Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das zweite Imperium der Menschheit

Das zweite Imperium der Menschheit

Titel: Das zweite Imperium der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
Vom Netzwerk:
einer zuckrigen
Masse gebunden, richteten in seinen Zellen tödliche Verheerungen an. Jedes
andere Laster – Nikotinmissbrauch, Trunksucht oder Drogen anderer Art –
konnte von Ärzten des Imperiums geheilt werden. Nicht aber der Genuss von
Euphokraut. Dans Kiefer bewegten sich hin und her; die Backenzähne zermalmten
die Masse. Sie wurde mit Speichel vermengt, die Droge gelangte in den Blutkreislauf
und von dort in die Hirnzellen.
    Dan Flamsteed träumte schweißgebadet von den Dingen, die ihn und
diese Männer auf dem Planeten erwarteten. Er sah unglaublich prunkvolle
Tempel, gleißend von Helligkeit, die keine Sonne hervorbringen konnte,
glühend in unwirklichen Farben und Dimensionen, bevölkert von exotischen
Wesen seiner Phantasie. Er stand auf Sockeln, die in brünstigen Festzügen
getragen wurden. In seine Nase drang der Geruch wohlriechenden Rauchs, der ihm
geopfert wurde. Visionen von nie geschauter Klarheit, von einer Schönheit,
die selbst im Traum nie erreicht wurden, zogen an Flamsteed vorbei. Er war der
Mittelpunkt.
    Plötzlich erwachte er. Er erkannte, welch großer Täuschung er
erlegen war, als noch die letzten Bilder und Melodien des Traumes in seinem
Kopf pulsierten. Er wusste jetzt, was sie suchten. Sie suchten mit panischer
Dringlichkeit nach der persönlichen Erfüllung eines Lebens, das sie
als verpfuscht erkannten. Noch einmal wollten sie sich selbst bestätigen,
wollten sich und der Nachwelt sagen und zeigen, dass sie vollwertig waren. Flamsteed
begann zu lachen, als er sich die Männer und ihr Ziel vergegenwärtigte.
Es war Gelächter hart an der Grenze offenen Irrsinns, hoch, schrill und
schluchzend. Er kaute weiter.
     
    Am 21. Tag: Die Beute war gestellt. Nacheinander stürzten die Männer
in die Steuerkabine. Sie sahen, dass die Sichtschirme der Suchgeräte voll
waren von kleinen und großen Ortungsechos. Die Männer begannen zu
zählen. Dann riss Cassian das Schiff in einem steilen Winkel herunter.
Jetzt gab es wieder einen Horizont. Es war die Linie der Krümmung des Planeten
Dorian, dem fünften des Systems. Flamsteeds Messungen ergaben die Werte
von eineinviertel Erdschweren, also ein Verhältnis, das sie alle aushalten
würden.
    Die Bolometer, die mit Laserstrahlenbündeln von tausend Kanälen arbeiteten,
schickten detaillierte Berichte von den Oberflächen der acht Planeten zurück,
und aus den Berichten ergab sich ein mehr als interessantes Bild: Alle Planeten
gehörten einer naturgeschichtlichen Art an. Man fand auf ihnen die
gleichen Pflanzen, Tiere und annähernd die gleiche Zusammensetzung der
Atmosphäre. Der Unterschied lag in den verschiedenen Temperaturen. Die
Achsen der Planeten waren derart gelagert, dass sie sich mit jedem Fleck während
eines Jahres voll der Sonne Axarneas zuwandten. Die Körper im Perihel waren
auf ihrer gesamten Oberfläche wärmer, die Aphelwelten demgemäß
kälter.
    Die SEARCHER stürzte sich wie ein Meteorit in die Lufthülle. Das Schiff
raste in großer Höhe geradlinig mit der Erdoberfläche dahin.
Acht Augenpaare und etliche Dutzend empfindliche Instrumente beobachteten die
Landschaft. Das Meer glitt in einen weißen, schier endlosen Strand über,
der, weiter äquatorial gelegen, in einem schroffen, schwarzen Gebirge endete,
an dessen Fuß sich schäumend winzige Brandungswogen brachen. Die
Männer suchten nach großen Siedlungen.
    Aber sie fanden nicht viel; nur leere Plätze und überwucherte Städte,
die der Dschungel fast wieder gefressen hatte. Sie drehten die Nase des Schiffes
und versuchten willkürlich eine andere Route. Sie hatten erste Erfolge,
als sie die großen Sternstraßen sahen. Reste breiter Straßen
zogen sich quer über einen Teil eines Kontinents. Sie waren überwachsen;
an der Farbe und der geringen Höhe des Bewuchses konnten die Raumfahrer
erkennen, dass es sich um Wege handeln musste. Sie folgten einer Straße,
die einmalig in ihrer Anlage war. Sie führte geradlinig auf ein Ziel zu.
Nichts hielt sie auf, weder Flussläufe noch Berge.
    Die SEARCHER ging tiefer und wurde langsamer. Sie sahen die Schatten weißer,
schlingpflanzenüberwucherter Steinpfeiler, an denen ihre Optiken Großbuchstaben
erkennen ließen. Sie sahen andere Straßen. Am Horizont musste der
Schnittpunkt sein. Noch langsamer hielt Cassian das Schiff über dem riesigen
Stern, der, wie sie nachzählten, neunzehn lange Straßen in sich

Weitere Kostenlose Bücher