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Das zweite Imperium der Menschheit

Das zweite Imperium der Menschheit

Titel: Das zweite Imperium der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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niedere
Gewächse wie grüne Teppiche. In diesem Kreis waren sechs viereckige
Alleen aus langen, spitzgipfligen Bäumen angepflanzt. Sie schnitten sich
an den Kanten und bildeten so aus der Höhe ein geometrisches Muster von
merkwürdiger Exaktheit.
    Der viereckige Tempel, in der Ecke eines Baumquadrats, und der gelbe Felsen
bildeten die baulichen Kontraste dieser Kultstätte. Die Männer glitten
vorsichtig die Leiter hinunter, entsicherte Laser in den Händen. Sie waren
gerüstet. Jeder trug ein kleines Funkgerät am Gürtel, einen Satz
Reserveladungen der lautlosen Lichtwaffe und eiserne Rationen. Ihre Körper
steckten in praktischen Kunststoffanzügen; zweckmäßige Stiefel
und Handschuhe schützten Füße und Hände, eng anliegende
Kunststoffhelme die Köpfe. Kaum, dass sie den Sand betreten hatten, glitt
hinter ihnen die Luftschleuse zu. Das feine Lächeln Aidons fiel niemandem
auf. Er hatte sein Funkgerät über dem Bordschrank auf die Welle des
Polizeisatelliten abgestimmt und konnte so jederzeit Hilfe herbeirufen.
    Sie zogen sich zu einer geschwungenen Kette auseinander und gingen auf den gelben
Felsen zu. Etwas verbarg sich hier, das wusste Aidon, aber er konnte sich nicht
denken, was es war. Er schritt weiter aus. Die Männer rechts und links
neben ihm spürten das gleiche – die Unruhe übertrug sich wie
Fieber von einem auf den anderen. Der Ernst der Situation übertrug sich
auf das Team.
    »Vier Mann übernehmen den rechten Eingang – die andere Gruppe
diesen hier. Brandon, bitte übernimm die andere Gruppe!«, ordnete
Aidon an. Steve nickte Guy zu. Mit ihm gingen Pascal, Cassian und Flamsteed.
Sie wandten sich nach links, zu der Stelle, an der die breite Rampe in den Sand
überging.
    »Wenn irgendetwas Unerklärliches vorfällt, sofort umkehren.«
    Die Stimme Guys weckte vielfältige Echos. Die Worte schienen sich in verschiedenen
Tonhöhen vervielfältigt zu haben. Flamsteed schauderte, dann riss
er sich zusammen und ging aufrecht weiter. Hintereinander betraten sie die glatte
Schrägfläche. Nach wenigen Minuten waren die vier oben. Aidon und
Amakron sahen zurück zum Schiff, Nikolayew und der Zauberer spähten
empor zu der massiven Tür, die wuchtig die Höhle versperrte. Amakron
drehte sich um. Seine Augen schlossen sich zu Schlitzen, und seine blaue Hand
steckte die Waffe zurück in die Hülle. Dann fasste er nach den Türgriffen.
    In dem Metall waren in Basrelieftechnik Wesen abgebildet, die einer Sage entsprungen
sein mussten. Die empfindlichen Saugnäpfe des Babyloniers glitten über
die Konturen, dann drückten sie sich an einigen Stellen fest. Es gab ein
seufzendes Geräusch. Langsam schwangen die beiden Flügel auf; Staub
rieselte zu Boden. Er sagte trocken:
    »Wir können hinein. Sonst hätten wir die Schlösser aufschneiden
müssen.«
    Verblüfft registrierten die anderen diesen Vorfall. Dor ging den anderen
voran. Die Dunkelheit war nach einigen Metern vollkommen. Der Gang machte einen
Knick.
    »Wir müssen uns stets vorstellen, dass hier eine Kultstätte war.
Sollten wir nach Zweckmäßigkeit oder überragenden technischen
Einrichtungen suchen, werden wir vermutlich wenig Glück haben«, erklärte
Guy Aidon und wanderte dem Strahl seiner Lampe nach. Er sprach in die Dunkelheit,
und daraus kam auch Amakrons Antwort.
    »Du irrst. Wir befinden uns in einem hoch technisierten Gebäude. Aber
alles schläft. Wir müssen erst die Technik erwecken.«
    Aidon kannte zu gut Dors schwache hellseherische Gaben, um zu widersprechen.
Außerdem war er durch das, was ihm der Schein der Lampe enthüllte,
gefesselt. Die Wände waren mit Bildern verziert; offensichtlich nichts
anderes als fotografische Abbildungen, die plastisch wirkten. Er nahm sich vor,
diese Technik, sobald er Zeit hatte, zu überprüfen. Sie gingen langsam
weiter.
    »Wir haben jetzt die dreißigste Ecke umrundet. Bald werden wir im
Mittelpunkt dieses Felsens sein. Wartet einen Moment.«
    Die unbetonte Stimme des blauhäutigen Babyloniers wirkte gespenstisch.
Vor ihnen bewegte sich schemenhaft die große Silhouette Dors. Dann vernahm
man ein Winseln, das sich immer höher schraubte – ein dumpfer Krach,
anschließend das Gleiten von Rädern auf dem Steinboden. Das Licht
erlosch, das feine Sirren einer Laserwaffe, auf Dauerfeuer geschaltet, war zu
vernehmen. Dann verwandelte sich der Gang vor ihnen in eine glutspeiende Hölle.
    Die

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