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Das zweite Imperium der Menschheit

Das zweite Imperium der Menschheit

Titel: Das zweite Imperium der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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Dunkelheit, die Entfernungen eines Weltraums hatten sie getrennt. Irgendwo saßen
seine erfolgreichen Kameraden an ihren Labortischen und versuchten, Rätseln
auf die Spur zu kommen. So würden sie arbeiten und von vertrauten Dingen
sprechen – er war nicht unter ihnen. Sie aber wurden berühmt im Imperium.
Er war von ihnen zurückgelassen worden wie jener übrig gebliebene
Mann jeder Mannschaft, der die abschließenden Arbeiten zu erledigen hatte.
Aber in einem Winkel des Überlegens dämmerte ihm die Erkenntnis, dass
er sein Stück zu jener gigantischen Arbeit beigetragen hatte, die sich
das Zweite Imperium selbst gestellt hatte.
    Tief in seine sehnsüchtigen und bedauernden Erinnerungen versunken, ging
er weiter. Er überwand eine Steigung, ging hinunter in ein Tal, durch das
sich ein Bach plätschernd schlängelte. Lang war der Weg, aber jeder
Weg endet schließlich irgendwo. Guy Aidon stand vor den offenen Pforten
des Tempels auf Belt. Der Sand unter seinen Sohlen knirschte. Guy hielt sich
am Relief einer Säule fest, zog sich hoch und blickte durch den Tempel.
    Er sah auf die Uhr. Drei Stunden hatte er benötigt, um diesen Planeten
kurz zu sehen – der Gang hierher hatte ihn sechs Stunden aufgehalten. Nur
noch Minuten trennten ihn von Axar. Ein schwarzer Vogel strich über den
Tempel, zog Kreise und ließ sich auf einer der weißgewaschenen Verzierungen
nieder. Er faltete die großen Schwingen zusammen. Aidon ging näher
heran.
    Sein Blick und sein gesamtes Denken wurden vom Auge des Götzen magisch
angezogen, das im Zwielicht des Tempels auf ihm ruhte. Die Strahlung blendete
ihn nicht, aber er vermied, direkt in den Kristall zu sehen. Auf seinem Weg
kam er an einer Metallplatte vorbei, die in kaltem Feuer glühte. Es war
ein Schild, an der Wand aufgehängt. Noch fünfzehn Meter trennten Aidon
von der Statue. Die Sekunden schienen sich zu Ewigkeiten auszudehnen. Guy setzte
mechanisch einen Fuß vor den anderen und fühlte, dass es mit ihm
zu Ende ging.
    Eiserner Wille trieb ihn wie eine Maschine weiter. Schließlich stand er,
den Blick auf seine Stiefelspitzen gerichtet, vor dem Götzen. Er griff
nach dem Arm und zog sich hoch. Das Auge blendete ihn mit überwältigenden
Lichtstrahlen. Hinter ihm begann die Erde zu beben. Der Vogel stieß sich
von seinem Sitzplatz ab, ließ sich fallen und flog nach Norden. Als ihn
die mächtige Druckwelle traf, riss er die Schwingen nach vorn. Dann versengte
ihn die Glut, die sich im Osten entfaltete, wie eine große, rote Blüte.
Aber es waren nicht die Strahlen der Morgensonne, die so leuchteten. Guy spürte,
wie sich sein Gesicht hob, alle seine Muskeln kämpften gegen die Blendwirkung.
Der Götze schwankte auf seinem Sockel und neigte sich gefährlich.
Das Auge wurde heller, und Aidon zwang sich dazu, mitten in diesen brennenden
Punkt zu sehen. Dann waren die Erdstöße so hart, dass er den Halt
verlor und zu Boden stürzte.
    Kein menschliches Auge darf versuchen, die Wahrheit der Dinge zu ergründen.
Offensichtlich hatte es nur Dor Amakron ausgehalten, dachte Guy. Dann richtete
er sich wieder auf. Er musste es versuchen. Mitten in dieser Bewegung traf ihn
die tonnenschwere Last, die auf dem Sockel ruhte. Der schwarze Götze fiel
und zerschlug den Schädel des Archäologen. Der letzte der acht Mann
– der Leitwolf – war tot. Die Jagd war zu Ende.
     
    Las Vetura wusste, wo die Dinge lagerten, die er brauchte. Er holte die zehn
Bomben aus dem Laderaum; zehn Geräte von der Größe eines Koffers,
die ein Mannbequem tragen konnte. Er stapelte sie auf eine Schwebeplattform
neben einer Landestütze. Tiefstrahler erleichterten ihm die Arbeit. Er
dirigierte die Bomben dorthin, wo er sie brauchte, legte eine auf die Transmitterplattform
und stellte die Zündung ein. Eine Stunde Vorlauf. An der Schaltsäule
stellte er die Daten für den Transport zum ersten der acht Planeten ein.
Der erste Blitz entlud sich knallend, und die erste Bombe befand sich auf der
Transmitterplattform Kingsleys.
    55 Minuten lang lief der Zünder der Bombe, die Las nach Blue schickte.
45 Minuten: Kranyan, 40 Minuten für Belt. Tibet II ... Thunderbolt ...
Glove ... endlich Dorian. In wenigen Minuten würden hier auf Dorian drei
Bomben detonieren.
    Vetura schaltete den Transmitter aus, ging hinaus und stellte sich an den Stamm
eines Baumes. Hinter ihm begann die Allee der steinernen Figuren, die

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