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Das zweite Königreich

Das zweite Königreich

Titel: Das zweite Königreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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sprang wieder auf die Füße, das Schwert in Position.
    Dunstan stand jenseits des kleinen Grabens, hielt einen Augenblick inne und schüttelte den Kopf. »Gib lieber auf, Cædmon«, sagte er mit der altvertrauten Herablassung.
    »Warum?« fragte Cædmon. Er keuchte ein wenig. »Willst du mir weismachen, du wolltest mich schonen?«
    »Nein. Aber ich verspreche dir, daß es schnell und schmerzlos sein wird.«
    Cædmon mußte lachen. »Oh, diese brüderliche Großmut …« Er sprang leichtfüßig über den Graben und hob seine Waffe. Die gebrochene Hand tat kaum weh, war nur taub und vollkommen nutzlos. »Wenn du mich töten willst, wirst du mich vorher besiegen müssen.« Dunstan warf seinen Schild beiseite und legte beide Hände an das Heft seines Schwertes. »Das sollte jetzt ein leichtes sein.«
    Aber Dunstan täuschte sich. Ohne die Schilde wurde der Kampf schneller und gefährlicher, und erst jetzt stellte sich heraus, wieviel wendiger Cædmon war. Dunstans beidhändige Schwertführung verlieh seinen Hieben eine solche Kraft, daß jeder tödlich gewesen wäre, hätte er getroffen, aber sie machte ihn zu schwerfällig. Cædmon tänzelte, schien keinen Herzschlag lang am selben Platz zu stehen, drehte sich wirbelnd um die eigene Achse, um Dunstan unerwartet von der Seite anzugreifen, und bald blinzelte der ältere der Brüder nervös, bewegte ruckartig den Kopf, um die Augen überall zu haben, übersah prompt einen blitzschnellen Frontalangriff und verlor sein Schwert.
    In dem kleinen Hof war es merklich ruhiger geworden. Hier und da wurde noch gekämpft, doch die Wiese war übersät mit toten und sterbenden Männern, die Schlacht beinah geschlagen.
    Cædmons Schwertspitze berührte Dunstans Brust. Reglos standen sich die Brüder gegenüber, atmeten schwer nach ihrem langen Kräftemessen und sahen sich in die Augen.
    Schließlich fuhr Dunstan sich mit der Zunge über die Lippen. »Darf man fragen, worauf du wartest?«
    »Ich habe nicht die Absicht, dich zu töten, Dunstan. Aber ich weiß nicht, wie ich dich mit einer Hand gefangennehmen soll, ohne daß du mir entwischst.«
    »Mir ist lieber, du tötest mich, als daß der Scharfrichter deines geliebten Bastardkönigs es tut.«
    »Aber ich habe diesen Kampf gewonnen, darum bestimme ich, was passiert. Im übrigen hast du gute Chancen, dein jämmerliches Leben zu behalten. Der König ist kein großer Freund der Todesstrafe. Er glaubt, ein Übeltäter sollte am Leben bleiben, damit er Zeit hat, seine Sünden zu bereuen.«
    »Das wäre in meinem Falle pure Verschwendung, weil ich nichts zu bereuen habe. Aber vermutlich möchtest du gern zusehen, wenn er mir die Hände abhacken läßt, nicht wahr?«
    »Du kannst froh sein, wenn es deine Hände sind«, murmelte Cædmon. Dann schüttelte er seufzend den Kopf. »Nein, Dunstan, ich werde nicht zusehen. Aber es wird mir auch nicht den Schlaf rauben. Ich kann dich nicht töten, weil wir das gleiche Blut haben, aber ich werde nicht mehr brüderliches Mitgefühl für dich aufbringen, als du für mich hattest.«
    Dunstan lachte sein schauerliches, heiseres Lachen. »Du kannst mich nicht töten, sagst du? Was für ein Narr du bist, Cædmon.« Und damit glitt er einen Schritt nach rechts, so daß er außerhalb der Reichweite der scharfen Schwertspitze war, und trat Cædmon mit dem Knie gegen die linke Hand.
    So plötzlich flammte der Schmerz in dem gebrochenen Gelenk auf, daß Cædmon die Luft wegblieb. Er taumelte rückwärts, sah klar und deutlich, daß Dunstan sein langes Jagdmesser zückte und zum Sprung ansetzte, aber er konnte nichts tun. Der Schreck lähmte ihn ebenso wie der Schmerz. Du hattest recht, Dunstan, dachte er atemlos, ich bin doch wirklich ein Narr. Ich konnte dich nicht töten, und darum sterbe ich von deiner Hand …
    Doch ehe Dunstan sich auf ihn stürzen konnte, wurde er von hinten gepackt und zur Seite geschleudert. Er landete auf der Seite, wollte sich wieder aufrichten, aber eine neuerliche Schwertspitze an seiner Kehle ließ ihn innehalten.
    »Earl Morcar«, krächzte Dunstan verblüfft. »Ich dachte, Ihr … Wo ist Hereward?«
    Morcar trat einen Schritt näher, ließ seine Klinge, wo sie war, und sah mit einem verächtlichen kleinen Lächeln auf Dunstan hinab. »Hereward ist geflohen.«
    Sowohl Dunstan als auch Cædmon starrten ihn ungläubig an.
    »Geflohen?« echote Cædmon.
    »Nein. Ihr lügt!« stieß Dunstan hervor. »Das ist unmöglich!«
    »Ich glaube, du vergißt, mit wem du sprichst, Dunstan of

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