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Das zweite Königreich

Das zweite Königreich

Titel: Das zweite Königreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Ælfric. Geh sie begrüßen und vergewissere dich, daß sie alles hat, was sie braucht. Dann komm nach.«
    Ælfric wirkte nicht begeistert, folgte dem Wunsch seines Vaters aber widerspruchslos. Mit siebzehn war er immer noch ein Hitzkopf und oft genug ein unbedachter Draufgänger – zwei Gründe, warum Rufus ihn so gern um sich hatte und ihn nur zögerlich für ein paar Tage entlassen hatte –, aber Ælfric hatte viel gelernt in den Jahren am Hof. Manchmal dachte Cædmon, daß der Junge seine eigenen Schwächen besser kannte als die meisten anderen Menschen, und er ging mit der ihm eigenen Sturheit dagegen an.
     
    »Wie schön, daß du gekommen bist, Henry.« Aliesa reichte dem Prinzen einen versilberten Becher. Sie saßen an dem Tisch, den es seit einigen Jahren in Cædmons und Aliesas geräumiger Kammer gab, weil sie manchmal gern allein blieben und sich gegenseitig etwas vorlasen oder redeten oder musizierten. »Wie geht es deinem Vater?«
    Henry stellte den glühend heißen Becher hastig ab und wärmte sich die Hände lieber über dem Kohlebecken, das gleich neben ihm stand. »Er … na ja. Gesundheitlich geht es ihm besser. Endlich hört er auf Malachias ben Levi und hält eine strenge Diät ein. Er hat zwar nicht an Gewicht verloren, aber die Beschwerden haben nachgelassen. Das hebt auch seine Stimmung. Ein wenig.«
    Aliesa lächelte ihn warm an. »Welch ein Glück, daß er dich hat. Du und dein Bruder Rufus müßt ihm ein großer Trost sein.«
    »Ja, das glaube ich auch«, warf Cædmon ein. »Aber wie immer versteht es der König, seine Gefühle tief zu verbergen. Jedenfalls seine schöneren Gefühle.«
    Sie nickte und drückte kurz seine Hand. »Du mußt Geduld mit ihmhaben. Ihr alle müßt das. Er hat so viele Rückschläge erlitten in den letzten Jahren. Erst Odo. Dann der Tod der Königin und Prinz Roberts erneute Rebellion. Und seine Feinde haben ihm keinen Tag Ruhe gegönnt. Es ist verständlich, daß der König verbittert ist.«
    »Vielleicht erzählst du das den Leuten von Metcombe, deren Ernte und Häuser er verbrannt hat. Ich bin sicher, sie werden ihn in ihre Gebete einschließen, wenn du ihnen erklärst, wie schwer der König es hat«, antwortete Cædmon sarkastisch.
    Henry warf ihm einen unbehaglichen Blick zu. »Aber du weißt doch genau, warum er das getan hat.«
    »Ja, Henry, natürlich weiß ich das, aber deswegen muß es mir nicht gefallen, oder?«
    Als sie im vergangenen Sommer die Nachricht erreicht hatte, daß König Knut von Dänemark eine Flotte ausrüste, um England zu erobern und den Anspruch auf die englische Krone, den er geerbt zu haben glaubte, durchzusetzen, hatte der König zwei Dinge getan, um Knuts ehrgeizige Pläne zu vereiteln: Er hatte jeden Mann zu den Waffen gerufen, der ihm dienstpflichtig war, und zusätzlich Söldner in England und der Normandie angeworben, so daß er über eine größere Armee verfügte als die, mit der er selbst England erobert hatte. Da die dänische Flotte aber auf sich warten ließ und es unmöglich war, dieses ganze Heer längerfristig an einem Ort zu beköstigen, hatte der König es auf seine Güter und die seiner Vasallen aufgeteilt. So kam Cædmon zu dem zweifelhaften Vergnügen, zweiundvierzig fremde Soldaten, teilweise finstere Gesellen, unter seinem Dach zu beherbergen. Die zweite Maßnahme, die der König ergriffen hatte, war noch ein wenig drastischer: Er gab Befehl, die Dörfer entlang der Ostküste und an den Ufern der schiffbaren Flüsse mitsamt ihren prallgefüllten Scheunen in Schutt und Asche zu legen, damit die Dänen, falls sie vor dem Winter kamen, hungerten. Die Dänen waren nicht gekommen, den Hunger litten statt dessen die unglückseligen Bewohner der verwüsteten Dörfer. Der Sheriff von Norfolk, Lucien de Ponthieu, hatte die Befehle seines Königs ebenso gründlich ausgeführt wie damals in Northumbria.
    Cædmon, Aliesa und Alfred hatten für die betroffenen Dörfer, die zu ihren Ländereien gehörten, einen Notplan aufgestellt und die obdachlosen Menschen vorübergehend auf die Dörfer im Landesinneren verteilt. Die Leute aus Metcombe waren nach Helmsby gekommen. Sowohl im Ort als auch auf der Burg waren alle zusammengerückt. AberCædmons Geldreserven schmolzen wieder einmal dahin wie Schnee in der Frühlingssonne, und der König hatte die Steuern erhöht. Der Thane wußte nicht so recht, wie es weitergehen sollte.
    Henry rieb sich die Stirn. »Gott, du hast recht. Immer versuche ich, ihn zu verteidigen …«
    »Und das

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