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Das zweite Gesicht

Titel: Das zweite Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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später reichte ihm je m and ein Glas.
    Chiara trank es gierig in einem Zug a us.
    » W as haben Sie genom m en ? «
    »Genom m e n ? «
    »Koks? Morphiu m ? Sie spri t zen kein Heroin, oder ? «
    Sie schüttelte m üde den Kopf. »Mir ist einfach übel, das ist a ll e s.«
    Er glaubte ihr kein W o r t , z u ckte die Achseln und setzte sich wieder. » W as haben Sie drüben im Haus g e macht ? «
    Ihr kam eine seltsa m e Idee. »Sind Sie von der Polizei oder so was ? «
    »Nein. Sie waren m it Masken befreundet, oder ? «
    »Ganz sicher nic h t.«
    » W issen Sie, was er m it Ihnen getan hat ? «
    »Mit m i r …« Sie wurde ein wenig auf m erks a m er. » W as m einen Sie?«
    »Es wäre leichter, we n n Sie m i r erst v erraten würde n , was Sie über die ganze Sache wissen. Sie haben doch etwas gesucht, oder? Beweise für irgendwas.«
    Es hatte keinen Zweck, das zu leugnen. Sie war auch nicht in der Verfassung dazu. Sie wurde jetzt rasch im m er müder. Ihr war schl e c h t . Sie wollte ster b en. »D ie Gläser  …«
    » W as für G l äser?«
    Sie zog das Gefäß aus ihrer Manteltasche und hielt es ihm entgegen. Er k a m herüber und wollte danach greifen, aber sie zog es zurück und presste es an s i ch. »Das ist m eins.«
    »Das kann m an wohl sagen.«
    »Sie wissen davon ? «
    Er begann jetzt, langsam im Raum auf und ab zu gehen.
    »Die Frage ist doch, wie viel Sie wissen.« Er seufzte.
    »Die Theosophen – wissen Sie darüber Bescheid ? «
    Sie nic k te.
    »Stein er ? Blavatsk y ? «
    Noch ein Nicken m it allergrößter Selbstverständlichkeit, als kä m e sie frisch aus einem S e m i nar für okkulte Philosophien an der Universität.
    »Die sieben Orte im Scheunenviertel ? «, fragte er.
    Einem ersten I m puls f olgend wollte sie vern e i n e n. Dann aber rührte sich etwas in ihr. Sie b en Orte. Ir g endetwas verband sie da m it.
    Offenbar wertete er ihr Schweigen als Zustimmung.
    » W ir kennen nur zwei, und nicht m al bei denen sind wir sicher. Einer ist eine leer s t ehende Kneipe, ein wirklich übles Kellerloch, in dem irg e ndwann weiß der T eufel was ausgeschenkt wurde. Ein anderer könnte eine Halle sein, in der heute eine illegale K l ei d erfa b rik u n ter g e b racht i s t – einer von diesen Läden, wo Frauen nach Strich und Faden ausgebeutet werden.«
    Er hob die Schultern. »Nicht schön, aber zum Glück nicht m ehr m ein Problem.«
    Sie erinnerte sich va g e an einen Trau m , an Bild e r. Sieben Orte … W aren es sieben ge w esen? Schon m öglich.
    Der Mann musterte sie argwöhnisch. »Sie haben keine  Ahnung, wovon ich rede, oder ? «
    »Ich weiß nicht … ich habe etwas geträu m t , als ich …«
    »Nach Ihrem Unfall? In dieser Klinik ? «
    »Davon wissen Sie auch ? «
    »Ja.« Sarkastisch fügte er hinzu: »Keine Sorge, ich gehe da m it nicht zur Presse.«
    Eine Ahnung däm m e r te in i h r. »Diese Mä nner im Tiergarten … haben die zu Ihnen gehört ? « Ihr ganzer Körper spannte sich. »Gott, natürlich … das waren Ihre Leute! Sie haben nach der Narbe gesucht!«
    »Ich hätte es vorgezogen, wenn die beiden höflicher vorgegangen wären. Aber ich kann m i r m eine Mitarbeiter nicht aussuchen.«
    Sie widerstand dem Drang, ihn anzubrüllen oder fortzulaufe n . Mühsam brachte s i e sich wieder unter Kontrolle. » W as sind d a s für Orte, von denen sie gesprochen haben ? «
    »Sie sind dort gewesen, Chiara. D as war kein Trau m . Masken hat Sie an jeden einzel n en d i eser P l ätze geführt – nachdem er Ihnen vorher ein Stück Ihres D ar m s hat entfernen lassen und es an einen Holzpfosten genagelt hat.«
    Sie m ochte verwirrt sein, unter Drogen stehen und auch ansonsten in erbär m licher Ver f assung – aber sie war nicht vollkom m en hirntot. Das sagte sie ihm.
    Er verzog ungeduldig das Gesicht. »Fällt nicht ganz leicht, so was zu glauben, was ? «
    W i der Erwartens g elang es i h r, m it einem Ruck aus dem Sessel aufzustehen. »Hören Sie … Ich weiß nicht, wer Sie sind, was Sie wollen und … Sie hatten jetzt Ihren Spaß, ja? W as ist das hier? So eine Art Entführung ? «
    »Setzen Sie sich. Gott, nun setzen Sie sich schon! Nie m and zwingt Sie, h i er zu bleiben. Ich hätte m i ch lieber m it Ihnen unterhalten, wenn Sie klar im Kopf sind, aber so wie die Di n ge lie g en … «
    Sie set z te si ch tat s ächli c h, beinahe gegen ihren W illen. Aber das w ar nicht sein Ver d ien s t: Ihre Beine trugen sie nicht länger. Trotzdem hatte sie das Gefühl, ihm

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