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Das zweite Gesicht

Titel: Das zweite Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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das, Elohi m ? Natürlich bin ich sicher!«
    Die Diva ballte eine Hand zur Faust, stieß scharf die Luft aus und schüttelte den Kopf. »Dann steckt Masken auch dahinter.«
    Chiara winkte ab. »Jakob hat gesagt, er sei nicht …«
    »Ich habe ihn f rüher z usam m en mit M asken gesehe n . Und da war noch etwas … «
    Als Elohim abbrach und nach den passenden W orten suchte, fragte Chiara ungeduldig: »Was m einen Sie ? «
    Elohim zögerte kurz, bevor sie fragte: »Erinnern Sie sich an Medusa?«
    »Maskens F il m , bei dem all diese Menschen u m s Leben gekommen sind.«
    »Es heißt, nie m and habe ihn je zu sehen bekom m en, außer ein paar Juristen während der Gerichtsverhandlung.«
    Chiara nickte. »Das Material wurde anschließend vernichtet, aus Respekt vor den Toten und ihren Angehörigen.«
    »Das erzä h lt m an sich, allerdings.«
    Chiara riss die Augen auf. » W ollen Sie da m it sagen, dass Sie ihn gesehen haben ? «
    »Nicht den ganzen Film, der wurde nie fertig gestellt. Aber es gab ein paar halbfertige Szenen, unter anderem die, bei der das Feuer im Atelier ausgebrochen ist.« Sie m achte eine Pause, die sich endlos zu dehnen schien. »Ich
    habe diese Aufnah m en nicht nur gesehen, Chiara. Sie sind sogar in m einem Besitz . «
    »Aber wenn das Gericht a n geordnet hat, sie zu vernichten …«
    »Teile wurden verbrannt, das ist wahr. Andere Teile konnten, sagen wir, gerettet werden. Es war nicht ein m al besonders schwer, die zuständ i gen Leute zu bestechen – es ist nur außer m i r keiner auf die Idee gekommen.«
    »Aber was hat das m it Jakob zu tun?«
    »Ich m öchte, dass Sie sich diese Aufnah m en anschauen. Ich denke … nein, ich bin sic h er, das, was Sie zu sehen bekommen, wird Sie interes s ieren. Auch in Bezug auf Jakob Tiberius.«
    Chiara bo h rte weit e r, a b er Elohi m s wehrte alle Versuche ab, als m üsste sie sich erst selbst über etwas klar werden.
    » W aru m S i e? « Ch i a r a f ix ierte Elohim und gab sich Mühe, so wenig wie möglich von ihrer Verwirrung zu zeigen. »Welches Interesse haben Sie daran, Maskens Pläne zu durchkreuze n ?«
    »Sagen wir, ich m ag ihn nic h t besonders. Er hat m i r das gleiche Angebot ge m a cht wie Jula und wie zweifellos auch Ihnen – ausschließlich f ü r ihn zu arbeiten. Ich habe es aus g eschlagen, aber er hat es weiter versucht. Verstehen Sie, all das ist Ja h re her, l a nge vor Julas Auftauchen, kurz nach seinem er s t en E rfolg m it dem Adept des P aracelsu s . Alles war wie bei Ihnen und Ihrer Schwester: die große Chance, die guten Ratschläge, dann die Einflüsterungen. Die Einführung in den Zirkel, ein paar Geisterbeschwörungen und okkultes Bri m borium. Dann die tantrischen Sitzungen und Orgien. Das war der Punkt, an dem ich m i ch verabschiedet habe. Er hätte m i ch so weit m anipulieren können, dass ich in den Fil m en m itspielte, die ihm zu noch größerem Erfolg verhelfen sollten, aber er  konnte m i ch nicht dazu bringen, m it Männern ins Bett zu gehen.« Sie lächelte und sah dabei fast ein wenig verlegen aus.
    »Es gibt Grenzen.«
    »Sie haben Jula wirklich ge m ocht, nicht wahr ? «
    »Ich hätte m i ch in sie verlieben können«, sagte Elohim m it entwaffnender Ehrlichkeit. »Wenn Jula sie selbst geblieben und nicht zu etwas anderem g e worden wäre.«
    Chiara betrachtete die große Diva, die Unnahbare, die Verkörperung all dessen, w a s sie früher am Filmgeschäft verachtet hatte – und sie beg r iff, dass Elohim nur zum Selbstsch u tz diese Rolle spi e lte. Sie gab die Arrogante, das Ungeheuer, die Herrschsüchtige, um Masken und den anderen zu zeigen, dass sie war wie sie – b i s zu einem gewissen Grad. Auch ohne Fantasien vom Über m enschen, ohne Nietzsche und Steiner und wie sie alle heißen mochten.
    »Diesen Streit im Atelier«, sagte Chiara, »haben Sie nur gespielt, da m it die ander e n keinen Verdacht schöpfen.«
    Elohim nickte. »Da m it nie m and glaubt, S i e und ich könnten uns je m als nahe genug kommen, um m iteinander über diese Dinge zu reden.«
    »Helfen Sie m i r nur Julas wegen ? «
    »Viell e icht der Jula wegen, die sie hätte sein können – ohne Masken. Aber auch um Ihretwillen, Chiara. Nie m and hat es verdient, das zu werden, was Masken aus uns m achen will: Masc h i ne n , die für seinen Erfolg und Ruhm arbeiten. Dieser M ann wird er s t sa tt s ein, we n n er s i ch selbst gefressen hat.«
    » W ann kann ich die Szenen aus Me d usa se h e n ? «
    »So bald Sie wollen.

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