Das zweite Imperium der Menschheit
sagte er nur. Ein Laser schmolz surrend eine Lücke
in den bläulichen Stahl. Als Rauch und das Sprühen der Metalltropfen
vergangen waren, nahm die eintretende Stille den Raum in ihre beklemmenden Fänge.
Der Kampf näherte sich dem Ende. Iron sah angespannt durch die Sichtluke.
Langsam senkte sich die mächtige Platte. Sie schwankte nach hinten, kippte
und schlug mit gewaltigem Donner auf den Boden. Der Luftzug brachte den Tank
nicht zum Beben, aber der Boden zitterte. Dahinter, im grellen Licht einiger
Strahler, erschien ein Raum im Blickfeld. Die Ketten des Panzers ruckten an
und bewegten den Koloss über die Schwelle.
Sie standen in einem Raum, der jedem in Kyberna City fast aufs Haar glich. In
dem beweglichen Apparat, in dem auf Gammon die wertvollsten Dinge gehütet
wurden – die letzten Hirne –, befand sich Tyrane. Mitten in einer
raschen Bewegung erstarrte die Maschine und wandte den Männern ein rot
glühendes Auge zu. Ein unsichtbarer Lautsprecher heulte auf; er gab Laute
von sich, der den Männern ihr ganzes Leben unvergesslich bleiben würde.
Ein schauerlicher Wutschrei oder ein Todesheulen erklang. Aus den Augenwinkeln
konnte McConell beobachten, was geschah. Der Robot griff nach der Zieloptik
des Lasers.
Der Turm drehte sich, der Lauf des Lasers glitt höher. Alles geschah mit
tödlicher Präzision. Der Rubin auf der Spitze des Projektorkegels
wies auf die Apparatur. Diese versuchte ruckhafte Bewegungen, ohne sich jedoch
von ihrem Platz zu rühren. Noch immer heulte der Ton aufwärts und
griff nach den Nerven der Terraner. Sirrend sprang eine Maschine an.
Ein ungeheurer Blitz zuckte zum Apparat und zertrümmerte ihn. Augenblicklich
verstummte der Ton. Der zweite Panzer rollte in den Raum hinein, am ersten vorbei
und fuhr zermalmend über das, was einmal Tyrane gewesen war. Dann bewegte
er sich rückwärts aus dem Raum und verschwand. Der Tank mit den Terranern
wendete, zog seine Rohre ein und verließ den Ort des Geschehens. Eine
mächtige Stimme erfüllte plötzlich die Kabine. Auxilly sprach.
»Nun gehört euch Gammon mit allem, was sich darauf befindet. Ihr seid
die neuen Herren.«
CHRONIST: Oliver Sevenaer XXXII.
GESCHICHTE DES II. IMPERIUMS
Robot-Handschriftliches Manuskript;
Zusammenfassung und erster Versuch einer Analyse (Auszug)
»Sie fuhren jetzt auf einen Platz in der Mitte der toten Stadt. Was
nun hier rollte, flog oder kroch, waren Roboter von Kyberna City. Die
Luke des Panzers glitt auf. Die Menschen kletterten heraus und richteten ihre
Augen gegen den Himmel. Dort zogen in dreieckigen Formationen ihre Diener in
die tote Stadt ein.
Das Brummen der Flugboote verstärkte sich. Die Schiffe landeten hinter
der Stadt auf Tyranes Flughafen. Neue Flugboote tauchten auf. Die Diener traten
ihr Amt an. Louis Baricad und Iron McConell standen nebeneinander und
sahen sich an. Sie wussten, dass in diesen Tagen dem Zweiten Imperium
eine gewaltige Hilfe in die Hand gegeben worden war. Aber sie erkannten ebenso,
dass sich diese Waffe gegen die Herren selbst wenden konnte. Nicht in offener
Aggression – das konnten Robots nie –, aber schleichend. Die Aufgaben,
die bisher Menschen erfüllten, würden ihnen abgenommen werden. Dadurch
würden sie träge und ihre natürliche Kraft verlieren, die sie
bisher zu neuen Ufern getrieben hatte.
»Wir verstehen uns, Louis«, sagte Iron düster, aber gefasst.
»Ja, obwohl es niemandem leicht fallen wird.« Der Kapitän
nickte ernst. »Wir werden Konsequenzen ziehen müssen. Wir werden dann
handeln, wenn man uns schon vergessen hat.«
Der Schotte nickte. In der hereinbrechenden Dunkelheit hatte sein faltenreiches
Gesicht etwas Erschreckendes. Es war der unerbittliche Zug um seinen Mund. Die Sonne verschwand. Mit ihr versanken auch die zwei Gestalten inmitten
des Platzes. Dunkelheit brach über alles herein. Die ewigen Sterne
flammten auf.
Iron McConell sah dem Leutnant entgegen. Das Gutachten der Kontaktleute
brauchte ein halbes Jahr, ehe es niedergeschrieben werden konnte. Der Leutnant
brachte es Iron.
»Lesen Sie es. Ich hätte nicht gedacht, dass es so lang und inhaltsschwer
sein würde«, sagte er ruhig. Dann verließ er das Zimmer. Iron
begann zu lesen. Es war die objektivste und leidenschaftsloseste Geschichtsschreibung,
die er je gelesen hatte. Aber der Unterton war tragisch, aufregend, sodass jede
Zeile diesen Eindruck
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