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Das zweite Imperium der Menschheit

Das zweite Imperium der Menschheit

Titel: Das zweite Imperium der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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sich. Ordin bot ihm eine Narkorette
an; dankend nahm sie der Schotte.
    »Zuerst möchte ich einmal erfahren, was auf dem Schiff los war. Fasse
dich kurz, ich ahne schon einiges.«
    »Pass auf«, sagte Louis angeregt. »Ich flog allerlei Manöver,
bis ich den freien Raum erreicht hatte, dann konnte ich pausenlos springen.
Wir erreichten den Halo der anderen Galaxis, und dort begannen die Schwierigkeiten.
Neun der zehn Androiden sprangen sofort an ihre Plätze, nicht, ohne sich
sehr nett von mir zu verabschieden. Aber der zehnte, es war diese Wasserschlange
mit Händen und sechs Ohren, kam sofort zurück. Er war krank. Irgendein
Fehler in seiner Ausstattung musste sich bei der zweiten telekinetischen Bewegung
gezeigt haben.«
    »Was wir herausbekommen haben, ist folgendes: Eine Störung in der
bioelektrischen Aktivität seiner Hirnzellverbände führte zu einer
lang anhaltenden Störung«, sagte Ryan Capelt ernst. »Wir Psychologen
nennen diese Psychosen – bei denen zeitweilig oder für längere
Dauer das Orientierungsvermögen innerhalb der Realität abhandenkommt;
Pseudoerinnerungen. Alles, was dir Louis noch erzählen wird, deutet darauf
hin. Es lässt sich natürlich mit unseren Mitteln errechnen, aber dazu
brauchten wir das lebende Objekt«, erklärte der Psychologe weiter.
    »Bitte Rapin darum, noch einen herzustellen – einen neuen Androiden.
Den alten habe ich mittels Starkstrom für immer aus dieser Welt entfernt«,
sagte Iron kurz und trocken.
    »Stur und hartnäckig«, führte der Kapitän weiter aus,
»weigerte er sich, seinem Auftrag nachzukommen. Er habe, sagte er mir in
vorzüglichem Standard, alles dies schon einmal hinter sich gebracht; mit
bestem Erfolg, wie er betonte, und sehe nicht ein, dass er sich dieser Prozedur
erneut unterziehen solle. Ich schrie ihn an, er solle sich entfernen –
und an dieser Stelle brach er anscheinend völlig zusammen.
    Er verschwand aus der Steuerkanzel. Im guten Glauben, er hätte sich auf
seinen Planeten begeben, startete ich und verschwand im Hyperraum. Dann war
er wieder da und griff mich an. Da ihr diesen Dingern eine gehörige Portion
Intelligenz mitgegeben habt, gestaltete sich der Rest des Fluges recht aufregend.
Ich hatte genügend zu tun, um mir den Burschen vom Leibe zu halten. Die
Spuren siehst du in der Kabine.«
    Iron nickte bekräftigend. »Da ihn der Laser nicht zerstören,
ihm aber Schmerzen zufügen konnte, war er meine einzige Waffe. Ich konnte
nicht schlafen, denn sonst hätte der Androide mich überwältigt.
Also versuchte ich, ständig wach zu bleiben. Wenn du das zehn Tage lang
durchhalten kannst, bist du hundemüde, das kann ich dir versichern.«
    Alles lachte. Auch Iron, der den grauenhaften Ernst hinter den ironischen Worten
erkannte, lächelte schwach.
    »Das Furchtbarste war, dass er mich beinahe einige Male überwältigte.
Ich war gerade über dem Steuerpult eingeschlafen, als mich seine Nähe
weckte. Mit dem Laser konnte ich ihn vertreiben.«
    »Dieses Verhalten eines Geisteskranken – hier eines idiotischen Androiden
– nennen wir mit dem Sammelbegriff fausse reconnaissance. Der Begriff
aus einer Regionalsprache Terras hat sich bis heute erhalten«, sagte abschließend
der Psychologe.
    »Das ist sehr aufschlussreich, Ryan«, meinte Iron lachend. »Nur
nutzt uns das jetzt herzlich wenig.«
    »Ich verstehe«, murmelte der Psychologe, »aber die Grundzüge
der neuen Maschine habe ich Baricad noch immer nicht erklären können.
Wir kamen nicht dazu. Willst du die Zusammenstellung hören, Iron?«
    »Ja«, sagte der Techniker und drückte seine Narkorette aus. »Ich
lernte bisher aus Zeitmangel nur technische Teilgebiete der Maschinenanlage
kennen. Schieß los.«
    »Die Idee stammt von meinem Herrn Sohn. Bedankt euch bei ihm. Über
die Idee, andere Menschen in Massen zu beeinflussen, sind schon Hunderte theoretischer
Bücher geschrieben worden, aber die Praxis ist schlicht gesagt – furchtbar.
Ihr werdet mir zustimmen, wenn ich sage, dass jeder Mensch – ohne eine
einzige Ausnahme – über sich selbst voller Illusionen ist. Und da
dieses Bild, von ihm selbst entworfen, immer schmeichelhaft ausfällt, ist
es unrichtig. Aber kein Mensch könnte über sich die genaue Wahrheit
erfahren – die klinisch reinen Tatsachen –, ohne darüber wahnsinnig
zu werden.
    Sage einem Menschen, was er ist, wie schlecht oder hinterhältig; du kannst
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