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Das zweite Königreich

Das zweite Königreich

Titel: Das zweite Königreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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ist gut und richtig so«, sagte Cædmon mit Nachdruck. »Vor jedem anderen außer euch beiden tue ich das gleiche. Auch vor Rufus. Du bist der einzige von euch, der seinen Vater genug liebt, daß es nicht schadet, wenn du gelegentlich ein paar offene Worte über ihn hörst. Bei Rufus ist das anders und bei deinen Schwestern auch.« Denn anders als Rufus und vor allem Robert, anders als fast jeder Mann, den Cædmon kannte, hatte Henry keine Angst vor dem König. Warum das so war, hätte er nicht zu sagen vermocht, er wußte nur, daß es der Fall war, und darum konnte er mit Henry anders reden als mit Rufus.
    »Ich weiß auch nicht«, fuhr der Prinz unsicher fort und seufzte. »Manchmal … manchmal tut er mir so furchtbar leid. Er ist einsam. Dabei hat er Söhne und zumindest noch einen vertrauenswürdigen Bruder und Freunde, echte Freunde, wie dich oder Montgomery, aber trotzdem ist es so. Ich habe noch nie einen Mann gesehen, der so um seine Frau trauert wie mein Vater.«
    »Nein, ich auch nicht«, stimmte Cædmon zu.
    »Wieso habe ich das Gefühl, daß ihr beide ihn in Schutz nehmt, um einmal wieder irgend etwas zu entschuldigen, das er getan hat?« fragte Aliesa argwöhnisch.
    Cædmon und Henry wechselten einen Blick, und der Thane antwortete seiner Frau: »Die Beratungen des Hofes haben deswegen dieses Mal so lange gedauert, weil der König sich etwas ausgedacht hat, das vollkommen beispiellos ist. Ich bin mir noch nicht sicher, ob es genial oder wahnsinnig ist …«
    »Ein bißchen von beidem vielleicht«, sagte Henry.
    »Jedenfalls wird es Unmut erregen. Womöglich Schlimmeres.«
    »Was hat er vor?« fragte Aliesa. Auch sie kannte den König gut genug, um immer mit allem zu rechnen.
    Ehe einer der Männer antworten konnte, wurde ohne Vorwarnung die Tür aufgerissen, und Ælfric stürzte herein. »Vater, komm mit, bitte. Schnell.« Und als Cædmon und Henry aufsprangen, fügte er kopfschüttelnd hinzu. »Nein, ich glaube, es ist besser, du bleibst hier, Henry. Es gibt Ärger mit diesem Gesindel in der Halle.«
    Cædmon zog sein Schwert und nickte dem Prinzen zu. »Tu, was er sagt.« Dann folgte er seinem Sohn die Treppe hinunter.
    Die Halle sah immer noch aus wie Sodom und Gomorrha, aber im Innenraum des Hufeisens aus Tischen hatte sich eine kleine Freifläche gebildet, um die herum ein dichter Ring von Zuschauern stand. Cædmon drängte sich eilig hindurch, und wer ihm nicht sogleich Platz machte, bekam einen Ellbogen zwischen die Rippen.
    Vorne angelangt, erfaßte er die Lage auf einen Blick. Ein ihm unbekannter normannischer Soldat lag reglos am Boden, zwei weitere hielten Alfred an den Armen gepackt, und ein vierter, ein vierschrötiger Kerl mit Glatze, hatte dem Steward das blanke Schwert auf die Brust gesetzt. Cædmon packte den Schwertarm und riß ihn zurück.
    »Was geht hier vor? Laßt den Steward los, ihr Strolche, wird’s bald?« Statt zu gehorchen, sprang der Glatzkopf einen Schritt zurück und hob sein Schwert. Ehe Cædmon ihn fragen konnte, ob er noch bei Trost sei, griff der Normanne an. Die Zuschauer brachten sich in Sicherheit, der Ring wurde größer. Cædmon parierte den ungeschickten Schwertstoß ohne jede Mühe, konterte, und als sein Angreifer rückwärts taumelte und die Arme ausbreitete, um das Gleichgewicht zu halten, trat er ihm das Schwert aus der Hand und setzte ihm seine eigene Klinge an die Kehle. Aus dem Augenwinkel sah er eine Bewegung, und noch ehe Alfred warnend seinen Namen rufen konnte, hatte Cædmon mit der freien Linken das Wurfmesser aus dem Schuh gezogen, ließ es aus dem Handgelenk vorschnellen, und es drang tief in die Schulter des Soldaten, der sich seitlich hatte anschleichen wollen. Der Mann schrie auf, wollte die Hand auf die Wunde pressen, und als er an den kurzen Messerschaft stieß, schrie er wieder. Alfred lachte ihn aus, schickte den letzten verbliebenen Normannen mit einem beachtlichen Haken zu Boden, der Cædmon daran erinnerte, daß Ælfric Eisenfaust auch Alfreds Urgroßvater war, und zu spät, aber zu allem entschlossen stürmten Cædmons Housecarls den Ring.
    Er betrachtete sie kopfschüttelnd. »Großartig, Männer. Ich bin beeindruckt.«
    »Ähm, Verzeihung, Thane, aber wir waren so ausgehungert und …«, begann Odric, doch Cædmon schnitt ihm mit einer Geste das Wort ab.
    »Was hat das zu bedeuten?« fragte er den Glatzkopf, der versuchte,einen langen Hals zu machen, um jeden Kontakt mit der Schwertspitze zu vermeiden. Der Mann antwortete

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