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Das zweite Imperium der Menschheit

Das zweite Imperium der Menschheit

Titel: Das zweite Imperium der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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wurde.
    Nichts, was auf diesem Planeten, wenigstens auf dieser Hälfte, geschah,
wurde Auxilly vorenthalten. Er war verantwortlich für jede Handlung. Wer
war Auxilly?
    Thighe – wie alle seiner Rasse – war nur Figur eines planetenweiten
Spieles, das zwischen zwei Partnern gespielt wurde. Aber es waren keine Partner
mehr. Sie waren verbissene Gegner geworden. Thighe kannte Auxilly nur als Symbol,
unter dem alles Leben hier ablaufen musste. Es war das gleiche Symbol, das ihre
Schrift auch als Ausdruck für »Dienen« benutzte. Ein schmaler
Spalt öffnete sich in der grauen Wand.
    »Archiv: kommen!«, sagte Thighe nahezu lautlos.
    Eine Mattscheibe bildete sich in der Wand. Undeutlich zuerst, dann klarer, erschien
eine Landkarte. Sie wurden von der Grenzlinie in zwei Teile zerschnitten. Ein
Ausschnitt vergrößerte sich, während Thighe erklärte.
    »Hier Thighe, Rottenführer der Gruppe dreiachtzehn. Gebiet: Sektor
mikno zu Sektor quat. Datum: ...« Nach dreißig Minuten hatte Thighe
die gesamten Erfahrungen der gestrigen Nacht weitergegeben und konnte gehen.
Die Tür schob sich auf, während die Farben verblassten. Jede Einzelheit
des Geschehens wurde registriert und gespeichert. Auxilly würde später
einen kurz gefassten Bericht erhalten.
    Thighes Beine führten eine exakte Drehbewegung aus. Er lief über den
Hof, verschwand im Schatten einer Vorhalle. Seine Augen – auch die Optiken
auf den Gelenken seiner Spinnenbeine – erfassten einen ungewöhnlichen
Eindruck: Weit über ihm, fast außerhalb seines Sehvermögens,
bildete sich im purpurnen Firmament ein strahlend weißer Streifen. Die
Daten, die Thighe erhalten hatte, ließen nur einen einzigen Schluss zu.
Es war eines der ersten Raumschiffe, die Auxilly bauen ließ. Es schien,
dass das Ende, nach dem sie sich alle sehnten, näher gerückt war.
Sie würden wieder eine Bestimmung haben. Vor Thighe zerteilte sich der
Strahlenvorgang, der jedes andere Wesen getötet haben würde, und ließ
ihn ein. Thighe durchlief einen beleuchteten Gang und begab sich an seinen Ruheplatz.
Die acht Beine falteten sich langsam unter dem Ellipsoid des glänzenden
Körpers zusammen. Der Greifer fasste nach einem bestimmten Kabel und schloss
einen Kontakt. Dann schaltete sich Thighe selbsttätig auf halbe Leistung.
Für ihn hatte jetzt der Schlaf begonnen. Seine stählernen Gelenke
ruhten sich aus.
    Aber es war nicht die lichtlose Nacht des Planeten.
    Tief im Innern seines Robothirns begannen Computerelemente ihre Arbeit. Sie
warteten auf neue Daten, mit denen sie durch viele Kabel versorgt wurden. Die
Informationen sollten Thighe auf den Zeitpunkt vorbereiten, an dem er mit den
neuen Herren zusammentraf. Die unzähligen Wesen vom Typ Thighes und die
Soldaten warteten, bis ihr Planet von den Herren besucht wurde oder aber die
Raumschiffe Auxillys einen Planeten entdeckten, der von den Herren bewohnt war.
Denn alles hier auf dieser Hälfte des Planeten war einzig und allein zu
einem Zweck geplant und gebaut worden – um zu dienen. Denn Thighe war ein
Roboter.
     
    Hochprozentige Nährlösung wurde erwärmt und flutete ständig
durch die Kapillargefäße des Hirns. Die Aufbaustoffe versorgten Zellen,
die ihre unermüdliche Arbeit leisten mussten. Nach einem klug eingeteilten
Zeitplan war wieder der Moment gekommen, an dem das Hirn aus seinem Erholungsschlaf
erwachen sollte. Wieder waren zehn lange Stunden vergangen. Langsam fühlte
Auxilly sein Bewusstsein zurückkehren. Er konnte die angenehme Wärme
spüren, die von der gläsernen Schale ausgestrahlt wurde. Die Schale
lag über den ungeschützten Hirnhäuten; unsichtbare Reizspannung
pulsierte in geordneten Wirbeln. Der Ablauf des Lebens durfte nicht gestört
werden. Das Hirn Auxillys wusste, dass es geschlafen hatte. Jetzt erwachte der
Herr über einen halben Planeten aus dem robotisch gesteuerten Halbschlaf.
    Ein Elektronikauge warf einen Blick nach draußen: Abend. Das Bild
zeigte die Gegend der Stadt. Die Siedlung lag innerhalb einer Landzunge, die
sich bewaldet und mit den Mündungen dreier Flüsse ins Meer schob.
Dort breitete sich ein Riesenkreis aus, der viertausend Gebäude umfasste.
Je vier von ihnen umschlossen einen Hof, der irgendeinem anderen Zweck diente:
Die Stadt mit den tausend Höfen.
    Irgendwoher drangen Geräusche an die Gehörzellen – eine Kolonne
Robots säuberte die Rasenflächen vor dem Gebäude des

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