Das Zombie-Trio
sprang über die Schwelle und bemerkte zunächst nur die Schatten, die sich auf dem Boden wälzten. Ein Keuchen mischte sich in ein knurrendes Geräusch. Selbst ein Prophet konnte offensichtlich fluchen. Er sprach von »weiblicher Satan«, und die Schatten bewegten sich dabei heftiger.
Ich leuchtete hin!
Erst wollte ich es nicht glauben. Das Bild war kaum zu fassen. Zwei Körper strahlte das Licht an. Ich sah Jesaja, der seine Arme angehoben hatte, um einen Schlag oder Griff abzuwehren. Seine Hände waren an den Gelenken zusammengepresst worden, und das von einer nackten Frau, die vor ihm kniete...
Das hatte ich nicht erwartet!
Da die Nackte im Augenblick nichts tat, ließ ich mir Zeit und strahlte sie an. Sie befand sich sehr dicht bei dem Propheten, und so erfasste das Licht beide.
Nicht nur die Helligkeit ließ die Haut der Frau so bleich erscheinen. Sie war so blass, dass sie auch eine Tote im Strahl eines Scheinwerfers sein könnte.
Tote?
Wohl eher eine Untote, ein Zombie!
Ob die Frau mich registriert hatte oder nicht, das wusste ich nicht. Sie reagierte jedenfalls nicht auf mich, sondern kümmerte sich nur um ihr Opfer und bemühte sich, den Propheten auf den Rücken zu drücken.
Jesaja kämpfte dagegen an. Ich wunderte mich, welche Kräfte in dieser dünnen Gestalt steckten, denn er hatte keine Chance.
Nach einem tiefen Atemzug verließ ich den Platz an der Tür.
Plötzlich drehte die Nackte den Kopf. Sie schaute direkt in das grelle Licht, und das machte ihr nichts aus. Es gab keinen Reflex in ihren starren Augen, was mich wiederum in meiner Ansicht bestärkte, es mit einer besonderen Gestalt zu tun zu haben.
Sie lebte nicht richtig, war jedoch auch nicht tot. Sie existierte irgendwo dazwischen.
Mit einem langen Schritt hatte ich die beiden erreicht – und schlug zu!
Nicht mit den Händen, sondern mit dem Griff der Beretta. Er prallte gegen den Schädel der Untoten.
Ich hörte einen fies klingenden Laut. Der Kopf ruckte in die Höhe. Haare wehten, ein Stück Haut war aufgeplatzt, und ich bekam eine feuchte Wunde zu sehen. Nach dem nächsten Treffer ließ die Nackte den Propheten los.
Jesaja warf sich zur Seite, um jeder Gefahr aus dem Wege zu gehen. Und die bestand immer noch! Einen normalen Menschen hätte ich auf diese Art und Weise ausschalten können, doch bei dieser Gestalt war das nicht möglich. Sie musste man mit anderen Waffen vernichten.
Die Blonde dachte nicht daran, am Boden liegen zu bleiben. Sie schüttelte den Kopf, ließ das blonde Haar fliegen und drehte sich mit einer ruckartigen Bewegung.
Ich hatte inzwischen meine Waffen getauscht. Eine Silberkugel wollte ich mir sparen. Hier konnte ich das Kreuz einsetzten. Zombies bedeuteten kein Problem für meinen Talisman, den ich zunächst mal auf dem Rücken verbarg.
Erst als die Blonde vor mir stand, setzte ich es ein. Meine Hand huschte hinter dem Rücken hervor, und eine Sekunde danach war plötzlich alles anders.
Die Gestalt sah das Kreuz. Kasperhaft zuckte ihr Kopf von einer Seite zur anderen. Sie hob auch die Arme an und gab somit den Oberkörper frei.
Ich drückte das Kreuz auf ihren Bauch!
Bei Vampiren hinterließ es einen entsprechenden Abdruck. Genau damit rechnete ich auch jetzt, nur stimmte das diesmal nicht. Es geschah etwas ganz anderes, und ich hatte dabei das Gefühl, eine fremde Person zu sehen. Die langen Haare stellten sich hoch. Ein gewaltiges Zittern erfasste den gesamten Körper. Schrille, spitze Schreie fegten aus dem Mund, doch das war nicht alles.
Eine andere Farbe tauchte auf. Nicht mehr weißes Licht breitete sich aus, sondern ein blaues. Ich wusste nicht mal, ob es direkt von meinem Kreuz ausging. Jedenfalls erfasste es den gesamten Körper der Untoten, und dieses Phänomen blieb nicht auf ihn beschränkt. Ich wollte meinen Augen kaum trauen, als ich die Veränderung auch auf meinem Kreuz entdeckte.
Die vier Insignien der Erzengel leuchteten in diesem Blau. Es war ein Vorgang, den ich nicht kannte. Er verschlug mir die Sprache. Staunend und beinahe fassungslos schaute ich zu, was noch passierte.
Der Körper der Nackten glühte in einem tiefen Blau. Es gab eine intensive Farbe ab. Trotzdem zeigte sie eine gewisse Durchlässigkeit, denn ich schaute in den Körper hinein. Sah Adern, Knochen, Muskeln und Organe.
Eine verrückte Szene, die sich noch fortsetzte. Andere Wesen verbrannten durch die Kraft des Kreuzes. Das war bei der Blonden nicht der Fall. Sie löste sich auf. Von einem Herzschlag zum
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