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Das zweite Königreich

Das zweite Königreich

Titel: Das zweite Königreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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das gewinnende Lächeln war das gleiche. »Ja, ich bin sicher, Etienne hätte allerhand darum gegeben, heute hier zu sein, statt mit dem König im Maine. Aber wenigstens seine Frau ist gekommen, um die fitz Osbern-Delegation zu verstärken.« Er sah kurz über die Schulter. »Aliesa? Hier ist Cædmon of Helmsby.«
    Sie entschuldigte sich bei den bretonischen Freunden des Bräutigams, mit denen sie geplaudert hatte, und wandte sich lächelnd um. »Cædmon! Wie schön.«
    Er verneigte sich sparsam. Wie immer brachte es ihn aus der Fassung, ihr nach längerer Trennung plötzlich gegenüberzustehen, aber ihr Beispiel an wohldosierter Höflichkeit machte es ihm immer leicht, ungezwungenzu wirken. »Ich hoffe, Ihr hattet einen angenehmen Sommer in Herefordshire, Madame?«
    Sie machte eine kleine, wegwerfende Geste. »Oh, es war grauenhaft langweilig auf dem Land. Aber ich nehme an, jetzt, da der König nicht in England ist, war es am Hof auch eher ruhig, nicht wahr?«
    Er nickte. »Beschaulich. Beinah ein bißchen eintönig. Eure Schönheit hat uns gefehlt, Madame.«
    Er sagte es beinah zerstreut; ein abgedroschenes Kompliment ohne alle Bedeutung, das viele Männer vielen Frauen machten, egal ob schön oder häßlich. Sie bedachte es mit dem gekünstelten Lächeln, das es verdiente, hob nur für einen winzigen Moment die Lider und sah ihm in die Augen. Der Blick dauerte nicht einmal einen Herzschlag lang, aber er beantwortete alle Fragen. Fast ein Jahr war seit ihrer letzten Begegnung vergangen. Nichts hatte sich geändert.
    »Ein prachtvolles Fest, nicht wahr«, plauderte sie weiter.
    »Wunderbar«, stimmte er enthusiastisch zu, obwohl er für große Menschenansammlungen mit lauter Musik und Prasserei nicht besonders viel übrig hatte.
    »Ja, Cædmon ist ein großer Freund von Hochzeitsfeiern, solange es nur nicht seine eigene ist«, bemerkte Bischof Odo trocken und gesellte sich zu ihnen, einen gut gefüllten Becher in der Hand.
    Cædmon verneigte sich tief. »Welche Freude, Euch zu sehen, Monseigneur.«
    »O ja, darauf wette ich.« Odo lachte leise und fragte vielsagend: »Wie geht es Eurer bildhübschen Verlobten, Cædmon?«
    »Ähm … gut, soweit ich weiß.«
    »Tatsächlich? Nun ich muß gestehen, daß mich das ein wenig verwundert, sie muß die Geduld eines Engels besitzen.«
    Aliesa schüttelte mit einem kleinen Lächeln den Kopf. »Ihr bringt den Ärmsten in Verlegenheit, Monseigneur.«
    Aber Cædmon winkte ab. »Nein, nein. Mein unendliches Verlöbnis ist schon viel zu lange Anlaß zur Heiterkeit bei Hofe, um mich noch in Verlegenheit zu bringen, Madame. Alle Welt weiß schließlich, daß meine Braut lieber Euren Bruder heiraten würde und ich lieber Junggeselle bliebe.«
    »Ihr solltet sie trotzdem in absehbarer Zeit heiraten«, riet Odo. »Ehe sie grau und runzelig wird«, fügte er boshaft hinzu. »Und nun erzählt uns, Cædmon, wie geht es meinen prinzlichen Neffen?«
    Erleichtert ließ er sich auf den Themenwechsel ein und berichtete, womit sie sich den Sommer über die Zeit vertrieben hatten. »Richard und Rufus sind wahrhaft trickreiche Jäger geworden, es vergeht fast kein Tag, da sie nicht für ein paar Stunden hinausreiten. Henry hingegen hat eine merkwürdige Vorliebe für muffige Schreibstuben und Bücher entwickelt.«
    »Er ist erst sieben«, entgegnete Aliesa, um ihren geliebten kleinen Prinzen in Schutz zu nehmen. »Er wird schon noch Freude an Pferden und Waffen und all den Dingen, die ihr Männer für so unabdingbar haltet, entwickeln.«
    Odo lachte über ihr mißfälliges Stirnrunzeln und fragte Cædmon: »Und Richard und Rufus? Verstehen sie sich besser?«
    Cædmon schüttelte seufzend den Kopf. »Nein, im Grunde nicht. Sie gehen einander aus dem Wege. Wenn sie sich begegnen, sind sie höflich, aber in Wahrheit werden sie einander immer fremder.«
    »Das ist bedauerlich«, sagte Odo besorgt.
    »Ja, ich weiß, Monseigneur. Und ich habe getan, was ich konnte, um es zu ändern, aber ohne Erfolg. Sie sind einfach zu unterschiedlich. Rufus und mein Bruder Eadwig hingegen sind nach wie vor unzertrennlich.« »Nun, das ist immerhin etwas. Ich sorge mich manchmal darum, daß unser Rufus sich immer weiter in sich zurückzieht.«
    Cædmon nickte, erwiderte aber: »Ich mache mir derzeit ehrlich gesagt mehr Gedanken um Richard. Es hat ihn sehr gekränkt, daß sein Vater Lanfranc und nicht ihn in seiner Abwesenheit zum Regenten ernannt hat.«
    Odo schnitt eine beinah komische Grimasse. »Nun, richtet ihm

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