Das zweite Imperium der Menschheit
entschlossen wir uns. Aber bis zum Start des ersten Schiffes verging
lange Zeit. Inzwischen waren andere Dinge geschehen. Von den zwanzig Hirnen
starben nacheinander achtzehn. Nur Tyrane, vor zweitausend Jahren mein Bruder,
blieb übrig. Sein Hirn wurde von einer Krankheit befallen, für die
es leider nur eine einzige Bezeichnung gibt: Wahnsinn.
Er verfiel in eine Phase völliger Selbstüberschätzung. Seine
Raumschiffe, nach Plänen anderer Hirne gebaut, sollten den Raum erobern
und andere Welten beherrschen. Er selbst konnte sich, wie ich, nicht aus seinem
Gefängnis entfernen. Der Angriff auf eure Flotte war für ihn die Bestätigung,
dass sich der Kampf lohnen würde. Ich versuchte, ihn aufzuhalten.
Ich schaffte es nie – werde es auch nie schaffen. Wir sind, was die Klugheit
anbetrifft, fast identisch. Deshalb hielten sich Kampf und Angriff stets die
Waage. Ich weiß, dass das Leben auf Gammon einen hohen Grad von Sinnlosigkeit
erreicht hat. Nichts von dem, was wir tun, und wir tun viel, hat einen tieferen
Inhalt. Der Zweck eines solchen Verstandes ist es, zu regieren; wen sollte ich
noch regieren außer Robots, die nur Befehle übergeordneter Maschinen
entgegennehmen?
Meine Untertanen: Robots. Sie herrschten nicht über Gammon, sie bewohnen
den Planeten provisorisch. Der Zweck eines solchen Geschöpfs ist, zu dienen.
Sie dienen niemandem. Jetzt haben sie endlich eine Aufgabe. Ihr werdet sie,
so wie ich euch zu kennen glaube, richtig einsetzen. Für diesen Zweck schenke
ich euch meine Hälfte Gammons.«
Die unpersönliche Stimme schwieg. Auf den Stirnen der Männer stand
Schweiß. Sie waren von der Größe jenes Geschenks überwältigt.
Iron fand zuerst seine Stimme wieder.
»Wir sind nur Vertreter, nicht einmal offiziell, eines mächtigen Reiches.
Dieses – Zweite Imperium genannt – umfasst viele Planeten und etwa
dreitausend Milliarden Einzelwesen. Wir können dieses Geschenk nicht annehmen.
Außerdem hat das Imperium nichts, was es dagegensetzen könnte.«
Der Schotte sah direkt auf die graue Masse des Gehirns, das in rötlicher
Flüssigkeit schwamm.
»Ein kluger Mann«, sagte Auxilly ruhig, »wenn er merkt, dass
er abzutreten hat, schenkt sein Vermögen seinen Nachfolgern. Kann er erwarten,
dass er noch an ihrer Dankbarkeit teilhaben kann?«
Shemnouks Stimme zerschnitt das lastende Schweigen.
»Du bist weder tot noch wirst du sterben, wenn du es nicht selbst willst.
Warum sind gerade wir, eine zufällig zusammengewürfelte Gruppe, zu
deinen Nachfolgern ausersehen?«
»Ihr seid intelligent, wart die ersten, seid jung und kraftvoll. Was steht
uns noch im Wege?«, antwortete Auxilly.
»Begreifst du denn nicht«, sagte Assandoa unruhig, »dass uns
diese Geste zu groß ist. Wir sind nicht gewohnt, dass man uns ohne Gegenverpflichtung
einen halben Planeten zum Geschenk macht.«
»Genau das ist es«, entgegnete Auxilly. Eine heitere Ruhe schwang
plötzlich in der Maschinenstimme. Oder täuschten sich die Männer?
»Ich habe euch einen halben Planeten geschenkt. Die andere Hälfte
werdet ihr euch erst holen müssen. Außerdem übernehmt ihr auch
die Verpflichtung, Gammon zu erhalten. Das werdet ihr nicht können, solange
das Hirn Tyranes lebt.«
»Das stimmt«, warf Shemnouk ein.
»Außerdem«, fuhr Auxilly fort, »wird er kämpfen bis
zur letzten Sekunde. Er ist weder müde noch begierig, seine Verantwortung
abzulegen – wie ich!«
»Wir können uns den Rest holen«, mischte sich Assandoa ein, »du
sahst, wie wir den Angriff aufgehalten haben – aber wer sagt uns, dass
es unser Recht ist?«
»Mit eurem Handeln habt ihr fast die halbe Hauptstadt Tyranes zerstört
– meine Geräte sagten es mir. Es sind eure Kraft und Stärke,
die euch zu Anführern machen. Tyrane kennt nur ein Ziel – absolute
Herrschaft. Er wird ständig versuchen, euch zu vernichten. Der Kluge soll
versuchen, diese Bestrebungen aufzuhalten!«
Auxilly schwieg.
»Aber wer sagt dem Klugen, ob er dazu berechtigt ist?«, fragte Iron
ruhig. In der Tiefe seines Bewusstseins regten sich unaussprechliche Vermutungen.
»Der innere Befehl!«, entgegnete Auxilly kurz. Baricad und Iron standen
gleichzeitig auf. Der Schotte und der Kapitän sahen sich an, lächelten
kurz und verbeugten sich zum Gerät hin, in dem das Hirn des Gammoniers
ruhte.
»Wir danken dir, Auxilly. Wir werden jetzt gehen und das andere Hirn zu
vernichten versuchen.
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