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Das zweite Königreich

Das zweite Königreich

Titel: Das zweite Königreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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ich mich in deinem Bett und nicht in meinem?«
    »Tja, ich schätze, du wirst hier einquartiert, bis ihr abzieht. Es wird ein bißchen eng auf der Burg. Der Kastellan hat Etienne fitz Osbern und seinen Offizieren dein Quartier zugewiesen, aber Etienne weigert sich, in einem Raum mit dir zu wohnen.«
    Cædmon nickte und wünschte sogleich, er hätte es nicht getan. Sein Kopf fühlte sich an, als wolle er im nächsten Moment in tausend Scherben zerspringen. »Ihr könnt sagen, was ihr wollt, ich werde niemals glauben, daß Etienne sich von hinten an mich anschleicht, mich niederschlägt und im Schnee liegenläßt.«
    »Hat er auch nicht«, sagte Eadwig. »Er hat dich gefunden und zurückgebracht.«
    Cædmon stöhnte.
    »Er trug dich über der Schulter wie einen Hafersack und schaffte dich hierher«, erläuterte Wulfnoth, der als einziger in der Lage schien, die Sache von ihrer komischen Seite zu sehen. »›Schaut nur, was ich Euch bringe‹, hat er zu mir gesagt. ›Wo soll ich es abladen?‹ Auf meine Frage erklärte er, er habe dich im Rosengarten gefunden und nach kurzem, aber heftigem Ringen mit seinem Gewissen entschieden, dich nicht zum Erfrieren dort liegenzulassen.«
    »Hört doch auf, Wulfnoth«, stieß Eadwig wütend hervor. »Seht Ihr denn nicht, was Ihr anrichtet?«
    Cædmon hob abwehrend die Rechte. »Nein, Augenblick. Mir dröhnt der Schädel, und mir ist kalt, aber das heißt nicht, daß man mich wie ein rohes Ei behandeln muß. Darüber hinaus solltest du nicht vergessen, daß es Wulfnoth Godwinson ist, bei dem wir hier zur Gast sind, Eadwig, also erweise ihm gefälligst Respekt und fahr ihn nicht an, hast du verstanden?«
    »Ja, Thane«, antwortete Eadwig verdattert.
    Cædmon schwang langsam die Beine aus dem Bett, stützte sich auf seinen Bruder und stand versuchsweise auf. Es ging besser als erwartet. »Wenn es kurz vor Mitternacht ist, sollten wir zur Mette gehen.«
    »Du kannst nicht zur Mette gehen, Cædmon«, widersprach Eadwig. »Nein? Schau genau hin, dann wirst du sehen, daß ich es kann.«
    »Aber …«
    Cædmon gab sich zumindest Mühe, seinen Bruder anzulächeln. »Wer immer mich so feige niedergeschlagen hat, soll nicht die Genugtuung haben, daß du und ich und Wulfnoth Williams Mißfallen erregen, weil wir die Christmette versäumen. Wenn wir vorgeben, alles sei in bester Ordnung, bringen wir ihn um sein Vergnügen. Komm schon, Eadwig, mir fehlt doch nichts. Laß uns gehen.«
    Wulfnoth reichte ihm ein Paar Hosen, die zum Trocknen über einem Schemel nahe dem Kohlebecken gehangen hatten. »Vielleicht ziehst du dir vorher etwas an?«
     
    Die Einschätzung, ihm fehle nichts, war nicht ganz richtig. Während der gesamten Dauer der feierlichen Mette rang er mit Schwindel und Übelkeit, und im Verlaufe des nächsten Tages stellte sich eine gräßliche Erkältung ein. Über die Weihnachtsfeiertage entwickelte er die merkwürdige Angewohnheit, ständig mitten in einer Unterhaltung einzuschlafen, und nachdem er zweimal von der Bank gekippt war, wies der König ihn aus der Halle. Cædmon folgte der barschen Aufforderung nur zu gern und verzog sich in Wulfnoths Bett, das sie wieder einmal teilten, wo er sechsunddreißig Stunden nahezu ohne Unterbrechung schlief. Danach war bis auf einen hartnäckigen Schnupfen alles vorbei.
    »Ich bleibe trotzdem lieber hier und lasse mich vorerst nicht blicken«, vertraute er Rufus und Henry an, die gekommen waren, um nach ihm zu sehen. »Ich vertraue auf eure Diskretion.«
    Die Prinzen wechselten einen Blick, und Henry seufzte leise. »Ichfürchte, daraus wird nichts, Cædmon. Der König hat gesagt, wir sollen feststellen, wie es dir geht, und wenn wir nicht den Eindruck hätten, daß du im Sterben liegst, sollen wir dir ausrichten, daß er dich heute wieder in der Halle erwartet.«
    »Ah. Meine Verbannung ist schon aufgehoben? Zu schade.« Er biß in den Zimtkuchen, den sie ihm mitgebracht hatten. »Hm! Gut. Was will er denn von mir?« fragte er mit vollem Mund und schluckte, ehe er weitersprach: »Vor dem Dreikönigsfest passiert doch nichts. Die ganze Christenheit hält Weihnachtsfrieden, sogar William.«
    »Du irrst dich«, eröffnete Rufus ihm. »Wir rücken übermorgen aus und werden sehr viel eher nach Gerberoi kommen, als mein geliebter Bruder uns erwartet.«
    Cædmon machte große Augen. »Noch vor Neujahr? Wie frevlerisch. Und Roberts Spione werden es erfahren und ihn vorwarnen, wir alle versündigen uns umsonst.«
    »Nicht, wenn wir in kleinen Gruppen

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