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Das zweite Imperium der Menschheit

Das zweite Imperium der Menschheit

Titel: Das zweite Imperium der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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Zweite Imperium. Zwischen den befestigten Grenzwelten
– Planeten, die außen in den dünneren Bezirken dieser Scheibe
stehen – und dem Rand der Galaxis befinden sich unbekannte Bezirke des
Weltalls. Das Innere dieser Kugel kennt den Homo sapiens imperialis, denn er
hat es, samt allen entdeckten Rassen, Kulturen und Wesen, in das Gebilde des
mächtigen Staates der Geschichte eingegliedert. Aber dort draußen
– zwischen Grenzwelt und Ödland und weit vor den Außenkolonien –,
dort kennt er längst nicht jeden Planeten.
    Aus diesem Grunde wird es noch jahrhundertelang Suchschiffe geben. Nach Garry
Vipers unermüdlichen Expeditionsausflügen gab man, weil sein Schiff
PHARAO geheißen hatte, allen Suchschiffen den Namen der Herrscher Altägyptens.
Dies gilt auch für das ENIGMA-Suchschiff TUTMOSIS.«

 
     
     
13.
     
    Alles versank in der Nacht. Lähmung schien die Natur zu befallen, als der
große, gelbe Ball verschwunden war. Thighe wusste, dass die akustische
Formel für diese Sonne Kinloch war – in einem ungenutzten Winkel seines
merkwürdigen Hirnes wusste er es. Vor langer Zeit war diese Information
geliefert worden. Die Strahlen des einzigen Mondes beleuchteten die neun Körper,
die sich fast lautlos vorwärts bewegten, mit Thighe an der Spitze. Er war
der Rottenführer. Er sicherte nach allen Seiten, dann kroch er weiter.
Seine acht Beine, unterteilt durch je drei Gelenke und abgeschlossen von stahlharten
Klauen, wühlten sich unaufhaltsam durch den Dschungel des Grenzstreifens.
Einzig das Auge auf der Oberseite des hell glänzenden Ellipsoids verriet,
dass Thighe durch das hohe Gras kroch. Sein Körper war von einer metallenen
Haut umgeben; sie verlieh ihm die Gestalt einer stählernen Spinne. Jede
seiner Bewegungen verriet die ungeheure Kraft, die in den Gelenken steckte.
    Alles war still, nachdem die Patrouille angehalten hatte.
    Er nahm einen optischen Impuls auf – das Mondlicht spiegelte sich auf der
langen Reihe der silbernen Körper. Ein kurzer Befehl ging an seine Kameraden.
Sie verstanden sofort. Lautlos bewegten sie sich weiter. Sie befanden sich auf
einer schmalen Hochfläche, mit Bambushalmen bewachsen. Die Stämme
knackten laut in der Stille, als sich die Kolonne durchkämpfte. Der Boden
wurde sichtbar, er war mit den glitzernden Spuren verschiedener Mineralien bedeckt.
    »Ich kenne dieses Stück Land nicht. Sind wir noch auf unserem Gebiet?«
    Dieser Impuls wurde Thighe von einem seiner Gruppe übermittelt. Der Rottenführer
ließ die Karte dieses Bodenstreifens durch sein Hirn rollen und verglich
die Merkmale. Der Ultrarotvorsatz seines Auges half ihm entscheidend. Drei Sekunden
später hatte er die Frage analysiert und sagte zurück, dass sie sich
noch nicht auf dem Hoheitsgebiet Tyranes befanden. Jetzt verbarg die Nacht Dinge,
die sonst ohne jedes Geheimnis dem Blick sichtbar waren. Sie schluckte die Geräusche
der Patrouille und gab einige Laute zurück – Töne erschreckter
Vögel, Flüchten des Wildes und Rascheln davoneilender Nattern –
und verstärkte damit einen Eindruck, der Thighe nicht zugänglich war.
    Der Anführer der Riesenspinnen zeigte sich verwirrt, da sein Hirn nicht
darauf eingerichtet war, irreale Eindrücke zu verarbeiten. Seit zehn Jahren
konnte er sein Verhalten nur nach einer Menge von Regeln, Befehlen oder Anordnungen
ausrichten. An diesem Tage hatte er mit seinem eigenen Auge zum ersten Mal seinen
zweckmäßigen Körper erblickt und ein gewisses, stolzes Ichbewusstsein
entwickelt. Er benötigte für Operationen, die sich mit Phantasie oder
Intuition durchführen ließen, eine bestimmte Art von Informationseinheiten,
die er nicht besaß. Er wusste aber, dass man – wer? Aber nicht er!
– solche Überlegungen anstellen konnte.
    Vor ihnen lauerte etwas, das sie nicht kannten. Thighe stellte Überlegungen
an. Er konnte diesen Gang abbrechen. Aber programmiertes Pflichtbewusstsein
trieb ihn an. Er wandte sich nach rechts und gab unhörbar das Zeichen zum
Aufbruch.
    Sie folgten der Spur eines großen Tieres, das eine Gasse durch die Bambushalme
getrampelt hatte. Jetzt liefen sie parallel zur Grenzmarkierung. Vierzig Meter
jenseits dieser gedachten Linie begann das Gebiet, in dem sie nichts mehr zu
suchen hatten. Eine unsichtbare Grenze trennte den Planeten in zwei annähernd
gleiche Hälften. Eine Hälfte gehörte Tyrane, die andere Auxilly.
    Thighe blieb

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