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Das zweite Königreich

Das zweite Königreich

Titel: Das zweite Königreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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französischen Soldaten die Straße, die zurück hinter die Stadtmauern geflüchtet waren, als das Heer sie überfiel. Auch im Stadtinnern lagen Tote im Staub, zertrampeltes Federvieh und verendete, halb verbrannte Schweine und Ziegen. Cædmon sah kein einziges Haus, das nicht verbrannt war. Die Zerstörung war vollkommen. Selbst die steinernen Kirchen waren rußgeschwärzte Ruinen, ihre hölzernen Dächer verbrannt und eingestürzt.
    Vor einem dieser geschändeten Gotteshäuser hielt der König an und sah an der einstmals prächtigen Westfassade hoch.
    »Notre-Dame«, murmelte er. »Mein Vater hat sie bauen lassen, als er das Vexin bekam. Obwohl er sonst kein großer Kirchenstifter war. Nicht so wie ich.«
    Die Kirche stand am Rande eines großen Marktplatzes, der vollkommen ausgestorben dalag, bis ein lahmer Straßenköter mit angesengtem Fell aus einer Gasse gekrochen kam, sich geduckt vorwagte, den Bauch fast am Boden, und die blutbesudelte Leiche eines alten Mannes beschnupperte.
    Cædmon wurde schlagartig übel, und er wandte hastig den Kopf ab. Auf dieser Seite des Platzes rührte sich nichts. Hier lagen auch keine Toten. Ein heißer Windhauch erhob sich und wirbelte den Staub zu einer flachen Windhose auf. Er starrte darauf hinab, als er plötzlich an seiner Seite ein schrilles Wiehern vernahm. Sein Kopf fuhr herum. Die Bö hatte das schwelende Feuer im Innern der Kirche wieder angefacht, und mit einemmal schlugen Flammen aus der leeren Türöffnung. Frison stieg ebenso wie der große Rappe des Königs, zwei Pferde der Wachsoldaten brachen aus und galoppierten ein Stück, ehe die Männer sie zum Stehen brachten und wieder wendeten.
    Frison tänzelte ängstlich zur Seite und stieg noch einmal. Cædmon krallte die Linke ohne alle Eleganz in die Mähne, um sich im Sattel zu halten, und sah aus dem Augenwinkel, wie das Pferd des Königs bockte, hinten hochging und sein gewichtiger Reiter nach vorn geschleudert wurde.
    Dann war der Spuk vorbei, die Flammen erstarben, und die Pferde beruhigten sich wieder.
    »Alles in Ordnung, Sire?« fragte Cædmon.
    Der König saß reglos und eigentümlich zusammengesunken. Langsam hob er den Kopf und sah Cædmon an, seine Augen schienen wie vor Verwunderung geweitet. Dann zuckte sein Mund, und ohne jede Vorwarnung sackte der schwere, unförmige Körper zur Seite, rutschte vom Rücken des Pferdes und schlug hart auf den Boden.
    Mit einem erschreckten Ausruf sprangen Cædmon und die Männer der Leibwache aus dem Sattel. Cædmon erreichte den König als erster und kniete sich neben ihn.
    William lag zusammengekrümmt auf der Seite und stöhnte.
    Cædmon hob die Hand, zögerte, legte sie dann auf seine Schulter und drehte ihn mit einiger Mühe auf den Rücken.
    »Sire … was ist passiert?«
    William hatte die fette linke Hand auf den Unterleib gepreßt. »Es ist nichts«, brachte er mit Mühe hervor. »Ich bin … auf den Sattelknauf gefallen.« Er lachte atemlos. »Warum muß das verfluchte Ding auch vergoldet sein? Helft mir auf, Cædmon. Es vergeht gleich wieder.«
    Aufhelfen? dachte Cædmon entsetzt. Dazu brauchen wir einen Ochsen und eine Winde … Er sah flehentlich zu den Männern der Wache. Einer erbarmte sich und kam herbei, und sie stützten den König jeder von einer Seite. Doch kaum hatten sie ihn in eine sitzende Haltung gebracht, gab William einen gepreßten, halb erstickten Laut von sich und verlor die Besinnung.
    Ratlos und verängstigt sahen sie auf ihn hinab. Das Gesicht des Königs war pergamentbleich, beinah grau, und kleine Schweißtropfen standen auf seiner Stirn.
    »Gott … was tun wir denn jetzt, Thane?« fragte einer der Männer. »Wir holen einen Wagen und bringen den König zu seinem Zelt, was sonst können wir tun? Wir sind immerhin zu siebt, das sollte zu schaffen sein.«
St. Gervais, September 1087
    Cædmon empfing Guillaume Bonne-Ame, den Erzbischof von Rouen, am Tor des kleinen Klosters.
    »Wie geht es ihm?« fragte der Bischof und war nicht zu stolz, sich vom Pferd helfen zu lassen. Er war kein junger Mann mehr, und der Ritt hinauf auf den steilen Hügel westlich von Rouen hatte ihn angestrengt. Cædmon schüttelte den Kopf. »Furchtbar, Monseigneur. Ich habe noch niemals einen Menschen so leiden sehen. Die Schmerzen sind grauenhaft. Er … er beherrscht sich, wie es vermutlich kein anderer Mann könnte, aber wenn er einmal ein wenig Schlaf findet, wecken seine eigenen Schreie ihn wieder auf. Und so geht es jetzt seit beinah sechs Wochen.«
    »Wer

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