Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das zerbrochene Fenster: Thriller (German Edition)

Das zerbrochene Fenster: Thriller (German Edition)

Titel: Das zerbrochene Fenster: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoë Beck
Vom Netzwerk:
Flugverkehr eingestellt wegen dieses schrecklichen Schnees. Unglaublich. Also, rufen Sie ihn an? Wegen Montag? Montag passt Ihnen doch auch?«
    Dana hatte schon den Mund geöffnet, um das Missverständnis aufzuklären. Sie wartete nur darauf, dass die alte Dame eine Pause machte. Aber dann, als sich endlich die Gelegenheit bot, hörte sie sich nur sagen: »Gerne. Montag passt gut.« Sie nahm die Visitenkarte, verabschiedete die Frau und machte die Tür zu. Max de Lacy, stand in altmodisch geschwungenen Buchstaben darauf. Wenn die Tante schon aussah wie neunzig, war der Neffe auch nicht mehr der Jüngste.
    Wie kindisch, sich als die eigene Schwester zu verkleiden. Wie dumm, das eigene Leben in ihrem zu suchen.
    Sie ging nicht zurück an den Flügel, sondern ins Büro. Dort schaltete sie den Computer ein, und während sie darauf wartete, dass er hochfuhr, stützte sie die Ellenbogen auf den Schreibtisch und vergrub ihr Gesicht in den Händen.
    Sie wusste jetzt, dass sie nie glücklich sein würde. Auch wenn ihre Schwester nie wieder zurückkam.
    »Darf ich?«
    Dana schrak hoch. »Wer zum Teufel sind Sie?«
    »Oh, die Tür war offen, und bei Ihren Öffnungszeiten steht … Ich bin Cedric Darney. Sie sind vermutlich nicht Philippa Murray?«
    Ein schmaler, blasser Junge stand vor ihr. Er trug einen dunkelgrauen Kaschmirmantel, sein zarter Kopf verschwand fast in einem schwarzen Schal, an den Händen schwarze Lederhandschuhe. Sie sah vor dem Fenster, das zur Einfahrt ging, einen Mercedes parken, der vorhin noch nicht dort gestanden hatte. Auf den zweiten Blick sah sie, dass er kein Junge mehr war, sondern Mitte oder Ende Zwanzig. Und dann erkannte sie ihn: Er hatte im Wagen der Polizisten gesessen, auf der Rückbank. Da hatte sie schon das Gefühl gehabt, ihn irgendwoher kennen zu müssen, aber erst jetzt fiel es ihr ein, erst jetzt brachte sie den Namen mit dem Gesicht in Verbindung. Natürlich, Cedric Darney, Williams Sohn. Auf den er nie stolz gewesen war.
    Sie lächelte unsicher. »Ich bin Dana Murray. Die Schwester.«
    »Ah«, sagte er. Natürlich wusste er nicht, wer sie war. Warum hätte sein Vater auch von ihr erzählen sollen. »Ihre Schwester hat meinen Flügel gestimmt. Ich habe sie nie persönlich kennengelernt, ich war immer … beschäftigt, wenn sie kam. Es tut mir leid, dass sie verschwunden ist.«
    »Danke.«
    »Haben Sie … gibt es Neuigkeiten?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nichts.«
    »Wenn ich etwas für Sie tun kann …«
    »Vielen Dank.«
    Er ging nicht. Er blieb stehen und sah auf den Boden.
    »Kann ich noch etwas für Sie tun?«, fragte Dana.
    Cedric Darney hob seinen Blick, aber nicht den Kopf, was ihm etwas Lady-Di-haftes gab. »Ihre Schwester hat gesagt, dass sie etwas über den Mord an … Sie wissen davon. Die Polizei war hier und hat mit Ihnen gesprochen. Die Frau, die getötet wurde, war meine Stiefmutter, und auch, wenn die Polizei nicht ganz von der Aussage Ihrer Schwester überzeugt ist … Was halten Sie davon? Ich würde gerne mit Ihnen darüber reden. Sie kannten doch sicherlich Philippas Freund? Sean Butler? Vielleicht gibt es einen Zusammenhang, eine Verbindung zu meiner Stiefmutter, und wir verstehen etwas mehr, wenn Sie mir von ihm erzählen? Würden Sie das tun?«
    Dana zögerte, offenbar zu lange.
    Er sagte: »Entschuldigen Sie. Es war wohl keine so gute Idee von mir. Ich gehe besser. Wenn Sie wollen, lasse ich Ihnen meine Nummer da …?«
    Sie nickte. Er reichte ihr eine schlichte Visitenkarte, auf der nur seine Initialen und eine Handynummer standen.
    »Entschuldigen Sie die Störung«, sagte er noch einmal, wirkte jetzt verstört und irgendwie panisch und verließ eilig die Werkstatt.
    Dana weinte. Ihre Tränen hatten ihn so verwirrt, dass er geflohen war. Sie wusste nicht, warum sie weinte, es gab keinen Grund. Sie sollte froh sein, dass ihre Schwester fort war. Froh über so vieles andere in ihrem Leben. Froh darüber, dass sie es einfach ändern konnte, wann immer sie wollte. Man konnte sein Leben doch einfach ändern, oder nicht?
    Dana ging zur Werkstatttür und schloss ab. Sie achtete darauf, dass das »Geschlossen«-Schild richtig hing, dass die Tür wirklich verriegelt war. Dann fuhr sie den Computer herunter, ohne ihn benutzt zu haben, ging nach oben in die kleine Wohnung, suchte das Fläschchen mit ihren Schlaftabletten heraus und beschloss, ein für alle Mal alles zu ändern.

Auszug aus Philippa Murrays Tagebuch
    Mittwoch, 31. 3. 2004
    Morgen soll ich entlassen

Weitere Kostenlose Bücher