie verabredeten sich gleich für den nächsten Tag.
»Darf ich dich noch nach Hause begleiten, damit ich mit ruhigem Gewissen schlafen kann? Du wohnst ja in unmittelbarer Nähe meiner Arbeitsstelle«, fragte Franklyn vorsichtig. Er wollte auf keinen Fall den Eindruck erwecken, als wollte er mit ihr schon am ersten Tag in ihre Wohnung gehen, um sie zu verführen.
»Das darfst du gern, aber nur bis zur Tür, ich habe nämlich nicht aufgeräumt«, flunkerte sie. Diese Notlüge musste sein. Ungern wollte sie bei ihm das Gefühl aufkommen lassen, dass sie ihm womöglich misstrauen könnte. Sie kannte ihn ja noch gar nicht. Bekanntlicher weise soll man Fremden gegenüber vorsichtig sein und nicht eine neue Bekanntschaft gleich mit in die Wohnung nehmen.
Abschließend bezahlte Franklyn die Getränke und führte Sally nach draußen. Dort hakte sie sich erneut bei ihm ein. Sie schlenderten gemütlich zu ihrer Wohnung, vor deren Tür sie sich in aller Förmlichkeit verabschiedeten.
Eine sehr nette Frau, muss ich schon sagen , dachte Franklyn und geriet auf dem Rückweg ein wenig ins Schwärmen. Er war sehr nervös und unsicher gewesen, hatte aber bei Sally einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Der Anruf
Carla und John, die mittlerweile zusammen in einer kleinen, gemütlichen Mietwohnung wohnten, befanden sich wieder in ihrem Zuhause und bereiteten sich einen gemütlichen Abend vor dem Fernsehen. Kerzen brannten auf dem Tisch, und sie tranken einen guten Rotwein.
Plötzlich klingelte das Telefon und zwang die beiden aus ihrer Kuschelstellung. Leider hatte John das Telefon nicht in erreichbare Nähe gestellt. Er musste aufstehen, um das Telefonat entgegenzunehmen.
»Hallo Franklyn«, sprach er in den Hörer.
»Stell dir vor, ich habe heute eine unglaublich nette Frau kennen gelernt. Ich bin förmlich zu ihrem rettenden Engel geworden«, sprühte Franklyn vor Begeisterung. Seine Stimme überschlug sich.
»Was hast du angestellt, du Schlingel?«, stichelte John und musste lachen.
»Sie stand vor mir und fiel in meine Arme. Nicht ganz freiwillig, aber sie konnte sich nicht dagegen wehren. Eigentlich wollte ich ihr nur helfen, denn sie starrte kreidebleich auf die Straße. Ich hatte noch gar nicht gesehen, was da passiert war, da fiel sie auch schon um. Zum Glück habe ich sie gerade noch aufgefangen. Da ist doch tatsächlich vor ihren Augen einer totgefahren worden. Ziemlich ekelige Sache. Ein Verkehrsschild hat ihm den Kopf abrasiert.«
»Oh Gott! Franklyn! Was ist passiert? Ein Verkehrsschild? Tot? Kopf ab? Wie geht das denn?«, fragte John und wirkte plötzlich ziemlich verstört.
»Er flog durch die Luft und ist mit seinem Hals gegen die scharfe Kante geschlagen. Ein Autofahrer hat ihn übersehen und hat ihn mit seinem Auto brutal durch die Luft katapultiert. Der war viel zu schnell gefahren. Und das Schlimmste ist, der Typ ist einfach weggefahren. Er hat die Flucht ergriffen und konnte auch von der Polizei nicht mehr gefunden werden. Keiner konnte das Kennzeichen erkennen, da er so schnell
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