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Das zweite Imperium der Menschheit

Das zweite Imperium der Menschheit

Titel: Das zweite Imperium der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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schon seit langer
Zeit gegeneinander. Wer würde siegen? Die Antwort war völlig offen.

 
     
     
14.
     
    CHRONIST: Oliver Sevenaer XXXII.
    GESCHICHTE DES II. IMPERIUMS
     
    Robot-Handschriftliches Original;
    Auszüge aus den »Marginalien über Sachen und Personen«
     
    Shemnouk von Rostrova Neun lag bewegungslos im Schalensessel. Seine acht Augen
versuchten, hinter die verwirrenden Muster der Bücherrücken zu blicken.
Als der erste Mann der Expedition den Raum betrat, erlosch dieses Interesse
vorübergehend und richtete sich auf Louis Baricad. Die gepflegte
Hand von Darryl Sonderholm junior streckte sich dem Kapitän entgegen. Baricad
sah den Imperiumsbeamten prüfend an, dann schüttelte er die Hand kräftig.
Neben Sonderholm stand schweigend ein Mann in der Uniform eines Flottillenchefs
des Zweiten Imperiums.
    »Dieser Spezialist«, sagte Sonderholm betont, »Eric Allman-Ward,
wird mit seinem Geleitzug in Bereitschaft liegen und auf Ihre ersten Meldungen
warten. Wenn es notwendig erscheint ...«
    Der Blick Baricads ging zu Allman-Ward. Der sagte hart und fast drohend: »...
wenn es notwendig erscheint, werde ich mit der geballten Kraft aller
meiner Schiffe eintreffen und den Planeten besetzen. Ich habe darin jede Menge
Erfahrung.«
     
    Mai 3898: Baricad griff lässig in eine Brusttasche, zündete
sich eine Narkorette an und warf die zerbeulte Packung in eine Schale. Shemnouk
betrachtete die Männer. Sein hoch entwickelter Instinkt nahm die Feindschaft
auf, die zwischen Baricad und Allman-Ward schwelte; hätte er lächeln
können, so würde Shemnouk es getan haben. Es war schwer, dem Blick
des hoch gewachsenen Kapitäns standzuhalten. Der Militärführer
wurde sichtlich unruhig.
    »Wenn es notwendig wird«, betonte Baricad und stäubte
die Asche von der Narkorette, »werde ich entscheiden. Natürlich
bleibt die Möglichkeit, dass wir Ihre geschätzte Hilfe brauchen können.
Sie werden es rechtzeitig erfahren!«
    Das Gesicht Allman-Wards wurde bleich, dann schlich sich eine gewisse Röte
in die Wangen. Seine Hand schloss sich um das Leder des Gurtes.
    »Ich finde, Kapitän Baricad«, würgte er hervor, »dass
Ihr Ton reichlich arrogant ist. Schließlich sitzen wir in einem Boot!«
    »Sicher«, gab Baricad zurück. Er zählte langsam, so, dass
der Flottillenchef es merkten musste, dessen Auszeichnungen. Es waren nicht
wenige. »Aber nicht in einem Raumschiff. Ich möchte nicht,
dass Sie das Boot zum Kentern bringen mit Ihren 9000 Mann und 2000 Lasergeschützen.
Wir sind nicht zum Überfallen da, sondern zur Herstellung von Kontakten.
Und da mein Schiff zuerst starten und zuerst ankommen wird, werde ich bestimmen,
was geschehen soll.«
    Es schien, als wolle sich Allman-Ward mit erhobenen Fäusten auf Baricad
stürzen. Louis wippte leicht auf den Spitzen seiner eleganten Stiefel,
während er Rauchringe ausstieß. Allman-Ward stand am Rande seiner
Selbstbeherrschung. Shemnouk brach das Schweigen und griff ein.
    »Sie wissen sicher, Allman-Ward, dass Kapitän Louis Baricad der einzige
Überlebende der Rostrova-Sieben-Expedition ist. Über das Gemetzel
und Baricads nachfolgende Odyssee sind vom Informationsdienst drei Bücher
erschienen. Sollten Sie etwa keines davon gelesen haben?«
    Die seltsame, helle Stimme des Wesens von Rostrova Neun mit seiner unbetonten
Aussprache stand im krassen Gegensatz zur Wichtigkeit der Aussage. Allman-Ward
fuhr herum. Er hatte Shemnouk nicht bemerkt.
    »Was ist das?«, fragte er aufgeregt. Baricad lächelte Shemnouk
zu.
    »Das ist eines der interessantesten Wesen, die jemals mit dem Zweiten Imperium
zusammen gearbeitet haben«, sagte Sonderholm junior leise. »Shemnouk
ist der Speicher der Expedition. Es gibt fast nichts, was das Imperium über
Menschen, Sternvölker und neu entdeckte Planeten weiß, das nicht
in der Erinnerung der Rostrovier enthalten ist. Shemnouk ist der sechste Mann
dieser Gruppe.«
    »Überaus interessant«, sagte Allman-Ward ironisch. »Warum
nimmt man keine biopositronischen Geräte, die denselben Zweck erfüllen?«
    »Weil«, erklärte Shemnouk mit hoher Stimme, »diese Geräte
nichts taugen im Vergleich zu meinem Verstand. Ihre Folgerungen gehen nicht
weiter als bis zur nächsten, unmittelbaren Erkenntnis. Ich aber vermag
Kausalketten größerer Längen zu bilden. Außerdem bin ich
schöpferisch tätig. Behaupten Sie immer noch, dass ein Computer oder

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