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Das zweite Gesicht

Titel: Das zweite Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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gegangen, und m it ihr alle anderen.«
    » W arum erzählen Sie m i r das alle s ?«
    » W eil ich Sie um Ihre Hil f e bitten m ö chte.«
    »Mich ? « Sie erwiderte seinen Blick, bis ihr die Intensität unangenehm wurde, m i t der er sie ansah. » W as erwarten Sie? Dass ich m i ch als Jula ausgebe und zu Ihren Finanziers gehe ? «
    »Nicht als Jula. Als Lady Madeline.«
    »Veralbern Sie m i ch nicht.«
    »Nicht die Spur. Sie s p ielen die R o lle d er M a d eline in m einem Film – zu m i ndest in jenen Szenen, die Jula nicht m ehr gedreht hat. Und unsere Geldgeber bekommen etwas, das ihre kühnsten Erwartungen übertrifft: Den letzten F il m , das Ver m ä chtnis der Jula Mondschein – und den ersten Film ihrer Schwester!« Er m usste die Ablehnung in ihrem Gesicht lesen, denn er kam jetzt auf sie zu, und sein Ton w urde beschwörend. »Hören Sie zu, Chiara. Sagen Sie nicht ein f ach nein, ohne nachzudenken. Ihre Ähnlichkeit m it Jula ist ate m beraubend. Sie hätten die Leute auf der Beerdigung hören sollen, alle haben darüber gesprochen. Haben Sie wirklich gedacht, Sie könnten unerkannt dort auftauchen und wieder verschwinden? H i m m el, S i e sehen aus wie eine jüngere Ausgabe Ihr e r Schwester! Und ich bin gewiss nicht der E i nzige, der auf die Idee gekommen ist, Ihnen solch ein A ngebot zu m achen. Nur der Schnellste. Und der Entschlossenste.«
    »Ich bin keine Schauspielerin.«
    »Das war J u la a u ch nic h t. Schauen S i e m i ch nic h t so an! Das hat sie selbst im m e r wieder gesagt. Glauben Sie, Jula hätte nur einen Tag Schau s pielunterricht genommen? Tausend m al habe ich ihr angeboten, dafür aufzukom m en. Aber sie hat es im m er w i eder ausgeschlagen.«
    »Es geht nicht nur daru m , dass ich nicht schauspielern kann – ich will es auch gar nic h t. I c h bin anders als Jula.«
    »Ach was. Ein wenig Sch m inke, und Sie sehen aus wie  sie.«
    Sie hatte nicht von äußeren Unterschieden gesprochen, aber wo m ö glich wollte er das gar nicht hören. Dieses Gespräch war absurd. »Nein«, sagte sie. » W irklich nicht.«
    Er stieß ei n en Seufzer aus, aber sie sah ihm an, dass er nicht aufge b en würde.
    »Ich werde jetzt gehen.« Sie wandte sich z u r Tür des Treppenhauses. »Bestellen Sie m i r einen W agen, oder fahren Sie mich zum Ho t el?«
    Masken m achte keine A nstalt e n, ihr zu folgen. »Wussten Sie, dass Jula eine Villa gehörte, draußen an der Krum m en Lanke? Sie müssen nicht im Hotel wohnen, Sie können dort einziehen. Das Haus steht leer.«
    »Sie haben m i ch noch immer nicht verstanden, oder? Ich werde Berlin verlassen, und zwar morgen. Ich brauche Julas Haus nicht. Abgesehen davon gehört es ihr ver m utlich ohnehin nicht m ehr. S i e hatte ei n e Menge Schulden, habe ich gehört.«
    Sein Lächeln gefiel ihr nicht. »Raten Sie mal, bei wem!« Sie starrte ihn an, atmete dann tief durch. »Das ist nichtmeine Sache. Wenn Jula Ihnen Geld geschuldet hat, behalten Sie das Haus oder was sonst ihr gehört hat. Ich will nichts von all dem Kram. Machen Sie damit, was Sie wollen.«
    »Sie hatte auch eine Yacht. Aber die ist vor einigen  Monaten gestohlen worden.«
    »Eine Yacht?«
    Er nickte. »Das Boot hat vermutlich genauso viel gekostet wie die Villa.«
    Konsterniert stand sie einen Augenblick da, dann schüttelte sie aber m als den Kopf, al s könnte sie so das Durcheinander in ihrem Kopf sortieren. »Nicht m ein  Proble m «, s agte sie und trat ins Treppenhaus.
    Eine Eta g e tiefer h o lte er s i e ein. » E s geht m i r nicht u m s Geld, verstehen Sie? Ich habe es nicht nötig, diesen Film wegen irgendwelcher Gewinne zu beenden. Darauf pfeife ich.«
    » W as ist es dann? Gekränkte Eitelkeit ? «
    »Sie m ögen m i ch nicht, gut. Ich weiß nicht waru m , und ich bin m i r nicht sicher, ob S i e es wissen. Aber das kann ich akzeptieren. W as i c h nicht akzeptieren kann, ist die Achtlosigkeit, m it der Sie eine Chance wegwerfen. Die Chance, Chiara! W as ist es wirklic h ? Die Ang s t davor, in Julas Fußstapfen zu treten? M it ihr verglichen zu werden.«
    »Das ist Schwachsinn.«
    »Ach ja? Dann erklären Sie es m i r.«
    Auf halber Höhe der unteren Etage blieb sie stehen und drehte sich zu ihm u m . Auf einem Plakat n eben ihm stand der U m riss einer nackten Frau m it gespreizten Ar m en und Beinen in einem Fenste r ; ein Schatten an der W and dahinter duplizierte ihre G lieder, sodass sie acht davon hatte, wie eine Spinne. »Das alles hier war vielleicht Julas W

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