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Das zweite Imperium der Menschheit

Das zweite Imperium der Menschheit

Titel: Das zweite Imperium der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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lachte kurz und leise. Er spürte nichts.
    »Du wirst die fremde Luft nicht gewohnt sein!«, sagte er grinsend.
Steve zog sich die Handschuhe an und lächelte karg. »Das wird es sein.
Komm, gehen wir.«
    Sie aßen, während sie die kurze Strecke zwischen der SEARCHER und
dem Transmitter zurücklegten und liefen die Rampe hinauf, durchschritten
die Gänge und gelangten bis vor den steinernen Sockel. Brandon stellte
an der Säule die Übertragung ein und schwang sich hinauf. Drei Sekunden
später krachte der Lichtbogen auf die Isolatoren. Die Männer verschwanden.
     
    Der Transmitter des Planeten Kingsley befand sich mitten in einer leeren Großstadt.
Das riesige Gebäudekonglomerat ähnelte der Zentrale auf Dorian, aber
es war ein Bauwerk aus Quadern, Ziegeln und Traversen, während man auf
Dorian gewachsenen Felsen ausgemeißelt hatte. Die Stadt wirkte tot und
verfallen. Die Männer versuchten, sich an die leere, stille Ödnis
zu gewöhnen.
    »Es ist erstaunlich. Sie müssen zur gleichen Zeit gestorben sein«,
sagte Nikolayew. Sein Arm beschrieb einen Bogen, der die gesamte Stadt einschloss.
Sie standen am oberen Ende einer gewundenen Auffahrt und sahen auf eingefallene
Dächer und zernagte Mauern. Kleine Pelztiere huschten pfeifend in Rudeln
durch die Ruinen.
    »Wahrscheinlich durch einen nuklearen Sturm oder eine ähnliche Katastrophe.
Was kümmert’s uns?«, antwortete Steve Brandon abweisend. Hier waren
sie zum zweiten Mal. Ihre Tritte hallten zwischen den weiß gebleichten
Mauern wider. Staubwolken wirbelten unter den Sohlen auf. Sie eilten durch die
gekrümmten Gassen einer Stadt, die vor vierhundert Jahren aufgehört
hatte, zu leben. Überall sah man Spuren der einstigen Bewohner. Sie hatten
Töpfe auf den Öfen stehen gelassen, Gerippe der Lasttiere lagen in
den Höfen und Skelette der pseudomenschlichen Wesen in den Zimmern. Sie
zerfielen, wenn man den Versuch machte, sie zu berühren. Dies und die Tatsache,
dass nirgends größere Tiere oder auch nur ein Mensch – wenn
man die Axarneaner als Menschen bezeichnen durfte – angetroffen worden
war, machte das Verweilen an allen diesen Orten unheimlich.
    Nicht, dass die Männer Angst hatten oder sich ernsthafte Sorgen machten;
Skrupel kannten sie nur aus Erzählungen. Sie wurden nicht misstrauisch,
obwohl alles viel zu glatt ablief. Je länger sie sich inmitten dieser Schatten
werfenden Einöde aufhielten, desto verschlossener wurden sie; sie merkten
es noch nicht.
    »Aidon ist offensichtlich der Ansicht, dass er für seine archaischen
Bücher etwas bekommt – nicht ein Gramm Gold hat er bisher gesammelt«,
maulte Brandon. Nikolayew wusste nicht, dass eines der Bücher mehr wert
war als aller Schmuck, den er zusammengerafft hatte. Es war die handgeschriebene
Geschichte des Planeten Kranyan, die Dor Amakron dem Forscher gebracht hatte.
    »Bücher, die ihm das Imperium abkauft, sind sicher wertvoll. Ich für
meinen Teil halte mich lieber an handfeste Dinge«, antwortete Nikolayew.
Sie waren in der Mitte eines Platzes angelangt. Das prächtigste Gebäude
stand gegenüber. Sie sahen sich an, dann flackerte ein schweigender Blick
des Einverständnisses zwischen ihnen auf; sie betraten das Haus. Auf der
Schwelle der Tür saßen einige harmlose und possierliche Tiere. Nikolayew
fasste eines, setzte es sich auf den Arm und streichelte den Kopf. Leise schnurrend
rieb es seine Schnauze an seiner bärtigen Wange.
    »Schon gut«, sagte er und setzte es wieder ab. Es blinzelte ihm aus
feuchten Augen nach und huschte fast lautlos davon.
    »Nette Tierchen, die da. Aber für den Pelz würde ich keinen halben
Kredit geben. Taugt nichts«, sagte der Pelzjäger hustend. Der Staub
legte sich auf die Schleimhäute. Dann riss seine Lampe einen mächtigen
Raum aus der Dunkelheit. Mit nachtwandlerischer Sicherheit fanden die Männer
die Dinge, die ihnen wertvoll erschienen.
    »Machen wir Aidon eine Freude? Er hat uns schließlich dieses Schatzhaus
vermittelt – bringen wir ihm Bücher?«, sagte Boy. Brandon willigte
widerstrebend nickend ein. Es war eine Ironie, dass dieses Gebäude das
planetare Gegenstück eines Versammlungshauses war und daher eine Bibliothek
führte. Außerdem wussten sie nicht, welche Bücher sie in die
Hände bekamen. Das dicke, mit silbernen Beschlägen und einem Einband
aus einem Material, das sie nicht kannten, nahmen sie zuerst; vielleicht die

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