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Das zweite Königreich

Das zweite Königreich

Titel: Das zweite Königreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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schwieg schockiert, und William lächelte spöttisch. »Was für ein Unschuldslamm Ihr manchmal seid. Habt Ihr wirklich geglaubt, ich würde ihm je wieder trauen? Denkt Ihr, ich sei mit so vielen Feinden so alt geworden, weil ich leichtgläubig oder sentimental bin?«
    »Ähm … nein. Nein, das seid Ihr nun wirklich nicht, Sire. Was … was tut Robert hier, wenn er Euer Vertrauen nicht zurückgewonnen hat?« »Das werdet Ihr schon noch sehen. Aber es war nicht Robert, über den ich mit Euch sprechen wollte, sondern Hereward.«
    Cædmon wurde unbehaglich.
    »Ihr seid der Ansicht, ich solle ihn schonen, nicht wahr?« fragte William.
    »Ja.«
    »Ihm seine Güter zurückgeben?«
    »Das wäre eine nette Geste.«
    »Darauf hoffen, daß er aus purer Dankbarkeit in Zukunft treu zu mir steht?«
    »Auf keinen Fall.«
    William drehte seinen Becher zwischen den Händen, aber er trank nicht. Er beäugte Cædmon aus dem Augenwinkel. »Also? Was schlagt Ihr vor? Ihr habt ihn eingefangen und versäumt, ihn zu töten. Ihr habt es darüber hinaus auch versäumt, ihn dem zuständigen Sheriff auszuliefern.«
    Cædmon versuchte erst gar nicht, eine plausible Ausrede vorzubringen. »Hätte ich das getan, wäre Herewards Schicksal besiegelt gewesen.«
    William runzelte die Stirn. »Und ich bräuchte mich jetzt nicht damit zu befassen. Euretwegen habe ich dieses Problem am Hals. Das mindeste, was ich verlangen kann, ist, daß Ihr es löst.«
    Cædmon antwortete nicht sofort. Er dachte nach und rief sich alles in Erinnerung, was er über Hereward wußte. Unbewußt strich er sich mit der Linken über die Brust. Schließlich sagte er: »Ich habe ihn geschont, weil er unbewaffnet und hilflos war, als ich ihn fand. Und weil ich glaube, daß es gut für Euch und für England wäre, wenn Ihr ihn als Zeichen der Aussöhnung leben ließet. Er schien gebrochen und harmlos, aber ich bin ehrlich nicht sicher, ob er das ist. Nehmt seine Söhne als Geiseln. Wenn er keine Söhne hat, nehmt ihn selbst als ›Gast‹ an Euren Hof, wie Ihr es all die Jahre mit Wulfnoth Godwinson getan habt. Nur, laßt ihn leben. Er bedeutet den Menschen so viel.«
    »Was sollte mich das kümmern?« fragte William brüsk.
    Cædmon biß sich auf die Unterlippe und wünschte, er hätte diesen letzten Satz nicht ausgesprochen. Obwohl der König durchaus ein Gewissen hatte, war es immer gefährlich, daran zu appellieren. Ehe ihmeine Erwiderung einfiel, klopfte es an der Tür, und des Königs Brüder, Robert und Odo, kamen herein. Kurz darauf folgten Lanfranc und der Bischof von Winchester, Montgomery, Warenne und die drei Prinzen. Sie sprachen über den neuen König von Dänemark, über das Maine, das nach wie vor der Zankapfel zwischen William und seinen französischen Nachbarn war, und über ein paar andere drängende Angelegenheiten, ehe der König schließlich auf sein ursprüngliches Thema zurückkam und die Versammelten befragte, was ihrer Meinung nach mit Hereward geschehen solle.
    »Laßt ihn hinrichten, Sire«, riet Warenne prompt, schniefte und fuhr sich mit dem Ärmel über die ewig triefende Nase. »Ihr habt von Anfang an zuviel Geduld mit diesen englischen Rebellen gehabt. Denkt nur an Morcar und Edwin, wie haben sie Euch Eure Großmut gedankt? Wieder und wieder sind sie abtrünnig geworden.«
    »Das läßt sich kaum vergleichen«, wandte Montgomery ein. »Seit dem Fall von Ely sind fast zehn Jahre vergangen, vieles hat sich geändert. Niemand würde Hereward heute mehr folgen, kein vernünftiger Mann in England ist mehr gewillt, gegen normannische Herrschaft zu rebellieren. Abgesehen von Northumbria, natürlich, aber dort hat Hereward keinen Einfluß. Es wäre heilsamer, ihn leben zu lassen.«
    Odo nickte zustimmend. »Ein akzeptables Risiko. Hereward ist ein alter Mann.«
    »Ich meine, Warenne hat recht, Sire«, meldete Prinz Robert sich zu Wort. »Der einzige englische Abtrünnige, der Euch kein zweites Mal verraten hat, war Waltheof of Huntingdon. All diese englischen Adligen warten doch nur auf eine neue Gelegenheit, sich zu erheben. Ihr solltet jeden, der sie anführen könnte, zumindest einsperren.«
    »Dann sollten wir mit deinem Busenfreund Edgar Ætheling anfangen«, brummte Rufus.
    Robert fuhr wütend zu ihm herum, aber ehe er etwas sagen konnte, grollte der König leise: »Nimm dich zusammen, Rufus.« Doch das belustigte Aufblitzen in seinen Augen war weder Cædmon noch den Prinzen entgangen.
    Rufus senkte reumütig den Kopf, blieb aber bei seiner

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