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Das zweite Königreich

Das zweite Königreich

Titel: Das zweite Königreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Und darum ist es kein Wunder, daß Ihr so große Stücke auf das verdammte Pack haltet.«

Helmsby, August 1069
    »Cædmon! Cædmon, bist du wach?«
    Er schreckte aus dem Schlaf, fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare und sah sich verwirrt um. »Jetzt ja«, brummte er. Gytha regte sich schläfrig an seiner Seite. Er zog die Decke über ihre Schulter. »Komm rein, Alfred.«
    Die Tür zu seinem Privatgemach flog auf. »Es tut mir leid, Cædmon. Ein Bote ist aus Metcombe gekommen.«
    Cædmon schwang die Beine über den hohen Bettrand und griff nach den Hosen. Es ist also wahr, dachte er. Es ist genau das passiert, was der König vorausgesehen hat. Sie greifen die Ostküste an.
    »Wie viele Schiffe?« Er fühlte sich eigentümlich ruhig.
    »Drei.«
    »Weck die Männer. Alle sollen sich bewaffnet im Hof versammeln.« »Schon passiert.« Alfred reichte ihm sein rehbraunes, knielanges Übergewand.
    »Dann laß die Pferde satteln«, ordnete Cædmon undeutlich aus den Falten seines Gewandes an.
    »Auch schon passiert.«
    Cædmons Kopf kam wieder zum Vorschein, und er legte seinem Vetter für einen Augenblick die Hand auf den Arm. »Dann laß dich in Gold aufwiegen.« Er wandte sich an Gytha, die inzwischen wach war und mit großen Augen wortlos von einem zum anderen blickte.
    Cædmon lächelte, beruhigend, wie er hoffte. »Ich schicke euch Nachricht, sobald ich kann.«
    Sie nickte, und er eilte mit Alfred auf den Flur hinaus.
     
    Sie ritten, was das Zeug hielt. Cædmon, Alfred, neun Housecarls und zwei Dutzend junger Burschen, die Cædmon in seinen Dienst genommen und über den Sommer ausgebildet hatte. Jetzt würde er feststellen, was sie gelernt hatten.
    Die Nacht war mondhell, der Waldboden trocken nach der langen Sommerhitze, sie kamen gut voran. Kaum eine Stunde verging, bis sie den Dorfrand erreichten, und als sie aus dem Wald kamen, sahen sie Feuerschein.
    »O Gott, nein«, murmelte Cædmon flehentlich und zog sein Schwert. Nicht Metcombe, Gott. Nicht schon wieder.
    »Es ist nicht das Dorf«, rief Alfred hinter ihm. »Das Feuer ist am Fluß. Es muß eines der Schiffe sein …«
    Die Schlacht um Metcombe war schon in vollem Gange. Die Bauern hatten Cædmons Ratschläge getreulich befolgt und sich bewaffnet, verbargen sich hinter den Hecken ihrer Häuser und schossen aus dem Hinterhalt auf die Angreifer.
    Als Cædmon mit seinen Leuten auf die Dorfwiese kam, ging die Mühle in Flammen auf, zwei große, schattenhafte Gestalten hatten den Müller ins Freie gezerrt, vor seinem Haus auf die Knie gezwungen, und ein dritter stand mit hoch erhobenem Schwert vor dem erleuchteten Nachthimmel und machte Anstalten, dem Müller den Kopf abzuschlagen.
    Noch im gestreckten Galopp nahm Cædmon die Rechte vom Zügel, ließ die vorbereitete Schleuder über dem Kopf kreisen und den Stein dann herausschnellen. Er konnte nicht sehen, wo genau er den Dänen getroffen hatte, jedenfalls fiel ihm das Schwert aus der Hand, und er sackte zusammen. Die beiden, die den Müller gehalten hatten, ließen von ihrem Opfer ab, wirbelten herum und zogen die Schwerter.
    Im Feuerschein der brennenden Mühle sah Cædmon weitere langhaarige, dunkel gekleidete Gestalten auf die Wiese eilen.
    Er wandte sich kurz an seinen Vetter. »Nimm zehn Mann und durchkämm das Dorf. Versuch, sie hierher zu treiben. Die Dorfbewohner sollen bei ihren Häusern bleiben und ihre Familien schützen. Beeil dich!«
    »Ja, Cædmon.«
    Das Scharmützel währte nicht einmal eine Stunde. Cædmon konnte kaum fassen, wie leicht es war. So anders als die erbitterten Schlachten in irgendwelchen namenlosen Mooren und Flußmündungen, von denen sowohl die Dichtung als auch die Dorfältesten so gern erzählten, Schlachten, in denen Dänen und Engländer sich wütende Schwertkämpfe lieferten und sich gegenseitig bis auf den letzten Mann aufrieben. Auch in Metcombe wurde hart gekämpft, sowohl Alfred als auch einer der älteren Housecarls wurden verwundet, aber die Männer des Dorfes stifteten mit ihren tückischen Pfeilen solche Verwirrung unter den angreifenden Dänen, daß diese sich bald zum Ufer des Flusses zurückzogen. Auf so erbitterte Gegenwehr waren sie einfach nicht gefaßt gewesen.
    Cædmon verfolgte sie mit seinen Männern bis zum Fluß und tötete vier oder fünf der flüchtenden Wikinger mit der Schleuder. Nicht nur das verkohlte Wrack, sondern auch ein zweites der drei Angreiferschiffe blieb am Ufer des Ouse zurück. So viele Dänen waren gefallen oder lagen verwundet

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