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Das zweite Imperium der Menschheit

Das zweite Imperium der Menschheit

Titel: Das zweite Imperium der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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unterstrich. Ein Sternenvolk degenerierte, raffte sich
zweimal auf und musste zusehen, wie sie selbst starb.
    Ein Planet wurde dergestalt verwaltet, dass er nur noch auf Bewohner wartete,
die ihn besiedeln sollten. Bibliotheken voller einschlägiger Bücher
waren gelesen worden, fotografische Darstellungen rekonstruierten minuziös
jede Einzelheit des Zerfalls. Man baute die ersten Roboter, die Fabriken bauten,
die Roboter produzierten. Der Planet war mit jeder Art von Gütern gesegnet.
Sie benötigten nur Mineralien für Kunststoff, Wasserkraft für
Elektrizität und Metall für die Körper. Das war alles. Und dann
warteten sie. Schier ewige Zeiten.
    Eines Tages versuchten sie, ein Raumschiff zu bauen. Es gelang ihnen nicht.
Bessere Maschinen wurden hergestellt. Sie versuchten erneut, ein Raumschiff
zu bauen. Und diesmal gelang es. Die feindlichen Hirne bekämpften sich gnadenlos, während sie ihre verschiedenen Ideen verfolgten. Endlich
startete das Schiff. Es explodierte in der Lufthülle. Wieder warteten die
Maschinen – wieder konstruierten sie Schiffe. Sie wollten nichts als dienen,
aber sie fanden niemand, dem sie ihre Hilfe anbieten konnten. Die Maschinen
merkten nichts von den hoffnungslosen Gedanken Auxillys. Bis dann eines Tages
die ersten drei Schiffe gestartet wurden.
    »Der Rest ist bekannt«, murmelte Iron und schlug die letzte Seite
um. In einigen Tagen würde die reparierte TUTMOSIS starten, mit Britt Gordon
und Louis Baricad an Bord, mit Assandoa, Perera und Shemnouk. Er, Iron, würde
mit ihnen fliegen. Sein Gepäck waren drei Roboter; jene, die ihren menschlichen
Herren nachgebildet waren. Das Geschenk an das Zweite Imperium.
    »Seht«, dachte der Techniker laut, »ich bin Pandora. Ich bringe
ein Geschenk der Götter für die Menschen. Wer öffnet meine tödliche
Büchse?«
    Aber wer kannte noch diese Sage aus dem archaischen Griechenland? Dreihundert
Jahre später erfüllte sich seine Prophezeiung. Aber bis dahin war
sein Name kein Begriff mehr, und das war gut so.

 
     
     
18.
     
    CHRONIST: Oliver Sevenaer
    GESCHICHTE DES II. IMPERIUMS
     
    Selbstdarstellung:
    Von den Werkzeugen und Waffen des Chronisten (Auszug)
     
    »Der Roboter wartete geduldig, kannte weder Ungeduld noch war er einer
anderen menschlichen Regung fähig, obwohl er eine der vollendeten Schöpfungen
darstellte, die das Hirn des Planeten Gammon in Zusammenarbeit mit dem Team
des ENIGMA-Schiffes TUTMOSIS hervorgebracht hatte. Die Maschinerie dieses Planeten
versorgte unablässig – getreu ihrem Programm, einer intelligenten
Rasse zu dienen – das Zweite Imperium mit Robotern. Die feingliedrigen
Finger der Maschine waren nur für einen einzigen Zweck geschaffen worden:
    (Noch suche ich nach einem Namen für meine bezaubernde Assistentin, deren
Vollkommenheit zweier wissenschaftlich-technischen Systeme entstammt). Sie
schrieben mit einem besonderen Federhalter und einer Spezialflüssigkeit
auf kostbares Papier. Der Robot verwendete dazu eine Schrift, die seit einigen
hundert Jahren die Universalschrift des Zweiten Imperiums darstellte. Er wandte
den Kopf und sah mich, seinen Herrn, fragend an. Der Augenaufschlag ist in der
Galaxis einzigartig. Es war still in dem großen Raum, der den Geruch jahrhundertalter
Tusche verströmte.
    »Schreibe ...«, sagte ich, der alte Mann. Jetzt huschte,
sichtbar nur für die Winzigkeit eines Augenblicks, die Andeutung eines
nachsichtigen Lächelns über meine Züge. Ich blickte sinnend aus
dem Fenster, das die gesamte Wand des Raumes ausfüllte.
    »Ja, Herr«, sagte der Robot leise, »ich warte ...«
     
    Juli 3917: Die Flammen loderten auf. Carid sah mit unbeweglichem
Gesicht zu, wie das grell lodernde Feuer die Papiere, Datenträger und Holochips
vernichtete. Er saß vor dem offenen Kamin, hatte die Füße in
einer Art Yoga unter sich gezogen und beseitigte den Rest seiner wertvollen
Aufzeichnungen. Die schlanken Finger des Eurasiers suchten zwischen den einzelnen
Aufzeichnungen. Blatt für Blatt schwebte hinunter in die flackernden Flammen.
Kleine Stückchen verbrannter Folie flogen auf und wurden vom Luftstrom
hochgerissen.
    Im Raum war es unnatürlich still. Es dauerte Stunden, bis Carid seine Notizen
durchgesehen hatte. Eine farbige Fotografie hing an der Wand. Es war eine Aufnahme
des toten Serai Ho, der vor wenigen Jahren mit einem Schiff abgestürzt
war. Sein Sohn war auch Biologe

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