Das zweite Imperium der Menschheit
Tempelbauten und Anlagen, die religiösen Zwecken dienten,
teilweise von monströsen Ausmaßen und voller geheimnisvoller Alien-Technik,
boten den Entdeckern mancherlei, mitunter gefährliche, ja tödliche
Überraschungen. Aber Zeugen des täglichen Lebens waren und blieben
sensationell selten; was für Terra gilt, fand sich auch in den Weiten der
Galaxis und ...«
10.
Sie waren schon seit drei Tagen auf dem Planeten und hatten alles gesehen, was
ihnen der heilige Hain zeigen konnte. Der große Tempel war leer. Kein
Axar – der Sockel war verwaist. Guy Aidon hatte ein Zimmer ausgeräumt
und benutzte es als Schlafkammer. Aber er schlief weder tief noch lange –
er suchte unablässig nach seinen Schätzen: Bücher und Tondokumente.
Sie standen in den Priesterkammern, in Regalen und in den meist funktionslosen
Geräten. Der gelbe Felsen war eine riesige Wohnstatt der Diener des schwarzen
Götzen. Sie hatten in dem obersten Geschoß, durch verwinkelte Gänge
miteinander verbunden, ihre Zellen gehabt. Das Licht kam aus gläsernen
Platten, die in die Felsendecke eingelassen waren. Unbeschreiblicher Prunk herrschte
in den Räumen. Aidon war einen vollen Tag lang nur zwischen der SEARCHER
und dem Felsen hin und her gelaufen. Er belud sich mit Büchern, Bändern
und kleinen, aufschlussreichen Kostbarkeiten. Das Plündern überließ
er den anderen.
Das Schiff war zu einem Drittel gefüllt; die Laderäume quollen über.
Brandon und seine Gruppe brachten ständig Neues mit sich. Sie benutzten
die Transmitteranlage wie einen Lift und schleppten, was sie konnten. Becher
aus Gold, Platinschmuck, Kisten mit Perlen und Schmuckstücken, und alles,
was aussah, als könne es wertvoll sein, stapelte sich in den Lagerräumen.
Sie hatten Millionen erbeutet und brachten immer noch mehr.
Flamsteed arbeitete allein. Er saß in einer Priesterzelle und schrieb.
Er rechnete Daten und Prinzipien aus, nach denen die Transmitter erbaut worden
waren. Energie und Leitungen hatte er seit einigen Stunden herausgefunden –
jetzt kamen die grundsätzlichen Überlegungen an die Reihe. Unablässig
summten die Spulen des Geräts.
Aidon hatte geschlafen. Sie alle waren von einer merkwürdigen Hast. Es
hatte den Anschein, als triebe sie ein unsichtbarer Dämon, alles in kürzester
Zeit zu erledigen. Weder der Umstand, dass die Vorräte ausgehen konnten,
noch dass sie auf Everest vermisst werden würden, war die Ursache. Es gab
eigentlich keinerlei Grund für diese Hektik.
Aidon stand auf; Schwindel überfiel ihn. Krampfhaftes Zittern ging minutenlang
über seine Haut und durch seine Muskeln. Dann war alles vorbei. Er wusch
sich gründlich. Beim Einschalten einer Hauptsicherung hatte sich ein kleines
Pumpwerk in Bewegung gesetzt, das den gesamten Felsen versorgte. Er trocknete
sich ab und schlüpfte in seine Kleider. Dann hängte er sich die Kamera
um und glitt hinaus auf den Gang.
Nachdem er die gesamten Tempelanlagen gefilmt, zahllose Details fotografiert
und die Speicher ins Schiff gebracht hatte, wollte er heute den Felsen aufnehmen.
Er fuhr mit dem Lift nach unten. Aidon kam an und betätigte einen Schalter.
Aus einer Kammer, tief in den Felsen gemeißelt, drang tiefes Brummen.
Dann schoben sich stählerne Platten in die Höhe und stellten eine
Verbindung her zwischen den Rampen der Außenfront und der Transmitterhalle.
Diese Szene filmte Aidon in allen Phasen. Als Brandon und der Zauberer von ihren
Streifzügen zurückkehrten und sich die Transmitter mit knisternden
und krachenden Blitzen entlud, waren auch die beiden auf dem Film. Sie brachten
Kisten mit sich, deren Deckel sperrten.
Aidon wanderte stundenlang durch die Gänge, filmte und erstellte holografische
Standbilder. Er hielt zahlreiche Bildfolgen für eine Nachwelt fest, von
der er hoffte, dass sie seinen Namen mit dieser Kultur in Verbindung bringen
würde.
»Ich weiß nicht, was mit mir los ist«, sagte Brandon unruhig.
Er saß neben Nikolayew in der Schleuse des Schiffes und rauchte in tiefen
Zügen. Er lehnte seinen Kopf erschöpft an die Dichtungsplatten und
schloss die Augen.
»Was hast du? Ist dir nicht gut?« Steve schüttelte missmutig
den Kopf. Er warf die halbgerauchte Narkorette aus der Schleuse und öffnete
die Augen.
»Früher konnte ich stundenlang Kisten schleppen oder ähnliches.
Aber jetzt bringt mich diese Schlepperei offenbar um.«
Boy
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